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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02
Autoren: Kakerlaken
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You!
    »… dass Ihre Kollegin wirklich ein Gesichtslifting gebrauchen könnte. Oder was meinen Sie, Harry? Harry?«
    Der Telefonhörer pendelte in einem Bogen knapp über dem Boden.
    Harry spürte den süßen Adrenalinstoß wie eine Spritze, während er über den Flur hastete. Das Mädchen m it den Mi cky-Maus-Zöpfen war entsetzt zurückgesprungen, als er den Hörer losgelassen, seine geliehene Ruger SP-101 in einer gleitenden Bewegung aus dem Hüfthalfter gezogen und geladen hatte.
    Hatte sie mitbekommen, dass e r gerufen hatte, sie solle die Polizei alarmieren? Aber f ür solche Gedanken war jetz t keine Zeit, er war hier. Harry trat die ers te Tür auf u nd blickte über seine Pistole hinweg in vier entsetzte Gesichter.
    »Sorry.«
    Im nächsten Raum hätte er b einahe aus b loßem Schrecken geschossen. In der Mitte des Zimmers stand ein winziger, dunkler Thailänder in silberglit zerndem Hosenanzug, Zuhälter-brille und mit weit ge spreizten Beinen. Es dauerte ein paar 419

    Sekunden, bis Harry kapierte, was der Mann m achte, doch dem Thai-Elvis waren die Reste von Hound Dog bereits im Hals stecken geblieben.
    Harry starrte den Flur hinunter . Es m ussten alles in allem mindestens fünfzig Zimmer sein. Sollte er Liz h olen? Irgendwo in seinem Kopf hatte eine Alarm glocke zu läuten begonnen, doch sein Gehirn war bereits derart überlastet, dass er versucht hatte, sie auszuschalten. Jetzt hörte er sie plötzlich klar und deutlich. Liz! Scheiße, Scheiße, Jens hatte ihn aufgehalten.
    Er stürmte den Flur hinunter, und als er um die Ecke kam, sah er sofort die Tür zu ihrem Zi mmer offen stehen. Er dachte n icht mehr, fürchtete nichts mehr, hofft e nichts mehr, sondern rannte in dem Bewusstsein weiter, dass er die Grenze längst überschrit-ten hatte, bis zu der das Töten schwierig war. Es war nicht mehr wie ein schlimmer Traum, in dem man durch hüfthohes Wasser laufen muss. Er stürm te durch die Tür und sah Liz gekrümmt hinter dem Sofa liegen. Er schw ang die Pistole herum , doch zu spät. Etwas traf ihn unterhalb de r Nieren, p resste die Luft aus ihm heraus und im nächsten Augenblick spürte er, wie ihm der Hals abgedrückt wurde. Aus den Augenwinkeln sah er da s
    Kabel des Mikrofons und wurde von dem nach Curry stinkenden Atem überwältigt.
    Harry schlug den Ellenbogen nach hinten, spürte, dass er etwas getroffen hatte, und hörte ein Stöhnen.
    » Tay « , sagte eine Stimme und eine Faust kam von hinten und traf ihn unter dem Ohr, so da ss ihm schwarz vor Augen wurde.
    Er spürte sofort, dass irgendetwas Kostspieliges mit seinem Kiefer passiert war. Dann straffte sich das Kabel um seine Kehle wieder. Er versuchte, einen Fi nger dazwischenzuschieben, doch ohne Erfolg. Seine Zunge quoll ihm taub aus de m Mund, als küsste ihn jem and von innen. Vi elleicht würde ihm diese Zahnarztrechnung ja doch erspart bleiben, es wurde bereits wieder dunkel.

    420

    Harry hatte Brausepulver im Hirn. Er schaffte es nicht wirklich, versuchte aber trotzdem , sich irgendwie auf das Sterben vorzubereiten, doch sein Körper gehorchte ihm nicht. Automatisch streckte er einen Ar m nach oben, aber dort war kein Poolkescher, der ihn retten konnte . Es war nur ein Gebet, als würde er auf der Brücke des Siam Squares stehen und um das ewige Leben bitten.
    »Stopp!«
    Das Kabel um seinen Hals löste sich und Sauerstoff strömte in seine Lungen. Mehr, er m usste noch m ehr davon haben. Die Luft des ga nzen Raums schien nicht genug und seine Lungen fühlten sich an, als wollten sie seine Brust sprengen.
    »Lass ihn los!« Liz hatte sich hingekniet und deutete mit ihrer Smith &Wesson 650 auf Harry.
    Harry spürte, wie sich Woo hi nter ihm zusammenkauerte und das Kabel wieder straffte, doch jetzt hatte Harry die linke Hand hinter das Kabel bekommen.
    »Erschieß ihn.« Harry hatte eine Donald-Duck-Stimme.
    »Lass ihn los! Jetzt!« Liz’ P upillen waren schwarz vor Angst und Wut. Blut sickerte aus ihrem Ohr über den Wangenknochen und über den Hals.
    »Er wird nicht loslassen, du m usst schießen«, flüsterte Harry heiser.
    »Jetzt!«, schrie Liz.
    »Schieß!«, brüllte Harry.
    »Halt’s Maul!« Liz we delte mit der Pisto le herum, um das Gleichgewicht zu bewahren. Ha rry lehnte sich nach hin ten gegen Woo. Es war, als würde m an sich an eine W and stützen.
    Liz hatte Tränen in den Augen und ihr Kopf kippte nach vorn.
    Harry kannte die Sym ptome. Sie hatte eine schwere Gehirner-schütterung und sie hatten nur wenig
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