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Nervenflattern

Nervenflattern

Titel: Nervenflattern
Autoren: M Gibert
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der Depressionen gekriegt hat und von der Brücke gesprungen ist. Erstaunlich nur, dass er so lange damit gewartet hat, bei der Mutter. Und zu viel Derrick hat sie auch gesehen in ihrem Leben.«
    Er imitierte Elfriede Brills Tonfall.
    »Ich bin vertraut mit diesen Dingen, Herr Inspektor.«
    Jetzt mussten beide lachen. Einen Inspektor gab es in Hessen wie auch in Bayern, wo Derrick bekanntlich spielte, schon lange nicht mehr bei der Polizei, aber gerade ältere Menschen sahen in jedem Kripobeamten noch immer einen Inspektor.
     

4
    Als sie hinter dem kleinen Ort Istha auf die B 520 Richtung Kassel einbogen, klingelte Lenz’ Mobiltelefon. Er sah auf das Display und nahm den Anruf an.
    »Lenz«, meldete er sich.
    »Hallo, Herr Lenz. Hier ist Marnet.«
    Oberstaatsanwalt Marnet und Lenz kannten sich seit vielen Jahren. Sie kamen gut miteinander aus, auch wenn Lenz nicht immer mit der Vorgehensweise und dem selbstgefälligen Auftreten des Juristen einverstanden war. In seiner Behörde ging das Gerücht um, der Staatsanwalt würde auch vor Verkehrsampeln sein telegenes Grinsen zeigen, wenn sie auf Rot sprangen.
    »Grüß Sie, Herr Marnet.« Er sah auf die Uhr.
    »Was kann ich denn nach Feierabend noch für Sie tun?«
    »Na ja, auch ein Oberstaatsanwalt muss manchmal die Leiden der Bereitschaft ertragen, das ist bei mir heute der Fall. Und ausgerechnet dann haben wir einen Toten an der Bergshäuser Brücke. Was meinen Sie, müssen wir den aufmachen lassen?«
    Marnet sprach von einer möglichen Obduktion.
    »Wie es aussieht, gehe ich von einem Suizid aus«, erklärte Lenz und informierte den Staatsanwalt über die Ergebnisse der Befragung in Wolfhagen. Dann war einen Moment lang Stille in der Leitung.
    » Nun, wenn die Sache sich so klar darstellt, können wir auf die Obduktion verzichten. Wir müssen den Herrschaften in der Gerichtsmedizin nicht mehr Arbeit machen als nötig. Und ob er nun Beruhigungsmittel, Antidepressiva oder einen Schnaps zu viel im Blut hatte, ist bei dieser Sachlage sicher nicht von Belang, was meinen Sie?«
    »Eher nicht, Herr Marnet«, pflichtete Lenz ihm bei, auch weil er wusste, dass Marnet solche Rückfragen höchst ungern mit einer anderen Antwort versehen sah.
    »Gut, dann hätten wir das geklärt. Wenn die Techniker mit der Untersuchung des PKW fertig sind und nichts auf einen technischen Defekt hindeutet, kann ich die Leiche freigeben. Sehr schön.«
     
    Klar, dachte Lenz, weil du dann keine Arbeit mehr mit der ganzen Geschichte hast. Vermutlich wollte Marnet das anstehende lange Wochenende zu einem Kurztrip mit seiner Freundin nutzen, während seine Frau die Zeit mit den Kindern in Kassel verbrachte.
    Der Hauptkommissar verabschiedete sich und informierte Hain kurz über das, was er gerade von Marnet gehört hatte.
    »Das ist geil. Dann kann ich dich jetzt schön ins Bettchen bringen, Chef.«
    »Lass mich einfach zu Hause raus und verschwinde. Den Schreibkram machen wir morgen, wenn die Techniker fertig sind.«
     
    Eine halbe Stunde später saß Lenz frisch geduscht auf der Couch seines Wohnzimmers und hörte jene Nachricht ab, die er ein paar Stunden zuvor nicht mit Hain diskutieren wollte. Dann drückte er eine Kurzwahltaste auf dem Mobiltelefon und wartete.
    »Ja, bitte«, meldete sich eine Frauenstimme.
    »Ich bins.«
    »Schön. Ich dachte schon, du würdest mich nicht mehr anrufen.«
    »Nein, nein. Ich wollte nur warten, bis ich zu Hause bin. Jetzt komme ich gerade aus der Dusche, bin wieder vorzeigbar und freue mich, mit dir zu telefonieren.«
    »Vorzeigbar klingt gut. Leider habe ich heute keine Möglichkeit, das zu prüfen. Ich hatte schon befürchtet, du wärest vielleicht doch noch länger in Frankfurt geblieben.«
    »Grauenhafter Gedanke. Nein, ich bin wie geplant heute Morgen zurückgefahren. Allerdings ist seitdem so ziemlich alles schief gegangen, was schief gehen konnte.«
    »Erzähl.«
    »So viel Zeit hast du nicht, Maria.«
    »Versuch es.«
    20 Minuten später war die Anruferin komplett mit den kleinen und großen Katastrophen seines Tages vertraut.
    »Und die Sache mit der Psychologin kann dir nicht schaden?«, fragte sie besorgt.
    »Ich weiß es nicht. Vermutlich nein, aber vielleicht auch ja. Wir werden sehen. Ich gehe morgen bei ihr vorbei und mache einen Termin für nächste Woche. Außerdem habe ich noch ein paar Fragen an sie zu dem Depressiven, der sich von der Brücke gestürzt hat.«
    »Ist sie hübsch?«
    Lenz machte eine kurze Pause.
    »O làlà. Sie ist ein
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