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Nero

Nero

Titel: Nero
Autoren: Ernst Eckstein
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Ueberall jedoch, wo die Neronier ihre Standarte aufpflanzen, wird das lorbeergeschmückte Apollohaupt ihres Ahnherrn prangen, in Tempeln aus Marmor und Gold, als der einzige und wahrhaftige Gott, zu welchem alle Völker sich in dem gleichen Gebet erheben, den sie anrufen: ›Nero, allmächtiger Vater über den Wolken, erbarm dich unser‹!«
    »So sei es!« rief der Kaiser leuchtenden Auges.
    Er umarmte sie, küßte sie auf die Stirne und sprach dann feierlich: »Heil dir, Gesegnete unter den Weibern, die du im Schoße das Heil und die Zukunft der ganzen Welt trägst!«
     

Vierzehntes Kapitel
     
    Bei beginnender Dunkelheit steuerte Nero mit Poppäa und einem Teile seiner Gefolgschaft ins Meer hinaus.
    Die Fahrt ging glücklich von statten. Am Morgen des dritten Tages ankerte man in Ostia, wo eine lange Kolonne von Reisewagen die Ankömmlinge empfing und binnen wenigen Stunden nach Rom brachte.
    Nero, dem nichts zu glänzend und nichts zu groß erschien, war gleichwohl beim Anblick dieser neuerstandenen Riesenstadt innerlich überrascht, sowenig er's an den Tag legte.
    Das Gefühl überkam ihn, als seien die Hütten des Romulus nun durch Paläste ersetzt: so sehr übertraf dieses neue Rom das Rom des Augustus, der sich doch auch schon gerühmt hatte, ein Rom aus Ziegeln ererbt und eins aus Marmor hinterlassen zu haben.
    Gewisse vornehme Straßen waren in ihrer üppigen Ausstattung mit den prachtvollen Säulengängen zu beiden Seiten nicht wiederzuerkennen. Ja, selbst die Viertel der Armen zeichneten sich im Vergleich mit früher durch eine löbliche Regelmäßigkeit aus, wenn schon die zahlreichen holzgezimmerten Stockwerke den Beweis lieferten, daß auch jetzt die Spekulation habsüchtiger Bauunternehmer wie ehedem sich stärker bethätigt hatte, als im Interesse des Volks und der Sicherheit gegen erneute Brände erwünscht war.
    Endlich hielten die Wagen vor dem zauberhaften Vestibulum des neuen Palastes. Hofbeamte und Sklaven, sowie eine Abteilung der Leibwache mit ihren Feldzeichen, harrten hier in festlicher Aufstellung.
    Nachdem die feierliche Begrüßung seitens der Höflinge und der Prätorianer vorüber war, stieg Nero mit Poppäa in seine persische Sänfte und ließ sich von Raum zu Raum tragen, um seiner Gemahlin die Einzelheiten zu zeigen, die ihm längst schon aus den Baurissen und den Beschreibungen Phaons geläufig waren. Der Freigelassene machte den Führer.
    Der gigantische Bau erstreckte sich weit hinaus über den Esquilinischen Hügel. Der Haupteingang mit den turmhohen korinthischen Säulen lag südwärts. Eine dreifache Kolonnade von viertausend Fuß Länge umgab den eigentlichen Palast. Phaon hatte nicht übertrieben, wenn er behauptete, niemals habe ein fürstliches Heim dieses »Goldene Haus« an Herrlichkeit übertroffen. Ueberall prunkte die tollste Verschwendung, der wahnwitzigste Luxus, leider vielfach zum Nachteil eines wirklich künstlerischen Geschmacks.
    Sämtliche Decken waren aus Elfenbein, von kostbarster Kassettierung, mit Edelsteinen durchsetzt; manche so eingerichtet, daß sie durch die Arbeit eines einzigen Sklaven in der Mitte auseinander geschoben werden konnten, um bei günstiger Witterung den blauen Himmel hereinschauen zu lassen.
    Das Mobiliar, meist in Alexandria, zum Teil auch in Mediolanum gefertigt, wies in jedem Gemach einen besonderen scharf ausgeprägten Charakter aus. Hier ahmte es die meerumbrandeten Klippen am Strande Capräas, dort den Eindruck blumiger, lichtüberglänzter Wiesengründe und dort die marmorne Hoheit eines pästischen Tempels nach. Als Material hatte man lediglich Edelmetalle, Seide und Purpur, hier und da auch duftige Hölzer vom entlegenen Taprobana oder vom Südgestade Arabiens verwandt.
    Die Mosaikböden, nach Zeichnungen und Gemälden der berühmtesten Künstler, stellten welthistorische Scenen, wie die Schlacht bei Arbela und den Tod der dreihundert Fabier, oder üppige Schaustücke und Idyllen aus der Mythologie vor. Hier streckte die liebebrünstige Aphrodite ihre blendenden Arme sehnsuchtsvoll nach dem schönen Adonis aus; dort lag Danae, die Augen halb geschlossen, auf dem schimmernden Ruhebett. Und dies alles war mit so feinen, kunstvoll gereihten Stiften gebildet, daß man das Werk sorgsamster Pinselstriche, nicht die Arbeit musivischer Künstler vor sich zu sehen glaubte.
    Ein Gemach befand sich in dem Riesenpalast, das sich vermöge einer sinnreichen Maschinerie um seine Achse bewegte und so die Drehung des Himmelsgewölbes
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