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Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)

Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)

Titel: Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)
Autoren: Terry Waiden
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nicht wahr. Zu stark war die Panik in ihr angestiegen. Im Treppenhaus stand Timea. Sobald Mika ihr öffnete, hätte sie Klarheit.
    Demzufolge die Antwort auf die Frage, ob sie sich in den letzten Stunden völlig umsonst in ein Nervenbündel verwandelt hatte. Oder nicht.
    Tapfer öffnete Mika die Tür und zog Timea wortlos in den Arm.
    Endlich. Alles war gut. Sie presste ihr Gesicht in Timeas Halsbeuge. Nahm die Mischung aus fruchtigem Haarshampoo, Parfum und warmer, weicher Haut tief in sich auf. Beim Ausatmen entwichen ihr leise Seufzer.
    Bis sie stockte. Irgendetwas war anders. Die Angst griff erneut nach ihrer Kehle.
    Es war, als hielte Mika eine leblose Puppe im Arm.
    Sie beugte sich zurück, um Timea in die Augen schauen zu können.
    Die wich dem Blick aus.
    Verzweifelt versuchte Mika etwas in Timeas Gesicht zu lesen. Es gelang ihr nicht. Mit jeder Sekunde, die verrann, verschloss sich das Gesicht mehr und mehr.
    Bitte nicht, flehte Mika. Sie wurde von einer lähmenden Gewissheit ergriffen. »Du wolltest mit mir sprechen«, erinnerte sie sich.
    Timea musterte Mika, schloss die Augen. Als sie sie wieder öffnete, wirkten diese Augen leer. »Du weißt, worum es geht«, stellte Timea fest.
    »Ja.«
    »Muss ich es dann noch sagen?«, fragte Timea leise.
    »Ja«, forderte Mika mit belegter Stimme.
    »Wie du willst.« Timea holte Luft. Verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich habe nachgedacht«, erklärte sie. »Es hat keinen Sinn, Mika. Das mit uns. Du siehst in mir etwas, was ich nicht bin. Oder erwartest von mir Gefühle, die ich nicht habe. Auch wenn du es dir noch so sehr wünschst. Wenn wir uns weiterhin sehen, dann würde ich deine Gefühle nur ausnutzen. Das will ich nicht. Dafür bist du mir dann doch zu wichtig.« Am Ende wurde Timea immer leiser.
    »Dann«, erwiderte Mika, »wünsche ich dir noch eine gute Zeit.« Ihr Gesicht fühlte sich wie versteinert an. Sie trat zur Tür, öffnete sie und deutete in den Flur.
    Es sah aus, als wollte Timea noch etwas sagen. Wenige Sekunden verharrte sie. Dann ging ein Ruck durch ihren Körper, und sie folgte der Aufforderung.
    Mit dem Schließen der Tür ließ sich Mika gegen das Holz sinken. Sie drückte ihre Stirn daran. In der Hoffnung auf Kühlung.
    Auf der anderen Seite stand Timea. Sie schaffte es nicht, sich von der Stelle zu bewegen. Stattdessen legte sie die flache Hand auf die Tür. Als könnte sie dahinter Mikas Herz schlagen spüren. Das Herz, das sie gerade gebrochen hatte.
    Bei allem, was Mika falschgemacht hatte, Timea wusste, dass es aus Liebe war. Darum war es ihr auch so schwergefallen herzukommen. Bis zu dem Augenblick, in dem sie auf die Klingel gedrückt hatte, hatte sie noch geschwankt. Erst recht, als Mika sich an sie geschmiegt hatte. Letztlich hatte die Vernunft gesiegt, und die Enttäuschung, weil Mika heiratete. Der Grund war Timea inzwischen egal. Das Ergebnis blieb immer das Gleiche. Es hatte keinen Sinn. Mikas Denken und Handeln unterschied sich zu sehr von Timeas. Bei Mika passierte beides selten gleichzeitig. Sie handelte stets aus dem Bauch heraus. Spontan. Von Herzen kommend. Erst viel später setzte das Denken ein. Dann war es oft schon zu spät.
    Vielleicht würde Timea noch morgen hier stehen, wenn nicht unerwartet Schritte und lautes Gelächter durch das Treppenhaus zu hören gewesen wären.
    »Leb wohl«, flüsterte sie und fuhr mit der Hand langsam die Maserung der Tür entlang.
    »Können wir Ihnen helfen?«, fragte eine ruhige Männerstimme.
    »Nein«, erwiderte Timea. Sie kehrte Mikas Wohnung den Rücken zu, lächelte das Pärchen vor sich freundlich an und eilte die Treppenstufen hinunter.
    Zu Hause angekommen hätte sich Timea am liebsten gleich zurückgezogen, aber sie hatte ihrer Großmutter versprochen, noch bei ihr hereinzuschauen.
    »Hast du alles erledigt, was du erledigen wolltest?«, fragte Adrienn Illay, als Timea das Kaminzimmer betrat.
    »Ja. Habe ich.« Müde setzte Timea sich hin. Sie schloss die Augen. Massierte sich die Schläfen.
    »Und?«
    »Was und?« Timea rieb sich das Gesicht. Einmal. Zweimal.
    »Wie hat sie reagiert?«
    »Sie hat es gewusst«, erklärte Timea. »Ich musste nicht viel sagen.« Sie setzte sich aufrecht hin. »Tja, und dann hat sie mich freundlich aufgefordert, ihre Wohnung zu verlassen.«
    »Was hast du denn erwartet? Dass sie dich noch auf einen Tee einlädt?« Adrienn Illay war richtiggehend sauer auf ihre Enkelin. Der scharfe Tonfall, die heftigen Gesten. Alles deutete darauf
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