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Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)

Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)

Titel: Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)
Autoren: Terry Waiden
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hin.
    »Natürlich nicht«, machte Timea klar. Genau genommen hatte Timea keine Ahnung, was sie erwartet hatte. Vielleicht mehr Gegenwehr von Mika. Nicht diese rasche Aufgabe.
    »Du hast ihre Geduld überstrapaziert«, sagte die Großmutter, als hätte sie Timeas Gedanken gelesen. »Irgendwann hat wohl auch Mika keine Kraft mehr, um um dich zu kämpfen.«
    »Mika? Bist du das?«, rief Patrizia David aus dem Wohnzimmer.
    »Ja«, sagte Mika. Sie betrachtete sich im Flurspiegel. Die Augen waren noch etwas gerötet. Ansonsten deutete nichts darauf hin, wie viel sie bis vor einer halben Stunde geweint hatte. Jetzt ging es ihr besser. Nicht gut. Aber besser.
    Plötzlich tauchte das Bild ihrer Mutter im Spiegel hinter ihr auf. »Was ist passiert?«, fragte sie besorgt.
    »Timea Illay hat beschlossen, dass das zwischen uns keinen Sinn hat«, erwiderte Mika tonlos.
    Tröstend legte Patrizia David ihre Hand auf den Rücken ihrer Tochter. »Oh Schatz. Das tut mir so leid«, hauchte sie.
    »Schon gut, Mama«, meinte Mika. Sie drehte sich von ihrem Spiegelbild weg. Konnte den Schmerz darin nicht mehr ertragen. »Ich werde es überleben. Dann habe ich ja jetzt Zeit, mich mit vollem Einsatz dem bevorstehenden Eheleben zu widmen«, sagte sie mit einem verrutschten Grinsen.
    Patrizia David schüttelte den Kopf. »Wieso willst du immer noch heiraten?«
    »Nur weil sie mich nicht liebt – wobei ich das nach wie vor anzweifle – heißt das nicht, dass ich sie nicht mehr liebe. Darum bleibt alles wie gehabt. Mit dem Unterschied, dass …« Mika schniefte verstohlen. »Also mit dem Unterschied, dass ich mir die Hoffnung auf ein Happy End abschminken muss.«
    »Du musst nicht so flapsig tun, Schatz«, flüsterte Patrizia David. »Man sieht dir von Weitem an, wie schlecht es dir geht.«
    »Schieb es auf die Panik, die alle Bräute so kurz vor der Eheschließung befällt«, schlug Mika vor. Sie hängte ihre Jacke auf die Garderobe und wollte in ihr Zimmer gehen.
    »Warte noch«, hielt Patrizia David ihre Tochter zurück. »Dein Vater kommt heute Nacht von seiner Geschäftsreise zurück.«
    »Ja, und warum soll mich das interessieren?«, fragte Mika gleichgültig.
    »Ich werde mit ihm reden. Jetzt erst recht. Das solltest du wissen.«
    Mika zuckte mit den Schultern. »Wie du meinst, Mutter. Sagt mir dann, wie ihr entschieden habt. Ob ich nächsten Samstag als strahlende Braut vor irgendeinem Altar stehen oder mich in dein Kloster einmieten soll. Mir ist alles recht.«

~*~*~*~
    D er Tag war schrecklich gewesen. Im Grunde wollte Timea nur noch eine heiße Dusche und dann ins Bett. In der Hoffnung, endlich einmal wieder durchschlafen zu können. Müde genug fühlte sie sich. Das leise Lachen, das aus dem Kaminzimmer drang, hielt sie davon ab.
    Seit Ewigkeiten war dort nicht mehr gelacht worden. Zuletzt war das der Fall gewesen, als Mika hier gearbeitet hatte. Der Gedanke an Mika brachte bei Timea den bereits gewohnten Stich im Herzen mit sich, den sie – auch gewohnheitsmäßig – umgehend verdrängte.
    Es ist gut, dass Nagyi Spaß hat. Am letzten Abend hier, dachte Timea. Morgen würden sie umziehen. In ihr neues Heim. Eine neue Ära würde anbrechen, die den Aufbau von neuen Erinnerungen bedeutete.
    Die raue und doch sanfte Frauenstimme verursachte ein leichtes Prickeln auf Timeas Haut. Jetzt war sie doch neugierig, wer die Besucherin war. Timea klopfte kurz an, öffnete die Tür und erstarrte. Vor dem Kamin, gegenüber ihrer Großmutter, saß Mika. In einer älteren Ausgabe.
    »Timea, bist du das?«, fragte Adrienn Illay unnötigerweise.
    »Ja«, bestätigte Timea langgezogen. Seit wann tat ihre Großmutter, als würde sie Timea nicht erkennen? Und was machte Mikas Mutter hier? Denn niemand sonst konnte die Frau sein, die ihren Blick fest auf Timea gerichtet hielt.
    Jetzt verstand Timea, was Mika gemeint hatte mit: »Ich hab’ keine Ahnung, wie sie das macht, aber glaub mir, du wirst ganz klein, wenn meine Mutter dich im Visier hat.«
    Timea stellte sich der Herausforderung. Das fiel ihr jedoch zunehmend schwerer, weil es Mikas Augen waren, die sie anklagend musterten. Abrupt unterbrach Timea den Blickkontakt. Bemüht langsam ging sie auf die beiden Frauen zu. »Guten Abend«, begrüßte sie Mikas Mutter höflich. »Ich bin Timea Illay.«
    Mikas Mutter erhob sich von ihrem Platz und streckte ihre Hand aus. »Patrizia David«, stellte sie sich vor.
    Timea ergriff die dargebotene Hand.
    Das leichte Zittern goutierte Patrizia
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