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Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)

Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)

Titel: Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)
Autoren: Terry Waiden
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David mit einem zufriedenen Nicken.
    Warum musste diese Frau Mika bloß so ähnlich sehen? Ihre Bewegungen. Ihr Lächeln. Das lebhafte Blitzen in ihren Augen. Es war, als stünde Mika hier. Timea war versucht, den Raum fluchtartig zu verlassen. Stattdessen gab sie ihrer Großmutter einen Kuss auf die Wange und setzte sich zu den Frauen.
    »Stell dir vor, Timea«, sagte Adrienn Illay aufgeregt, »Patrizia ist extra hergekommen, um uns persönlich zu Mikas Polterabend einzuladen.«
    Timea zuckte leicht zusammen. Der amüsierte Zug um die Lippen ihrer Großmutter. Der stechende Blick aus Patrizia Davids Augen. Timea fühlte sich wie auf dem Prüfstand. Das führte dazu, dass ihre Hände feucht wurden. Das Bedürfnis, sie an den Hosen zu trocknen, konnte Timea in letzter Sekunde unterdrücken. Angespannt schaute sie zwischen den beiden Frauen hin und her. Irgendetwas war hier im Busch. Aber was?
    Die Erkenntnis führte dazu, dass sich Zorn in Timea breitmachte. Manipulation. Das passierte hier gerade. Bei ihrer Großmutter wunderte sie das nicht. Das machte die permanent. Was aber versprach sich Mikas Mutter davon? In erster Linie kam es jetzt darauf an, sich nichts anmerken zu lassen. Timea tat, was sie in solchen Situationen immer tat: Sie zog sich in die Person einer distanzierten Immobilienmaklerin zurück.
    »Das ist sehr nett von Ihnen, Frau David«, bedankte sich Timea. Gott. Wieso hat sie bloß Mikas Lächeln? Die nächsten Minuten oder vielleicht sogar Stunden würden eine Qual werden. Es sei denn, Timea bekam das schmerzhafte Herzklopfen unter Kontrolle. »Hat das Brautpaar so eine Art Hochzeitstisch?« Timeas Körper begann sich zu verkrampfen. Was zur Hölle tat sie hier? »Wenn ja – wo?«, erkundigte sie sich tapfer weiter.
    »Nein. Da gibt es nichts dergleichen«, erwiderte Mikas Mutter. Sie entließ Timea immer noch nicht aus ihrem Blick. »Moment. Wie hat meine Tochter sich ausgedrückt?« Patrizia David tat, als würde sie nachdenken. In Wahrheit forschte sie in Timeas Gesicht. So intensiv, dass die langsam das Gefühl bekam, als würde ein einzelner Feuerstrahl direkt auf sie gerichtet. So heiß wurde es ihr.
    Timea schluckte hart. Was bei Mikas Mutter erneut ein zufriedenes Nicken hervorrief. Blinzeln musste diese Frau offenbar nicht.
    »›Jeder, der mit einem Geschenk antanzt, kommt auf eine Liste. Und diese Liste werde ich bei der Hochzeit vorlesen. Anstatt einer Dankesrede. Und am Ende vorrechnen, für wie viele Jahre ein Tierheim damit Futter kaufen könnte‹«, erinnerte sich Patrizia David.
    Mika wie sie leibt und lebt, dachte Timea. Dass sie lächelte, merkte sie erst, als das Grün in Patrizia Davids Augen das Stechen verlor und stattdessen einen versonnen Glanz bekam. Es war dieses Moosgrün, dem Timea auch bei Mika nie hatte widerstehen können.
    Für wenige Sekunden schauten sich Timea und Mikas Mutter noch in die Augen, dann schien Patrizia David zu wissen, was sie wissen wollte. Ihre Miene hellte sich auf. Ruhig erhob sie sich. »Ich muss leider los«, sagte sie und wandte sich an Adrienn Illay. »Wir machen das dann so wie besprochen.«
    »Wunderbar«, erwiderte Timeas Großmutter. Sie reichte der Besucherin die Hand. »Timea, begleitest du Patrizia hinaus?«, bat sie anschließend ihre Enkelin.
    So würdevoll wie möglich stand Timea auf. Sie deutete zur Tür und ließ Mikas Mutter den Vortritt. Aus der Garderobe holte Timea die Jacke, von der sie annahm, dass sie Patrizia David gehörte. »Vielen Dank noch einmal für die Einladung«, sagte Timea, während sie bereits nach der Türklinke griff. Da legte sich eine Hand auf ihre.
    »Soll ich meiner Tochter etwas ausrichten?«, fragte Mikas Mutter.
    »Nein.« Mehr brachte Timea nicht heraus. Sogar die Hände von Mutter und Tochter waren identisch. Mit dem Unterschied, dass Mika ihre Hände selten stillhalten konnte. Timea schloss die Finger eine Spur fester um den Türgriff. Presste die Augen für einen Wimpernschlag zusammen. Zwang sich schließlich dazu, sich wieder zu entspannen. »Wir sehen uns sowieso am …?«
    »Ach so«, fiel es Mikas Mutter ein. »Da ja alles recht kurzfristig ist, findet der Polterabend auch knapp vor der Hochzeit statt. Also am Donnerstag.«
    »Bis also in zwei Tagen, Frau David.«
    Patrizia David forschte wieder in Timeas Gesicht. »Bitte Timea – ich darf Sie doch Timea nennen?«
    Timea nickte.
    »Nennen Sie mich Patrizia«, forderte Mikas Mutter abschließend.
    Im Zeitlupentempo drückte Timea die
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