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Nepp für Narren

Nepp für Narren

Titel: Nepp für Narren
Autoren: Carter Brown
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ich bloß mein Gewicht von einem Fuß auf
den anderen, bis ich mich ein Stück von LaBlanche und Newson entfernt hatte.
Nun befand sich nur noch leerer Raum zwischen den beiden und dem Paar Carlin-O’Neil . Ich fühlte mich darüber ein wenig
erleichtert, wenn auch nicht genug, um in Gesang auszubrechen. Hinter uns
klappte die Kabinentür plötzlich zu. Dann wurde ein Schlüssel im Schloß
herumgedreht. Sekunden später sprangen die Maschinen an, und der Boden unter
meinen Füßen begann leicht zu vibrieren.
    »Was soll denn das, zum Teufel ?« stieß LaBlanche hervor.
    »Das ist eine Falle«, sagte
Newson gepreßt. »Sie bringen uns aufs Meer hinaus, und dann schmeißen sie
unsere Leichen über Bord .«
    Seine Hand fuhr unter seine
Jacke, und ich ließ mich tapfer zu Boden fallen, als sie mit einer Pistole
wieder vorkam. O’Neil tauchte seitlich von seinem Stuhl weg, während Ed Carlin
mit aschbleichem Gesicht sitzen blieb. Flach auf dem Bauch liegend spürte ich,
wie das Vibrieren der Deckplanken in gleichem Maße zunahm, wie die Maschinen
das Tempo beschleunigten. Ich zog die Magnum aus dem Schulterhalfter und hielt
sie vorsichtshalber in der Hand. Bewaffnete Neutralität war in dieser Situation
meine Politik.
    Und dann schien plötzlich die
ganze Kabine zu explodieren. Hank Newson beging den fatalen Fehler, zuerst auf
Ed Carlin zu schießen, was O’Neil Zeit genug ließ, seine eigene Waffe zu
ziehen. Carlin wurde in seine Polster zurückgedrückt, der Kinnladen sackte ihm
herab, und das Blut, das aus dem Loch in seiner Stirn rann, färbte seinen
weißen Schnurrbart rot. O’Neil feuerte zwei Schüsse in kurzer Folge, die Newson
gegen die Kabinentür schleuderten. Die Pistole entfiel seiner Hand.
    »Lieber Himmel !« ächzte LaBlanche. »Haben denn alle den Verstand verloren?
Hört auf! Ich...«
    Der nächste Schuß traf ihn in
die Kehle, so daß er verstummte und nur noch ein häßliches Röcheln
hervorbrachte. Ein weiterer Schuß ging in seine Brust, und er sackte in die
Knie, noch immer einen völlig verblüfften Ausdruck im Gesicht. Ich sah, daß
Schuppen auf seine Schultern schneiten, bevor er vornüberfiel und der Länge lang auf dem Boden aufschlug.
    Ich richtete mich vorsichtig
auf, die Magnum direkt auf O’Neil gerichtet. Er musterte mich sekundenlang,
dann entspannte sich sein zusammengebissener Kiefer.
    »Keine Aufregung mehr, Boyd«,
sagte er beinahe wohlwollend. »Es ist alles vorbei .«
    »Vielen Dank, Mr. O’Neil«,
versetzte ich. »Oder sollte ich Sie lieber Mr. Briggs nennen ?«
    Er grinste. »Sie haben es
erraten ?«
    »Ein simpler Eliminierungsprozeß . Sie sind der einzige von vieren, der
übriggeblieben ist .«
    »Darauf hätte ich eigentlich
selbst kommen müssen. Warum gehen wir nicht an Deck hinauf und sehen nach, wie
die Mädchen zurechtkommen? Sie haben nicht viel Erfahrung, wie man mit einer
Yacht umgeht .«
    »Vergessen Sie nicht etwas ?« fragte ich. »Die Tür ist von außen verschlossen .«
    »Sie haben recht«, antwortete
er. »Wie dumm von mir.«
    Er ging zur Tür und klopfte
einen komplizierten Rhythmus. Gleich darauf wurde der Schlüssel im Schloß
umgedreht.
    »Sie können Ihre Waffe ruhig
wieder wegstecken, Boyd«, sagte O’Neil. »Niemand wird versuchen, Sie
umzubringen .«
    »Sie werden es mir hoffentlich
nicht verübeln, wenn ich da vorläufig noch etwas skeptisch bin«, erwiderte ich.
    Er zuckte lässig die Achseln
und öffnete dann die Tür. »Wie Sie meinen .«
    Er stieg die kurze Leiter
empor, die zum Oberdeck führte, und ich folgte ihm, die Pistole auf seinen
Rücken gerichtet. In dem Augenblick, als mein Kopf und meine Schultern den
Schutz der Einstiegsluke verlassen hatten, legten sich zwei Pranken um meinen Hals
und begannen zuzudrücken.
    »Ich habe Sie nie gemocht,
Boyd«, dröhnte Chucks Stimme in mein Ohr. »Schon seit dieser Nacht nicht, als
Sie mich so übertölpelt haben und mir die fünfzehnhundert Eier durch die Lappen
gegangen sind !«

10
     
    Ich erwachte mit einem Gefühl
von Übelkeit, sowohl geistig als körperlich. Wie hatte ich bloß so dämlich sein
können? Verglichen mit mir, war Chuck ja direkt ein Genie, dachte ich bitter.
Ich befand mich wieder in der Kabine, auf einer Liege ausgestreckt. Mit größter
Vorsicht richtete ich mich auf und schwang die Beine herab. Meine Kehle
schmerzte, aber nicht so sehr wie meine verletzte Eitelkeit. Der Mann neben mir
starrte blicklos ins Leere. Ihn interessierte nichts mehr. Wäre ich an Ed Carlins
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