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Nepp für Narren

Nepp für Narren

Titel: Nepp für Narren
Autoren: Carter Brown
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fachmännisch zu tun, damit du hinterher keinen
Schädelbruch hast. Nur eine mächtige Beule.«
    Es wurde heftig an die Tür
geklopft.
    »Was ist da drin los ?« ertönte die Stimme von O’Neil.
    »Jetzt mußt du dich
entscheiden«, flüsterte ich Kathy ins Ohr.
    »Schlag mich nicht !« flüsterte sie eindringlich zurück. »Ich mache, was du
willst !«
    »Also dann los«, sagte ich.
    Sie räusperte sich vorsichtig
und rief dann mit lauter Stimme: »Alles okay. Boyd wollte mich überwältigen,
und ich mußte auf ihn schießen .«
    »Und was ist mit ihm ?« O’Neils Stimme klang mächtig
vorsichtig.
    Kathy zögerte, und ich bohrte
den Pistolenlauf wenn möglich noch ein bißchen härter in ihre Schläfe. »Ich
glaube, er ist tot«, rief sie zurück.
    Es folgte ein Schweigen, das
mindestens drei Sekunden dauerte, dann ging die Tür auf und O’Neil kam mit
gezückter Pistole herein.
    »Lassen Sie die Waffe fallen !« befahl ich scharf. »Oder Kathy muß dran glauben .«
    »Du blöde Kuh !« sagte O’Neil gepreßt. Dann begann er zu schießen.
    Kathy stieß nur einen Schrei
aus, bevor sie schlaff gegen mich sackte. Es war nicht der Augenblick, mir
ihretwegen Gedanken zu machen. Ich feuerte vier Schüsse auf O’Neil, weil ich
hundert Prozent sicher sein wollte, daß er auch wirklich tot war. Einer ging
völlig daneben und bohrte sich in die Holztäfelung der Kajütentür. Zwei trafen
ihn in die Brust und der letzte hätte es auch getan, wäre ihm O’Neils Kopf nicht in den Weg gekommen. Die Pistole flog
O’Neil aus der Hand, und er fiel in Zeitlupentempo zu Boden, wobei er mit dem
Kopf auf LaBlanches weichem Bauch landete und mit dem
Rest seines Körpers über Ed Carlins ausgestreckten
Beinen.
    Ich ließ Kathy los, und sie
sackte in sich zusammen. Als ich sie behutsam umdrehte, sah ich das Loch in
ihrer Chauffeursjacke, aus dem das Blut hervorquoll. Sie öffnete den Mund, um
etwas zu sagen, aber ihr blieb keine Zeit mehr. Selbst im Tod noch zeigten ihre
Augen einen Ausdruck hilfloser Wut, und ich konnte es ihr nicht verdenken. Der
Rolls-Royce würde sie ebenfalls vermissen.
    Ich verließ eilig die Kabine
und stieg die kurze Leiter zum Deck hinauf. Chucks ungeschlachte Gestalt am
Steuerrad zeichnete sich gegen das Mondlicht ab. Als ich mich näherte, wandte
er langsam den Kopf. Dann ließ er die Schultern sinken.
    »Alle sind tot, außer Ihnen und
mir, Chuck«, teilte ich ihm mit. »Ich würde mich nicht einsam fühlen, wenn ich
ganz allein bliebe .«
    »Ja«, meinte er nur.
    »Fahren wir also zurück. Ich
möchte nicht, daß sich Candy einsam zu fühlen beginnt .«
     
    Captain Schell behagte die
Sache gar nicht. Ich konnte verstehen, was er empfand. Da hat ein Mensch, den
er verabscheut, fünf Leichen vorzuweisen und behauptet, eine Erklärung dafür
liefern zu können. Das war mein erster Fehler, ihm zu sagen, daß ich eine
Erklärung hätte. Wissen Sie, Captain Schell, diese Frau engagierte mich, um
ihre Zwillingsschwester zu suchen, bloß es gab überhaupt keine
Zwillingsschwester. Von da an schien es nur noch schlimmer zu werden. Er nahm
Chuck fest, ließ Tina Jackson und Candy vorführen und schloß dann auch noch das Rip -Off. Aus reiner Übellaunigkeit,
vermutete ich.
    Es half dann aber sehr viel
weiter, daß Tina Jackson im Verhör zusammenbrach und ihm die ganze Geschichte
erzählte. Mir hätte er ja niemals geglaubt, aber schließlich und endlich blieb
ihm nichts anderes übrig, als ihr zu glauben. Nach vierundzwanzig Stunden ließ
er mich dann also nach Hause.
    Ich betrat meine Wohnung gegen
elf Uhr abends mit dem dringenden Wunsch nach achtundvierzig Stunden
ungestörten Schlaf, gefolgt von einem langen Urlaub. Der erste Whisky schmeckte
köstlich, und ich genoß jeden Schluck davon. Auf dem Polizeirevier hatten sie
uns nur ab und zu eine unbeschreibliche Brühe unter der Bezeichnung Kaffee
serviert. Ich duschte ausgiebig, zog mir einen Bademantel an und schenkte mir
einen zweiten Whisky ein. Von den fünftausend Dollar, die mir Tina Jackson
gezahlt hatte, waren schätzungsweise noch dreitausend übrig. Auf jeden Fall
genug für einen kleinen Abstecher in ein Urlaubsparadies wie New York. Ich
schwelgte bereits in Vorfreude, als es an der Wohnungstür klingelte.
    Meine Magnum hatte ich mir von O’Neils Leiche wieder beschafft. Soweit ich wußte, war zwar
im Augenblick niemand darauf erpicht, mich unbedingt tot zu sehen, aber warum
in einer Stadt wie Santo Bahia ein Risiko eingehen? Als ich zur Tür
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