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Neonträume: Roman (German Edition)

Neonträume: Roman (German Edition)

Titel: Neonträume: Roman (German Edition)
Autoren: Sergej Minajew
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hochkarätiger, internationaler Werbeprofi rüberzukommen, gleichzeitig möchte sie aber auch als professionelles Fotomodel arbeiten. Dabei spricht sie ein beschissenes Englisch und arbeitet in einer mickrigen Promotion-Agentur ( » als Kreative, Projektbegleitung und sowas, na ja, alles Mögliche eben«) und ein paarmal im Monat lässt sie sich auf irgendwelchen zweifelhaften Präsentationen oder Events sehen ( » eigentlich habe ich ein Angebot aus Italien, aber ich denke noch drüber nach«). Ihr heimlicher Traum ist es, als Pressesprecherin für einen Nachtklub zu arbeiten, so vom Kaliber eines » Most« oder » Djagilew« oder » Kryscha«. Ich bin mir allerdings gar nicht sicher, ob die überhaupt so etwas wie einen Pressesprecher haben. » Oder Sponsorenverträge akquirieren, das ist auch geil«, sagt sie. Außerdem findet sie, sie sehe aus wie die Wodjanowa– an bestimmten Stellen.
    Die exakte Summe ihrer monatlichen Einkünfte ist mir nicht bekannt, aber wie es scheint, stellen ihre Eltern ihre Haupteinnahmequelle dar. Sie hat sehr schöne Brüste, allerdings nur Körbchengröße B.
    » Hast du Paschka gesehen?«, schreit sie mir direkt ins Ohr. Die Musik ist so laut, dass man kein Wort versteht.
    » Keine Ahnung«, schreie ich zurück. » Ich suche ihn schon seit einer halben Stunde.« Dabei strecke ich beide Daumen in die Luft und wackele damit zum Takt der Musik hin und her.
    » Er ist da hinten, an der Garderobe, mit den beiden Armeniern.«
    » Armenier? Die kenne ich nicht. Die sollen erst abhauen!«
    » Ey, ist doch egal, ob du die kennst oder nicht. Vielleicht haut ja Paschka gleich ab.«
    » Der haut nicht ab. Hier sind doch jede Menge Kunden«, lache ich, drehe mich um und steuere auf die Garderobe zu. Unterwegs kommt eine Frau, Typ Studentin, auf mich zugetanzt und starrt mich aus leeren, riesigen Pupillen an.
    » Wie geht’s?« Sie lächelt mich verführerisch an. » Tanzen wir?«
    » Wie heißt du?«, frage ich sie und lasse meinen Blick über ihren Körper gleiten.
    » Ich finde es auch super hier«, schreit sie mir ins Ohr, immer weitertanzend.
    » Leckere Pillen, was?«, grunze ich. » Wie viel hattest du denn heute schon?«
    » Lera«, nickt sie und verzieht ihre Lippen zu einer Art Lächeln.
    » Du solltest lieber nach Hause gehen und deine Schularbeiten machen, Lera«, sage ich tadelnd.
    » Nein, nur eine halbe, ich habe selber nichts«, antwortet sie.
    » Dann pass mal gut auf dich auf«, gebe ich ihr mit auf den Weg und ziehe weiter.
    Hinter mir höre ich noch: » Mach doch selber Schularbeiten, du Idiot!« Erstklassige Reaktionen hat das Mädchen, keine Frage.
    Ich schnappe mir Paschka, und wir verschwinden zusammen in der Toilette. Er geht in die hinterste Kabine, kommt wieder raus, brabbelt irgendwas von » Ich zieh ab« und verschwindet. Ich drücke mich nach ihm in die Kabine, verriegel die Tür, fummele kurz hinterm Spülkasten und finde das Tütchen. Tja, viel ist es nicht…
    Rita wartet im VIP -Bereich auf mich, telefonierend, in der Hand den nächsten Cocktail. Sie ist mittlerweile ziemlich hinüber. Ist das der vierte oder schon der fünfte Mojito? Aber was spielt das schließlich für eine Rolle?
    » Hast du’s?«
    Ich nicke.
    » Super.« Sie verengt die Augen zu Schlitzen, was ihrem Gesicht in Verbindung mit den hohen Wangenknochen und den dunklen Augen etwas aggressiv Erotisches gibt. Sie setzt das Glas an die Lippen, ein paar Tropfen Alkohol rinnen an ihrem langen Hals entlang. Genau nach Drehbuch, nehme ich an.
    » Weißt du, ich hab mir die Sache überlegt. Ich könnte dir doch helfen mit deinem Klub«, sagt sie plötzlich. » Wir machen ein Bombenprojekt daraus. Die Leute werden ausflippen. Du und ich… Wir werden richtig Geld verdienen. Mit deinen Beziehungen und meiner Energie– überhaupt kein Problem! Los, darauf trinken wir!«
    Der Tonfall, in dem sie redet, ist so, als würden wir ständig über dieses Thema quatschen. Als hätte ich permanent versucht, sie zu überreden, aber sie wollte nie richtig. Und auf einmal sagt sie, na gut, okay, und alles ist in trockenen Tüchern. Dabei hab ich in den drei Monaten, die wir zusammen sind, nicht einmal davon angefangen.
    » Ja, das… das wär echt Wahnsinn«, murmele ich verdutzt. » Du und ich, klar, das wär super, mein Häschen.«
    Ich nehme einen großen Schluck von ihrem Mojito. Dann küsse ich sie, lasse den scharfen Alk in ihren Mund laufen. Doch Rita schiebt mich weg, wirft den Kopf in den Nacken und stößt
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