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Neobooks - Transalp 12

Neobooks - Transalp 12

Titel: Neobooks - Transalp 12
Autoren: Marc Ritter , CUS
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Giudecca-Kanal hatte schon geschlossen. Der Barkeeper räumte ein letztes Mal die Spülmaschine leer. Plank trommelte an die Tür. Hielt den gespreizten kleinen Finger vor den Mund und den Daumen ans Ohr – das Zeichen für Telefon. Der Barkeeper hielt den Daumen vor den Mund und den abgespreizten kleinen Finger in die Höhe und beugte den Kopf in den Nacken – das Zeichen für Trinken. »Niente!«, machte er daraufhin mit dem Zeigefinger. Nun klopften auch Spindler und Gärtner. Dass eine Frau dabei war, beruhigte den Barkeeper. Es schien einfach nur dringend. Er öffnete und wies Plank den Weg zum Telefon.
    Plank wählte eine Nummer in München und hoffte inständig, dass um diese späte Stunde jemand abnehmen würde.
    »Theo, Anselm hier. Hör zu, es ist dringend. In unserer alten PI 22 am Prinzregentenplatz. Wo du angefangen hast als Streifenhörnchen, kurz bevor ich zu den Zivilen bin. Die Inspektion haben sie doch in der früheren Wohnung vom Hitler eingerichtet. Erinnerst dich sicher noch an die Kamine, die dort in fast jedem Zimmer waren. Ich meine jetzt den Kamin, wo immer die Pokale vom Polizeisportverein draufstanden. Da war doch am Kaminsims was eingeritzt, irgendwas stand doch da. Wir haben uns einen Spaß gemacht, dass es vom Hitler selber war. Kannst du bitte jetzt gleich bei der PI 22 anrufen, und die sollen unbedingt sofort nachschauen, was da genau steht. Ich brauche es gleich, nein, jetzt. Tust du das für mich? Danke, Theo. Rufe mich hier zurück, hast du die Nummer auf dem Display? Ruf niemanden auf dem Handy an, hörst du? Meins ist eh aus. Aber auch nicht bei der Stephanie!?«
    Der Barkeeper schaute verwundert, besonders als er den Namen Hitler hörte.
    Spindler bestellte drei Schnaps und drei Caffè. Vier Minuten später klingelte das Telefon. Plank sprang zum Hörer.
    »›Mutter Wolf‹ steht auf dem Kaminsims.«
    Spindler schnalzte mit der Zunge. »Es ist der Hund. Hitlers Schäferhund. Den hat er vor sich umbringen lassen, mit Blausäure. War nur ein Test, ob es funktionierte. Das tat es. Dann erst traute er sich, sich selbst zu entsorgen. Was mit dem Schäferwelpen Wolf geschah, das weiß ich nicht. Das Codewort jedenfalls muss ›Blondi‹ sein, Wolfs Mutter.«
    MONTAG, 16. JULI
Casino im Palazzo Vendramin Calergi, 0.44 Uhr
    Hagen und die beiden Männer mit den Knöpfen in den Ohren gingen nun seit Stunden durch die Räume der Venezianischen Spielbank. Nirgends waren ein Spindler, ein Plank oder eine Gärtner zu entdecken. In dieser Montagnacht herrschte nicht der Andrang, der das Haus an den Wochenenden erfüllte. Hagen und seine beiden Kämpfer fielen sicher bald den Sicherheitsleuten des Casinos auf, wenn sie immer nur umherstreiften und nicht spielten. Sie durften nicht unter den Verdacht geraten, als Diebe oder Räuber herumzuhängen, die hier ihr späteres Opfer ausbaldowerten. Dann würden sie sie schneller rauswerfen, als ein Croupier »Zero« sagen könnte. Um nicht aufzufallen, setzte sich einer von ihnen von Zeit zu Zeit an einen der Spieltische und setzte kleinere Beträge. Jetzt war Hagen dran. Er wechselte ein paar Scheine in Jetons, ging an einen Tisch und setzte lustlos fünfzig Euro auf Schwarz. Er hatte Glücksspiel immer verabscheut. Diese Tätigkeit machte süchtig und war zu nichts nutze. Sie war undeutsch. In seinem Reich würde er strenge Gesetze dagegen erlassen. Genau wie gegen Rauchen, Alkohol und Ehebruch. Er würde nur noch auf die ganz klaren Geister und Körper setzen. So jemand wie Göring würde bei ihm abserviert. Nein, so einer würde gar nicht erst nach oben kommen.
    Die Kugel rollte und Schwarz gewann. Er ließ seinen Gewinn stehen. Auch beim nächsten Spiel landete die Kugel in einem schwarzen Nummernfach. Als genau dies noch zweimal geschah, hatte er plötzlich achthundert Euro vor sich liegen. Er annoncierte dem Croupier, der ihm am nächsten saß, »Alles auf Impair«, und der versetzte seine Jetons auf das entsprechende Feld. Die Drei fiel. Hagen hatte nun tausendsechshundert Euro vor sich. Er begann zu schwitzen. Stehenlassen, aufhören? Neues Spiel? Der Mann am Kessel drehte das Rad. Hagen sagte: »Alles auf Pair.« Die Vierzehn. Nun hatte er dreitausendsechshundert Euro Guthaben. Ein allerletztes Mal?
    Er annocierte »Manque«. Dass bei der unteren Hälfte der Roulette-Zahlen, auf die er mit dieser Ansage setzte, die Achtzehn den Abschluss bildete, erregte ihn. Die Achtzehn war das in seinen Kreisen verwendete Zahlensymbol für Adolf
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