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Neobooks - Transalp 12

Neobooks - Transalp 12

Titel: Neobooks - Transalp 12
Autoren: Marc Ritter , CUS
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seines eigenen Volkes mutierte. Wenn dir das gelungen wäre, Benno Spindler, dann hätte sich dein verkorkstes Leben doch noch gelohnt. Muss es also hier enden. Noch ein Tod in Venedig. Nun denn.
    Sie spannte den Hahn. Es machte Klick. Jetzt drückte sie ab. Ein Schuss hallte über den Platz, und es wurde dunkel um Spindlers Augen. Clara Fürst war auf ihn gefallen. Sie war tot.
    Hagen stand über ihr. »Verräterin!« Dann brüllte er in Richtung seiner beiden Vollstrecker, die angerannt kamen: »Legt ihn noch nicht um. Erst müssen wir wissen, was in der Kassette ist.« Hagen nahm die Kassette in beide Hände. Er öffnete sie. Das war es also, was seine Mutter vor siebenundsechzig Jahren unter Einsatz von Leib und Leben nach Venedig gebracht hatte. Er hatte Hitlers Vermächtnis in Händen. Das rote Siegel des Umschlags war unversehrt. Das persönliche Siegel des Führers! »Mein Vermächtnis« stand in Tintenschrift auf dem Umschlag. Seine Handschrift!
    Wie war Spindler nur auf das Versteck gekommen? Und was hatte das Ganze mit dieser Kirche hier zu tun? Was wusste Spindler über seine Mutter, das er nicht wusste? Das wollte Hagen noch aus ihm herausquetschen.
    »Willst du wirklich wissen, was drinsteht?«, brachte Spindler hervor.
    »Schnauze!«
    »Willst du wissen, wie Hitler am Ende die Arier verachtete und die Nazis gleich mit? Willst du das wirklich wissen? He, ihr beiden, ihr solltet das auch wissen. Schaut euch ruhig an, was da drinsteht.«
    »Soll ich ihn umlegen?«
    »Nein, bringt ihn aufs Boot. Wir machen einen Abgang. Sofort.«
    Die zwei Kerle schleppten Spindler aufs Wassertaxi, wo sie ihn auf den Boden warfen. Der Fahrer hatte sich ängstlich in die Kajüte gekauert. Hagen stand noch mit der Kassette auf der Mole. Clara Fürst hatte er schon entsorgt. Was sollte er mit den beiden Kämpfern machen? Und mit Sigi? Selbst wenn deren Entsorgung gelingen sollte, müsste er immer noch mit diesen Polizisten fertig werden. Hagen überlegte fieberhaft.
    »Ach«, hörte man ihn plötzlich sagen, dann holte er aus und schleuderte die Kassette in hohem Bogen in den Canal Grande. Seine beiden Kämpfer trauten ihren Augen nicht. Da versank alles, woran sie geglaubt hatten. Ein paar Luftblasen noch, dann war die Kassette in der Tiefe verschwunden.
    Während sie noch aufs Wasser starrten, hatte sich Spindler über den Bootsrand gezogen und war ins Wasser geplumpst und untergetaucht. Die beiden feuerten blindlings ins schwarze Wasser. Da schlug eine Kugel in der Seitenwand des Wassertaxis ein. Sie fuhren herum – der Schuss kam aus Stephanie Gärtners Waffe. Sie hatte ihren Chef Anselm Plank aus der Gasse an der Banca zurückgeholt. Jetzt stand sie im Schatten des Wartehäuschens am Bootsanlegesteg und schoss auf die Männer im Boot.
    Hagen sprang an Bord. »Los, ab hier!«, bellte er. Er drehte den Gashebel voll auf, und das Boot schoss los. In der Eile und in der Schwärze der Nacht bemerkte er nicht das riesige, dunkelblau lackierte Boot der Carabinieri, das gerade mit Volldampf um die Punta della Dogana gebogen kam. Das Motortaxi bohrte sich in voller Fahrt in den gepanzerten Bug des Militärschiffs.
    Ein gleißender Blitz durchzuckte die Nacht.
    Es tat einen dumpfen Knall.
    Dann war Stille über der Lagune.
    Einzig Sigi stand immer noch wie versteinert auf dem Platz. Bevor die Sondereinheit der Carabinieri an Land springen und ihn verhaften konnte, war Stephanie Gärtner bei ihm. Er musste sich auf den Bauch legen und die Hände im Nacken verschränken.
    Sie stellte ihr linkes Bein auf seinem Rücken ab und genoss in Siegerpose die Postkartenansicht des gegenüberliegenden Markusplatzes. »Hätte echt nett sein können mit dir, Schweinebacke«, murmelte sie mit Blick auf den Campanile von Sankt Markus.
     
    Von der Brücke des Carabinieri-Schiffs rief ein Mann herüber: »Tutto bene, Commissario Plank? Immer zur Stelle, wenn Sie mich brauchen.« Capitano Brunetti legte die rechte Hand zum militärischen Gruß an die Mütze.
    Plank winkte nur ermattet ab und sagte leise: »Passt scho.«

[home]
    EPILOG
    E r schwitzte. Anselm Plank räkelte sich in den Laken. War das heiß. Hatten sie so lange geschlafen? Es war eine wilde Nacht gewesen. Erst ins Casino, wo er abgeräumt hatte. Dann in der Gondel durch Venedig. Der Gondoliere hatte tatsächlich
O sole mio
gesungen. Dann diese Suite mit dem Blick auf den Glockenturm. Dann Stephanie.
    Er hatte Durst. War noch etwas in der Champagnerflasche? Um das festzustellen,
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