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Neobooks - Dreck muss weg!

Neobooks - Dreck muss weg!

Titel: Neobooks - Dreck muss weg!
Autoren: Alexandra Richter , Alexandra Richter
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den Marga spontan auf über 80 schätzte. Die blaue Arbeitsjacke war an den Schultern ausgeblichen, und an der Stange seines Herrenrads war eine Harke mit Bontjeband festgebunden. Als Marga sich noch fragte, ob es zulässig war, den Alten so fahren zu lassen, schmiss dieser erstaunlich behende das Bein über den Gepäckträger und trat in die Pedalen, ein Hosenbein mit einer Spange ans Bein geklemmt, damit die weiten Piepen nicht in die Fahrradkette gerieten.
    »Theda Neehuis ist eine aus Uttum.« Söcker blickte zufrieden. Marga und Joki sahen sich an. »Wie bitte?«
    »Hat der Opa gerade erzählt.«
    »Was hat er denn gesagt?« Joki blickte dem davonradelnden Mann hinterher.
    »Weißt ja wohl.« Söcker winkte ab. »Wie alte Leute halt so schnacken. Theda Neehuis ist eine geborene Hayenga und auf dem Hof dahinten im Hammrich groß geworden. Und das Grundstück hier gehörte wohl auch den Hayengas.«
    »Und wer war der gute Mann?« Joki blickte fragend.
    »Keine Ahnung.« Söcker zuckte mit den Schultern.
    »Keine Ahnung?«
    Als Söcker sah, wie Joki einen knallroten Kopf bekam, entgleisten ihm die Gesichtszüge. »Kann ich doch nichts für. Der Alte sagte, he har keen Tied.«
    »Keine Zeit?« Jokis Stimme klang wie das Grummeln eines nicht mehr ganz fernen Donners.
    »Ich konnt ihn ja schlecht vom Fahrrad ziehen.«
    »Du Pfeife!«, explodierte Joki, und Söcker war wieder beleidigt. Marga kniff die Augen zusammen und plierte durch den Regen. In der Ferne konnte sie einen ostfriesischen Gulfhof erkennen, mit dem typisch herabgezogenen Dach, eingesäumt von Bäumen, Sträuchern und Windrädern. Sehr idyllisch.

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    Kapitel 6
    Hamburg-Neustadt, Bismarck-Denkmal
    K alle und Emma saßen auf der Mauer zu Füßen des Bismarck-Denkmals und feuerten Eliza und ihre Freundin Laura an, die bäuchlings auf ihren Schlitten die vereiste Rodelpiste hinunterjagten. Kalles Füße waren nass und kalt.
    »Warum hast du die ollen Bommelslipper nicht wenigstens imprägniert?«
    Emma hatte gut reden, ihre Füße steckten in Wollsocken und Wanderboots.
    »Lohnt sich nicht mehr.« Kalle umfasste den Deckel der Thermoskanne mit beiden Händen und nippte am heißen Kaffee.
    »Papa, hier liegt eine Tote!« Das schrille Geschrei von Eliza ging Kalle durch Mark und Bein.
    Er warf den Becher in den Schnee und rutschte den Berg hinunter.
    »Vorsicht! Vorsicht, du wirst dir noch was brechen!«, rief Emma ihm hinterher.
    Laura kniete dicht neben Eliza, die vom Schlitten gekippt war und der Länge nach im Schnee lag. »Da, die Hand«, flüsterte Laura.
    Kalle schob das Eichenlaub beiseite.
    »Was ist? Nun sag doch, was los ist?« Emmas Stimme überschlug sich.
    Mit einem Ruck zog Kalle an der Hand, die unter dem Schnee hervorlugte. Eliza und Laura kreischten hysterisch.
    »Kalle, soll ich die Polizei rufen?«
    »Lieber die Müllabfuhr.« Er hob die Schaufensterpuppe hoch. »Hallo, Mädels, mein Name ist Nacki Dei.«
    »Sehr lustig, Papa.« Eliza war den Tränen nahe.
    »Hey, das war doch nur Spaß.«
    »Guntbert Meyer will dich sprechen, sofort!« Emma wedelte mit dem Handy in der Luft.
    Als Kalle nach gefühlten Stunden wieder oben am Hang angelangt war, stand der silberne Dienstwagen schon bereit. Tinta Krieger, die Assistentin im Dezernat für Todesermittlungen, saß am Steuer und warf Kalle eine Kusshand zu. Emma runzelte die Stirn, sagte aber nichts.
    »Tut mir leid, Mam. Wat mutt, dat mutt.« Kalle hob den Kaffeebecher auf und drückte ihn Emma in die Hand. Mit ein paar Schritten war er am Wagen und riss die Beifahrertür auf. Er rief ein schnelles »Moin!« und ließ sich in den Sitz fallen.
    Ohne seinen Gruß zu erwidern, schenkte ihm Tinta ihr Zahnpastalächeln, startete, wendete und brauste den Berg hinunter zur Seewartenstraße. Sie bremste abrupt, um den roten Doppeldeckerbus der Stadtrundfahrt vorbeizulassen.
    »Was liegt an?«
    »Leichenfund in einer Gartenlaube, Nähe Israelitisches Krankenhaus.« Tinta erhielt von der Zentrale die Freigabe für Sonderrechte, befestigte das Blaulicht auf dem Wagendach und schaltete das Martinshorn ein. Sie gab Gas. Kalle klammerte sich am Türgriff fest. Ihm war schlecht.
    *
    Hamburg-Alsterdorf
    Das rot-weiße Flatterband mit dem Aufdruck
Polizei
sperrte den Eingang zum Kleingartenbauverein Birkenhain e.V. ab. Eine Menschenmenge hatte sich davor versammelt. Die Leute machten bereitwillig Platz, als Tinta in den von immergrünen Hecken umrahmten Weg einbog. Kalle musste sich an ihre Fersen heften,
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