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Neobooks - Dreck muss weg!

Neobooks - Dreck muss weg!

Titel: Neobooks - Dreck muss weg!
Autoren: Alexandra Richter , Alexandra Richter
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Unterlagen aus dem Schreibtisch und arbeitete sich schweigend durch. Hin und wieder ein Husten von Johann war alles, was sie hörte. Sie sah erst wieder auf, als sich die Tür öffnete und Harm eintrat. Er war ernst wie immer. Das Lachen schien ihm abhandengekommen zu sein in den Jahren als Dienststellenleiter. »Aufbruch! Ihr müsst nach Uttum. Wir haben einen Leichenfund.«
    Margas Magen rutschte nach unten, und die Aufregung nahm den direkten Weg übers Rückenmark. So schnell konnte es gehen. Es war so weit, Zeit für einen ordentlichen Happen!

[home]
    Kapitel 5
    Uttum, Ostfriesland
    A n der Landstraße in Richtung Uttum war ein Stück Wiese provisorisch abgesperrt mit rot-weißem Flatterband, das sich im Wind bog wie ein grinsender Mund. Marga hielt gleich hinter einem Einsatzfahrzeug. Zwei uniformierte Kollegen und ein Rettungswagen der Johanniter waren vor Ort. An der Absperrung hatte sich eine kleine Menschentraube gebildet, und im Wagen der Johanniter saß, in glitzernde Folie gewickelt, ein blasser Junge. Argwöhnisch beobachtete eine großbusige Frau jeden Handgriff des Sanitäters. Regen wurde vom Wind durch die Luft gewirbelt. Marga ging an den Kofferraum ihres Wagens und tauschte die schwarzen Lederschuhe gegen Gummistiefel. Das Gelände war wässrig wie ein Feuchtbiotop. Joki kam mit seinem eigenen Wagen, Margas roch angeblich nach Hund. Sie schloss den Kofferraum und sah sich um. Auf den sumpfigen Pfützen überschnitten sich die Regentropfenkreise,wurden olympisch und noch viel größer. Einer der Uniformierten kam auf Marga zu. Söcker hieß er. Sie wies sich aus und reichte ihm die Hand zur Begrüßung. Er stellte auch seinen jungen Kollegen vor, aber Marga hörte vor Anspannung nur noch mit einem halben Ohr zu.
    »Sie ist da drin.« Er deutete mit dem Kopf auf das baufällige Gebäude und sah Marga an, als hätte er Schmerzen.
    »Ganz kleines Persönchen. Ich bin gleich wieder raus.«
    »So schlimm?«
    Söcker zuckte mit den Schultern. »Seien Sie vorsichtig, da sind überall Reifenabdrücke, vielleicht ist das was für die Spurensicherung.«
    Marga spürte, wie sich ihre Haarwurzeln aufrichteten. Jokis dunkelblauer Passat hielt am Straßenrand. Sie winkte beiläufig, während sich ihre Augen schon an die Fährte im weichen Untergrund hefteten. Ein unangenehmer Geruch stieg Marga in die Nase, und ihre Augen fanden eine Lache Erbrochenes, dann sah sie durch die geöffnete Schuppentür einen Rollstuhl. Ihre Hände begannen zu schwitzen, während sie noch überlegte. Pewsum lag mindestens fünf Kilometer südwestlich. Luftlinie. Im Rollstuhl und quer durch die Meeden? Sie nahm einen tiefen Atemzug und warf einen Blick auf die Leiche. Mein Gott. Die alte Frau gehörte in eine warme Stube mit Tee und Kokosplätzchen und nicht in dieses abgewrackte Kabuff. Auf dem Kopf die flauschigen Löckchen. So schutzlos. Und so tot. Marga wurde flau, und der Boden unter ihren Füßen schwankte. Fast wäre sie vornüber in den Schoß der Leiche gekippt. Die Tote nahm es gelassen. Sie saß gerade und fast ordentlich, die Hände auf den Oberschenkeln abgelegt. Über 80 war sie geworden. 82 oder 83 , Marga konnte sich nicht mehr genau erinnern, was im Bericht gestanden hatte. Es gab keinen Zweifel, dass sie es war. Margas latexbehandschuhte Finger suchten vorsichtig im Genick der Toten.
T. Neehuis
war auf ein Schildchen im Kragen der Bluse gedruckt. Armes, altes Menschlein. Marga blickte auf den Mund der Frau, der, grotesk aufgerissen, wie eine dunkle Höhle mitten im Gesicht lag. Dreck und Speichel hatten die fahle Unterlippe grauschwarz eingefärbt. Behutsam tastete Marga mit dem Finger, stieß aber sofort auf Widerstand. Sie rieb die dunklen Krumen, lehmhaltig und fest waren sie, und sie zerfielen nicht durch die Reibung. Marga roch daran. Kleiboden, der Mundraum schien komplett damit angefüllt zu sein. Offensichtlich kein natürlicher Todesfall. Sie bemerkte, dass ihre Knie zitterten, sie bekam wieder Puddingbeine. Tief durchatmen, Marga, und Ruhe bewahren. Das einzig Tote, was sie bis dato zu Gesicht bekommen hatte, war der Kater ihrer Eltern gewesen. Sie musste sich konzentrieren. Aber die Augen der Toten. Irgendwie transparent, wie dünnes Porzellan. Ohne jegliches Leben. Margas eigene Augen waren voll funktionsfähig und gerade im Begriff, sich mit überschüssiger Flüssigkeit zu füllen. Sie beschloss, dass es fürs erste Mal reichte, und verließ so schnell wie möglich den Schuppen.
    Joki stand im
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