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Neobooks - Dreck muss weg!

Neobooks - Dreck muss weg!

Titel: Neobooks - Dreck muss weg!
Autoren: Alexandra Richter , Alexandra Richter
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nur eine Handvoll Freunde überall verstreut. Die Eltern lebten auf Baltrum, einer kleinen ostfriesischen Insel, auf der Marga auch aufgewachsen war. Ihre ältere Schwester Beate wohnte seit Jahren in Hamburg Volksdorf. Sie war verheiratet und spielte mit dem Gedanken, ein Kind zu bekommen. Ein beunruhigendes Thema, wie Marga fand. Als sie sich einer Freundin anvertraute, die als Heilpraktikerin arbeitete, erhielt Marga umgehend die Empfehlung, mit Familienaufstellung und Hypnose ihre Bindungsängste behandeln zu lassen. Frechheit. An Ludger hatte sich Marga schließlich auch gebunden. Und zeitlich gebunden durch ihren Beruf war sie allemal. Außerdem brauchte sie sich nicht zu rechtfertigen, sie hatte sich immer mit Männern getroffen. Nett, aber das war’s auch schon. Und in letzter Zeit mit Sweet Pete, aber so nannte sie ihn nur in Gedanken und aus Spaß. Er war fast zehn Jahre älter als sie und geschieden. Sie gingen manchmal essen oder tranken ein Glas Wein. Nur so. Unverbindlich. Und Marga hoffte, Peter sah das genauso. Am Himmel drängten sich die Wolkenberge um die besten Plätze vor der Sonne. Heute früh würde mit Sicherheit kein einziger Strahl Margas Laune oder die Landschaft erhellen. Auf Höhe Suurhusen öffnete Marga das Fenster und warf den Apfelpitt hinaus. Sie wischte sich die Finger an der Jeans ab und stellte das Radio an. Ein gut gelaunter Moderator gab feixend seine Weisheiten zum Besten und erklärte einem Gesprächspartner via Telefon, dass er soeben keine fünfzigtausend Euro gewonnen habe. Margas Stirn wurde noch krauser, und sie drückte die halbausgespuckte CD zurück in den Schlitz. Zwanzig Minuten später rollte der Skoda vom Fischteichweg auf den Parkplatz ihrer Dienststelle in Aurich.

[home]
    Kapitel 3
    Fachkommissariat Aurich, Ostfriesland
    M arga wickelte sich fest in ihre Jacke. Es war saukalt, sie hätte eine Mütze vertragen können. Mit großen Schritten betrat sie das Gebäude, grüßte rechts und links und nahm die Treppe in den zweiten Stock. Ihr Kollege Johann war schon da, seine knautschige Lederjacke hing über seinem Schreibtischstuhl. Montags kam Johann gerne früh, holte sich Kaffee und die Neuigkeiten des Wochenendes brühwarm bei den Kollegen ab. Der Raum war hell mit mehreren Fenstern. Zwei Schreibtische, eine Ostfrieslandkarte an der Wand, ein Wimpel der Polizei Niedersachsen auf Johanns Schreibtisch, ein Foto seiner Enkelkinder. Margas Schreibtisch war aufgeräumt. Außer dem PC , ein paar Meldungen vom Wochenenddienst und dem hellbraunen Kringel eines Kaffeebechers gab es nichts zu sehen. Bei Johann stapelten sich die Akten zu einem schiefen Turm. Da wurde schließlich gearbeitet, verteidigte er sein Chaos. Eine frische Tageszeitung, ein angetrunkenes Glas Wasser. Das Schmerzmittel hatte Johann wieder eingesteckt, doch der kleine Fetzen Silberpapier verriet Marga, dass er es genommen hatte. Marga reagierte von Haus aus allergisch auf Tabletten. Ihre Mutter hatte Pillen geknuspert wie Smarties, angeblich gegen Schmerzen. Tat sie es eigentlich noch? Sie sahen sich selten, seit Marga auf dem Festland wohnte. Obwohl das Telefon natürlich schon erfunden war. Aber ihre Schwester Beate hatte schon immer einen besseren Draht zur Mutter gehabt. Der Duft von frischem Kaffee wehte durch die Luft, und sie hörte Johanns leicht hinkenden Gang; da halfen auch keine Luftpolstersohlen an den Schuhen, auf die er so schwor. Der Kerl hatte ernste Probleme mit seinem Knie.
    »Moin, mien Wicht!« Eine lautstarke Begrüßung und ein Pott Kaffee, nur mit Milch, so wie Marga ihn immer trank, wurde ihr von seiner Pranke gereicht. Wenn Johann vor dem Fenster stand, wurde es dunkel. Marga mochte Johann. Er erinnerte sie irgendwie an Ludger. Bullig, gutmütig und mit sandfarbenem Haar. Nur, Ludgers waren dichter und die Haut schimmerte nicht durch. ›Drittes Knie‹ nannte Johann seine Halbglatze, und Marga verkniff sich einen Spruch. Er hatte eben auch große Knie. Dankbar nahm Marga den Kaffee an und spürte, wie sich ihre Stirn glättete. »Moin, Joki. Wochenende gut überstanden?«
    »Alles bestens. Wir haben Samstagabend gegrillt. So ’n lecker Stück Grillfleisch nach dem Winter ist doch was Feines.« Johann grinste über beide Ohren und ließ sich steifbeinig in den Stuhl fallen.
    Noch eine Übereinstimmung mit Ludger. Beide brauchten Fleisch, sonst wurden sie nicht satt. Marga nahm einen Schluck und griff sich die Meldungen. »Was Besonderes dabei?« Sie ging die Blätter
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