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Neobooks - Die Zitadelle der Träume

Neobooks - Die Zitadelle der Träume

Titel: Neobooks - Die Zitadelle der Träume
Autoren: Liane Sons
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oft noch gequälten Gesichtsausdruck erkennen, dass er in der Burg immer noch die Geister der Vergangenheit sah. Sie hatte lange gebraucht, um ihn dazu zu überreden, sich zu Pferde oder im Wagen hin und wieder seinem begeisterten Volk zu zeigen. Noch länger hatte sie gebraucht, ihm abzugewöhnen, in Gesellschaft stets den Blick zu senken. Glücklich schien er nur, wenn er mit Caitlin oder mit seinen Freunden zusammen sein konnte.
    Kahandar war das mächtigste Schwert von allen, und mit Palemas Tod war auch der Fluch darauf verschwunden. Rhonan hatte es trotzdem in der Hoffnung, es nie mehr benutzen zu müssen, auf dem Altar der Zitadelle der Träume zu Füßen des Standbilds niedergelegt. Dabei war er sich sicher gewesen, dass dieses nicht etwa Palema, die erste Großkönigin, sondern nur Salia, die einzig wahre Liebe des Königs, darstellte.
     
    Zusammen mit Darius, Canon, Derea und Marga saß er eines Abends im Kaminzimmer und hörte einem Lied zu, das Gideon zur Laute vortrug. Allerdings war er nicht bei der Sache, denn Caitlin lag seit geraumer Zeit in den Wehen. Morwena und Hylia waren beide gekommen, um ihr bei der Geburt zur Seite zu stehen.
    Die Tür ging auf, und er sprang sofort aufgeregt vom Stuhl. Die drei Wölfe, die bisher vor sich hin dösend am Kamin gelegen hatten, stellten sich umgehend neben ihren neuen Herrn.
    Hylia kam ins Zimmer und sah ihn mitleidig an. »Rhonan, deine Frau ruft nach dir, eher noch: Sie brüllt nach dir. Guck nicht so gehetzt! Es läuft alles bestens, aber Caitlin behauptet, du hättest darauf bestanden, bei der Geburt an ihrer Seite zu sein.«
    »Ich? Was? Nein! Oh, je, oh, je!« Mit weichen Knien ging er durch den Raum. Er schnippte mit den Fingern und machte eine kurze Handbewegung, auf die hin sich die Wölfe wieder ans Feuer legten.
    Ein freundschaftliches »Nur Mut, du schaffst das schon!« wurde ihm von Marga mit auf den Weg gegeben.
    »Es dauert so furchtbar lange. Ist wirklich alles in Ordnung?«, fragte er und fuhr sich mit fahrigen Händen durchs Gesicht.
    »Aber ja!«
    Kaum aus dem Zimmer, hörte er seine Frau seinen Namen kreischen und stürmte die Treppen hoch. Er riss fast die Tür aus den Angeln und stürzte zum Bett. »Ich bin ja da, mein Herz, ich bin …«
    Sie krallte ihre Finger in seine Schultern und schrie gellend auf.
    Rhonan verlor augenblicklich auch noch die letzte Farbe. »Ganz ruhig, mein …«
    »Ruhig? Bist du von Sinnen, ich …« Erneut schrie sie wie am Spieß und riss ihm ein Stück vom Ärmel heraus.
    »Hylia, so tu doch etwas!«, keuchte ihr Gatte.
    Die Priesterin lachte auf. »Ganz ruhig, mein Lieber! Caitlin war immer schon lauter als andere. Das solltest du doch wissen. Gute und starke Wehen! Es läuft alles bestens.«
    Er schluckte schwer und hielt seine schweißnasse Frau im Arm, die sich gerade wieder etwas entspannte.
    »Wo geht diese Welt nur hin?«, stöhnte Morwena. »Erst Reiter in der Luft und jetzt auch noch ein Mann im Gebärzimmer. Haben wir all die Jahre gekämpft und gelitten, nur um jetzt solchen Unsitten zusehen zu müssen?«
    Caitlin schien kurzzeitig entspannt und lächelte müde ihren Mann an. »Bald haben wir einen Sohn.«
    »Ganz wie du willst, mein Herz«, würgte der hervor.
    Die Wehen folgten jetzt immer schneller aufeinander, und Caitlin schrie und fluchte und klammerte sich dabei an ihren Mann. Wild beschimpfte sie ihn, weil er dafür verantwortlich wäre, dass sie sich jetzt so quälen musste. Der fühlte sich schuldig, hundeelend und völlig hilflos und sah bald aus, als wäre er einer Ohnmacht nahe.
    Hylia legte ihm schließlich mit einem aufmunternden Lächeln die Hand auf den Arm. »Vergiss das Luftholen nicht, mein König! Sei tapfer!«
    Dann wandte sie sich an die werdende Mutter. »Schrei, so viel du willst, Kleine! Das ist ja wohl deine Natur, aber hör um deinetwillen auf, deinen Mann zu beschimpfen. Er hat dich doch nicht vergewaltigt. Mach so weiter, und er rührt dich in Zukunft nie wieder an. Nachdem, was du mir erzählt hast, kann ich mir kaum vorstellen, dass das dein Wunsch ist.«
    Caitlin fand zwischen zwei Wehen noch die Kraft zu kichern.
    »Derbe Flüche und jetzt noch solch lose Reden! Wenn das Kind nicht bald kommt, fürchte ich ernsthaft um sein Seelenheil, und ich bleibe dabei, dass sich das alles nicht gehört«, erklärte Morwena voller Entrüstung.
    »Es ist jetzt jeden Augenblick so weit, Caitlin. Schick deinen Mann raus, bevor er uns umfällt. Wir können uns nicht um ihn
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