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Nemesis 05 - Die Stunde des Wolfs

Nemesis 05 - Die Stunde des Wolfs

Titel: Nemesis 05 - Die Stunde des Wolfs
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Preis meines eigenen Lebens. Mit einem entsetzten Aufschrei sprang ich vor, schlug Judith in dieser Bewegung mit einem kräftigen Hieb meines Unterarmes beiseite und warf mich geradewegs auf den Wirt, um ihn zu entwaffnen.
    Ich erreichte ihn nicht. Ein lauter Knall ertönte, und schon als die Kugel meine Schulter traf und die Wucht des Schusses meinen Sprung bremste und mich rückwärts gegen eines der prall gefüllten, stählernen Regale schleuderte, hörte ich den Knall gedämpft wie aus einer Parallelwelt, in die ich bereits in diesem Sekundenbruchteil nicht mehr gehörte. Carls Antlitz verschwamm vor meinen Augen. Wie durch einen Watteschleier hindurch nahm ich wahr, wie Ellen und Judith sich gleichzeitig auf mich stürzten und nach meiner Schulter, meinem Gesicht, meinem Kopf zu greifen begannen. Ich sah, wie Carl die Waffe langsam sinken ließ und wie mehrere, weiße Laborkittel tragende, hoch gewachsene Gestalten im Türrahmen hinter dem Wirt erschienen. Ich empfand keine Furcht, nicht einmal Irritation über das Erscheinen der Fremden. Blut spritzte in einem dünnen, wie von einer laufenden Pumpe angetriebenen Strahl in mein getrübtes Blickfeld, schoss rhythmisch im Intervall meines Pulsschlages in die Höhe wie dickflüssige, glühende Lava, die als böse Vorankündigung der Explosion, mit der der Vulkan endgültig ausbrechen würde, aus dem Krater an der Spitze des Berges spritzte. Ich spürte keinen Schmerz. Ich spürte überhaupt nichts mehr, was zu meinem Körper gehörte. Starb ich?
    »Es muss eine der Schlagadern verletzt sein«, hörte ich eine mir fremde Stimme, gedämpft von der herannahenden Bewusstlosigkeit, zu mir hindurchdringen.
    »Wir müssen die Blutung stillen.« Ich erkannte Ellen nur noch an ihrem feuerroten Haar, dessen Spitzen über mein Gesicht streiften, als sie sich quer über meine Brust beugte und irgendwo in der Nähe meines Kopfes, an meiner Schulter, wie ich glaubte, herumzuhantieren begann.
    Kälte war das Erste, was ich wieder fühlte, nachdem ich zu Boden gegangen war. Kälte, die an meinen Zehenspitzen einsetzte und sich in Windeseile kribbelnd durch meine Beine, meinen Unterleib, mein Gesicht und meine Arme ausbreitete, bis sie meine Fingerspitzen erreicht hatte und jeden Muskel meines Körpers zu Eis gefrieren ließ. Aber es war kein unangenehmes, nicht einmal ein beängstigendes Gefühl, denn es brachte die unendlich beruhigende Gewissheit mit sich, dass bald alles vorbei war.
    Angenehme Müdigkeit legte sich wie ein samtener Schleier über mein Bewusstsein. Meine Augen fielen zu.
     
    ENDE
    des fünften Teils
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