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Nelson sucht das Glück

Nelson sucht das Glück

Titel: Nelson sucht das Glück
Autoren: Alan Lazar
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schmeckte und roch dieses trockene Zeug ziemlich grässlich. Eine ganze Weile brachte es Nelson nicht über sich, davon zu fressen, doch irgendwann überwältigte ihn der Hunger, und er zwang sich, es hinunterzuschlucken.
    Auch Geräusche gab es in dem kleinen Abteil nicht viele. Nelsons kleine Schwester weinte oft, und da war das stete Tropfen des Wassers in der Röhre, doch ansonsten konnte er nicht viel hören. Von draußen vernahm er das Rascheln der Menschen, die langsam im Laden herumschlenderten. Oft sah er ihre Füße, wenn sie vor der Welpenwand standen und sich die kleinen Hunde über ihm anschauten. Nur wenige bückten sich jedoch zu ihm und seiner Schwester hinab. Manchmal sah er sie grinsen und lächeln, wenn sie die beiden ansahen, doch die meisten wandten rasch den Blick ab und verschwanden.
    Mit der Zeit freute sich Nelson auf die Abende im Tierladen. Etwa um fünf Uhr jeden Tag schloss Emil den Laden, und ein älterer Mann mit schwarzer Haut kam an seiner Stelle ins Geschäft. Ohne großes Aufhebens darum zu machen, verließ Emil den Laden, und der Mann begann den Boden zu wischen und die Fenster zu putzen.
    Hinterher öffnete er bei jedem der Welpen das Türchen. Wenn Nelson ihn das schon von Weitem tun hörte, wurde er ganz aufgeregt, weil er wusste, dass auch er und seine Schwester bald an der Reihe sein würden. Dann ging das Türchen auf, und Vernon McKinneys große, warme Hände hoben ihn und sein Schwesterchen aus der Box. Dann streichelte er sie einen Moment, so wie das Mrs Anderson getan hatte. Schon bald machte er es sich zur Gewohnheit, Nelson einen Kuss auf den Kopf zu geben, und der Hund leckte ihm das Gesicht ab. Vernon schmeckte anders als Mrs Anderson, aber Nelson mochte den Geschmack. Und auch dem Mann schien es zu gefallen, wenn Nelson ihn ableckte.
    Danach setzte Vernon die beiden Welpen immer eine Weile in die Spielecke neben der Schauwand. In dem Laufställchen war jede Menge Spielzeug – kleine Stofftiere, Bälle und Quietschtiere. Nelson mochte all diese Sachen und spielte schon bald ganz aufgeregt mit ihnen und seiner Schwester. Doch noch viel interessanter waren all die Gerüche der anderen Hunde, die sich auch manchmal in dem Ställchen aufhielten. Oft schnüffelte er jeden Zentimeter der Fläche ab, auf der Suche nach neuen Düften, und katalogisierte sie in seinem immer noch wachsenden Gehirn.
    Alle paar Tage badete Vernon die Welpen. Nelson liebte das Baden – im Wasser zu sein machte ihn einfach unendlich viel glücklicher. Bloß den letzten Teil mochte er nicht besonders: wenn Vernon ihn in seine großen Hände nahm und ihn trocken föhnte. Schließlich brachte er die kleinen Hunde viel zu früh in ihren geruchslosen und klinisch sauberen Lebensraum zurück. In der Zwischenzeit hatte er die Exkremente der Welpen weggewischt und ihre Futternäpfe gefüllt, und er hatte das Stroh, auf dem sie tagsüber lagen, ausgetauscht, wenn es schmutzig geworden war. Manchmal wurde Nelson von dem Geruch der Chemikalien so schlecht, dass er am liebsten gewürgt hätte. Doch der Geruch von Vernon haftete noch eine Weile an seinem Fell, und das roch gut. Wenn er sich auf diesen Duft und den seiner Schwester konzentrierte, dann glitt er irgendwann in den Schlaf hinüber. Und er träumte von Gras und Wurst.
    Als sie drei Tage in dem Tierladen verbracht hatten, verschwand eine der jungen Frauen, die in die Höhle von Nelson und seiner Schwester geblickt hatte, und kam ein paar Momente später mit Emil zurück. Kurz darauf hob Emil Nelson aus seinem Abteil. Er zitterte vor Angst, hörte, wie seine Schwester weinte, als sich die Tür ihres Abteils schloss. Emil trug den kleinen Hund zum Spielställchen und setzte ihn auf den Boden. Die Frau, die in das Abteil geschaut hatte, kam auch in den Laufstall und ging in die Hocke. Er schaute zu ihr auf, unsicher, was er tun sollte. Emil stand daneben und beobachtete ihn. Auch das machte Nelson Angst. Dann kam die junge Frau näher und hob Nelson hoch. Sie streichelte ihm über den kleinen Kopf, untersuchte ihn spielerisch von allen Seiten. Ein paar Mal leckte Nelson ihr die Finger ab. Sie lächelte und streichelte ihm noch einmal über den Kopf.
    Kurz darauf setzte sie den kleinen Hund wieder ab und stieg aus dem Ställchen, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen. Nelson stand etwa zehn Minuten ganz allein da. Dann kam Emil zurück, hob ihn etwas grob aus dem Stall, wobei er ihn schmerzhaft an den kleinen Rippen drückte. Nelson hörte, wie
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