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Nelson sucht das Glück

Nelson sucht das Glück

Titel: Nelson sucht das Glück
Autoren: Alan Lazar
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seines neuen Tiergeschäfts und war entschlossen, beim zweiten Anlauf endlich erfolgreich zu sein. Dabei hegte er die Hoffnung, dass sich mit dem geschäftlichen Erfolg irgendwann auch eine neue Frau einstellen würde, mit der er eine Familie gründen könnte. Und so konzentrierte sich Emil mit seinem neuen Geschäft von Anfang an auf den Gewinn, den es abwarf. Innerhalb weniger Jahre konnte er aufgrund seines Wissens über die Rassen und die jeweiligen Züchter den Wert eines Welpen mit großer Genauigkeit einschätzen. Manche Züchter lieferten ausgezeichnete Jungtiere, mit denen die Käufer so glücklich waren, dass sie ihren Freunden von Emils Tiergeschäft erzählten. So konnte Emil irgendwann seine Preise anheben und machte schon bald große Gewinne mit den Hunden, die er verkaufte.
    Für die andere Arbeit, die sein Geschäft mit sich brachte, hatte Emil allerdings nicht viel übrig. Hunde mochte er eigentlich nicht, und besonders ihr Geruch, der nun sein ganzes Leben zu durchdringen schien, ging ihm auf die Nerven. Manchmal, abends in seiner Wohnung, stellte er sich vor, irgendwo Welpenkot zu riechen, obwohl er genau wusste, dass das unmöglich war. Doch der Geruch von Welpenausscheidungen war derjenige, mit dem er tagsüber lebte und von dem er wusste, dass das auch für den Rest seines Lebens so sein würde, oder zumindest so lange, wie er das Geschäft haben würde. Während die Jahre ins Land gingen und ihm auch keine nennenswerte Liebe mehr widerfuhr, begann er den Geruch von Welpenkot für seinen Misserfolg bei den Frauen verantwortlich zu machen. Mit dem Geld, das er verdiente, schaffte er es, über die negativen Gefühle, die er seiner Arbeit gegenüber hegte, hinwegzukommen, aber wäre dieses Geld nicht gewesen, hätte er bestimmt nichts mit Welpen zu tun haben wollen. Tagein, tagaus sah er, wie Menschen angesichts der kleinen Hunde in Verzückung gerieten, und das konnte er nicht verstehen. Ein Hund war ein Tier, nicht mehr. Meine Güte, die Chinesen aßen Hunde sogar wie andere Menschen Hühnchen, dachte er manchmal.
    Auf Mrs Andersons Bitte, zwei Mischlingswelpen für sie zu verkaufen, reagierte er zunächst mit großer Irritation, und auch ihre Idee, die Tiere als eine neue Kreuzung namens » Beadle« oder » Pugel« zu verkaufen, konnte ihn nicht recht überzeugen. Ein Mischling war ein Mischling und im Grunde ein Tier, das im Vergleich zu einem seiner reinrassigen Tiere wesentlich weniger wert und damit nutzlos war. Die Kosten für das Futter und das Sauberhalten sowohl des Tieres als auch des Käfigs überstiegen vermutlich sogar den Betrag, den er für das Tier verlangen konnte. Außerdem befürchtete er, der Verkauf von Promenadenmischungen könne dem sorgfältig gepflegten Ruf seines Geschäfts schaden.
    Doch Mrs Anderson war eine seiner besten Züchterinnen. Er wusste, dass King immer für erstklassige Nachkommen sorgte und auch Lola stets gelehrige und liebenswerte Pudel produzierte, wie sie vor allem von Frauen geliebt wurden, die er etwas despektierlich als » reiche Schlampen aus Cambridge« titulierte. Er wusste, dass Mrs Anderson einfach nur eine alte Verrückte war, die ganz allein auf einer Farm lebte, doch er wollte sie nicht verärgern und damit eine gute Züchterin verlieren, die stets mit dem Preis einverstanden war, den er ihr anbot. Und so hatte er dem Verkauf von zwei Mischlingshunden zugestimmt und war froh, dass sie die restlichen drei Hunde aus dem Wurf bereits bei einem Tierladen in Connecticut untergebracht hatte.
    Als er dann jedoch die beiden Welpen sah, bereute er seine Entscheidung. Wie so oft bei Promenadenmischungen, sahen die beiden Geschwister sehr unterschiedlich aus. Der kleinere Hund, das Mädchen, war recht süß, doch der kleine Rüde hatte eine sonderbare Färbung, besonders rund um die Augen. Er sah aus wie ein Hund aus einem Zeichentrickfilm. Auch das Fell der beiden war seltsam; weder glatt wie das eines Beagles noch kraus und flauschig wie das eines Pudels. Außerdem stand es in alle Richtungen ab. Vielleicht war es ja zu glätten, wenn er sie vor dem Verkauf schor, dachte er.
    Das Schlimmste an den kleinen Mischlingen, fand Emil, waren die Ruten. Leute, die einen Welpen kauften, mochten es im Allgemeinen, wenn sie kupiert waren. Das war einfach so üblich. Alle seine Züchter lieferten ihre Welpen in diesem sehr verkaufsfördernden Zustand, und normalerweise machte auch Mrs Anderson hier keine Ausnahme. Offenbar hatte sie sich nicht die Mühe gemacht,
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