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Nelson sucht das Glück

Nelson sucht das Glück

Titel: Nelson sucht das Glück
Autoren: Alan Lazar
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fortfuhren, das die Menschen Liebe machen nennen. Als Nelson an diesem Abend einschlief, spürte er ein tiefes Glück in seinem Herzen. Ein Ego besaß er nicht, aber hätte er in dieser Nacht über die Leistungen seines Lebens nachgedacht, so wäre er vielleicht stolz gewesen auf die gewaltige Zauberkraft von Hunden.
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    Es war nicht ungewöhnlich, dass in Kalifornien an Weihnachten die Sonne schien. Der kleine dreibeinige Hund lag auf Jakes warmer Veranda, genoss die Feiertagsdüfte und das aufgeregte Hin und Her, mit dem sich die Familie auf das Weihnachtsfest vorbereitete. Nelson erschnüffelte den frischen Kiefernduft des großen Christbaums, den Jake vor ein paar Tagen ins Wohnzimmer gezerrt hatte. Zuerst erinnerte er Nelson an seine Zeit bei den Wölfen, doch Olivers Begeisterung war ansteckend, und so war Nelson schon bald ganz aufgeregt, als die Familie viele Schachteln unter den Baum legte, darunter eine, von der er ganz genau wusste, dass sie für ihn war. Er hatte bemerkt, wie Katey ihn lächelnd angeschaut hatte, als sie das Geschenk am vorigen Tag unter den Baum gelegt hatte. Er wusste, dass ein besonders großer und saftiger Knochen für ihn in der Schachtel war, an dem er bestimmt lange zu kauen hatte. Wäre er jünger gewesen, hätte er die Schachtel gleich aufgerissen, um an ihren Inhalt heranzukommen, doch Nelson hatte Geduld gelernt und wartete gehorsam ab, bis Katey ihm zu verstehen gab, dass er sich sein Geschenk holen konnte. Außerdem hatte er momentan genug damit zu tun, genüsslich das Aroma der ganz besonders leckeren Weihnachtskekse einzuatmen, die Großmutter Norma gerade in der Küche aus dem Ofen holte, eine köstliche Mischung aus Butter, Zucker, gerösteten Nüssen und Früchten. Kateys heißer Apfelwein simmerte auf dem Herd, und durch das Haus zogen all die intensiven und fleischigen Aromen der Gerichte, die die Familien zum Fest zubereiteten.
    Da war auch der Geruch von Gras aus dem Garten, dieser üppige, saftige, geheimnisvolle Duft, den Nelson damals als Welpe als Erstes wahrgenommen hatte und der ihn immer noch faszinierte. In den Jahren, die er als Vagabund unterwegs gewesen war, hatte er viel über die Welt und über die zahlreichen Gerüche in der Erde erfahren, die sich unter dem herrlichen, wunderschönen Gras befand. Ja, er war immer noch neugierig und hätte am liebsten stundenlang Gras gerochen und sich dabei gefragt, was es mit den tiefsten und am besten erhaltenen Duftschichten auf sich hatte, die er an jedem einzelnen Grashalm wahrnahm.
    So neugierig er auch war, Nelson verspürte keine Lust mehr, auf Wanderschaft zu gehen. Katey und Jake waren verantwortungsvolle Hundebesitzer und hätten nie eine Tür offen stehen lassen. Doch selbst wenn, wäre Nelson nicht in Versuchung geraten, das Haus zu verlassen. Die Welt draußen faszinierte ihn noch immer, doch der Hund empfand es auch als tiefes Glück, einfach hier bleiben zu können, bei Katey, Jake und Oliver, seiner Familie. Nur wenige Monate nach ihrem ersten Kuss war Katey zu Jake und Oliver gezogen. Sie hatten darüber diskutiert, in welcher Stadt sie ihr gemeinsames Zuhause einrichten wollten, und sich für Chico entschieden. Jake hatte dort seine Werkstatt, doch so sehr Kateys Arbeit mit Reisen verbunden war, es machte keinen Unterschied, wo sie lebte.
    Es gab viel Freude in Nelsons Alltag, beim gemeinsamen Frühstück, bei all den Spaziergängen, die sie mit ihm machten, und in dem langen, tiefen Schlaf, wenn sie nachts alle im Bett lagen. Nelson hatte durchaus Zeiten erlebt, in denen alle Menschen, auf die er traf, abweisend zu ihm waren, doch nun war der dreibeinige Hund von all der Liebe umgeben, die er verdiente. Wenn er in der Sonne lag und die duftende Luft einatmete, fühlte er sich zutiefst glücklich. Er wusste, dass die Welt ein harter und liebloser Ort sein konnte. Er wusste, dass Menschen einem manchmal das Herz brachen. Doch im tiefsten Inneren seines Herzens wusste er auch, dass es seine Bestimmung war, mit Menschen zusammenzuleben und sie zu lieben, und dass die Welt eigentlich ein wunderschöner Platz war. Von Zeit zu Zeit erinnerte er sich an die Gerüche derjenigen zurück, die er auf seiner langen Reise kennengelernt hatte. Thatcher und Lucy, der Tierarzt Dougal, Juan und Suzi, die Wölfe – manchmal wünschte er sich, sie alle könnten in sein Leben zurückkehren. Doch Katey, Jake und Oliver waren da, jeden Tag, bis ans Ende seiner Tage, und er liebte sie von ganzem Herzen.
    Mit seinen elf
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