Nelson sucht das Glück

Er wartete hinter ihr in der Schlange und wollte einen Brief aufgeben. Als sie merkte, dass sie nicht genügend Geld dabeihatte, bot er ihr an, ihr etwas zu leihen, damit sie ein paar Briefmarken kaufen konnte, und so waren sie ins Plaudern gekommen. Evan war witzig und liebenswert, und er schrieb Drehbücher. Kurz darauf lud er sie zum Essen ein, und innerhalb von ein paar Monaten hatte sie ihn liebgewonnen. Schließlich tranken sie an einem Memorial Day zusammen eine Flasche Pinot und schliefen miteinander. Beide hatten eine Weile ohne Partner gelebt und genossen es sehr, wieder einmal mit jemandem ins Bett zu gehen, was jedoch die Tatsache verschleierte, dass die sexuelle Chemie zwischen ihnen eigentlich nicht stimmte. Sie mochten sich jedoch, und keiner von beiden wollte allein sein, und so waren sie ein Paar geworden und zogen einige Monate später zusammen.
    Zu Don hatte Katey sich hingezogen gefühlt wie zu einem Magneten, als er ihr zum ersten Mal begegnet war, und der Sex zwischen ihnen war befriedigend und genussvoll gewesen, bevor alles schiefging. Als kleiner Welpe hatte Nelson die Duftexplosion miterlebt, die von ihnen ausging, wenn sie sich liebten. Wenn er nun nachts mit Katey und Evan im Bett lag, bemerkte er, dass die Gerüche, die die beiden dabei abgaben, ganz anders waren. Doch der Hund wog die Bedeutung dieser Unterschiede nicht gegeneinander ab, sondern stellte sie nur fest. Noch Jahre nach ihrer Trennung war Katey wütend auf Don, doch an die Momente der Leidenschaft, die sie miteinander erlebt hatten, erinnerte sie sich noch immer sehr lebhaft. Nach dem ersten stillen Glück, das sie empfunden hatte, als sie die ersten Male mit Evan schlief, fiel ihr auf, wie sehr sich dieses Gefühl von dem intensiven sexuellen Genuss unterschied, den sie in der ersten Zeit ihrer Ehe mit Don erlebt hatte. Doch sie redete sich ein, das alles sei gut genug, und ihre Gefühle seien einfach nur ein wenig schwächer, weil sie älter geworden war.
    Sie lebten bereits acht Monate zusammen, als Nelson zu ihnen kam. Noch immer spukte der Kinderwunsch Katey im Kopf herum, aber aus irgendeinem Grund wollte sie mit Evan kein Kind in die Welt setzen. Wenn sie kreuz und quer in den Staaten unterwegs war, um ihre Konzerte zu geben, oder wenn sie im Garten arbeitete, dachte sie oft darüber nach. Mit Evan führte sie eine ruhige, liebevolle Beziehung, und sie wusste, er wäre ein liebevoller und aufmerksamer Vater. Warum wollte sie dann nicht mit ihm ein Kind bekommen? Sie wusste einfach nicht, was sie auf diese Frage antworten sollte. Manchmal saß sie mit Nelson im Garten und schaute ihn an, und dann wünschte sie von ganzem Herzen, er hätte ihr eine Antwort darauf geben können. Doch wie töricht war das eigentlich, dachte sie dann – wie konnte ein Hund eine Frage beantworten, die so sehr eine menschliche Angelegenheit war?
    Dabei wusste Nelson tatsächlich die Antwort auf die Frage, die Katey in ihrem Herzen bewegte.
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    Oliver war noch lange verstört, nachdem Nelson weg war. Jake hatte damit gerechnet, dass der Junge die Ereignisse schlecht verarbeiten würde, doch dass Olivers Gefühle für so lange Zeit aus dem Lot geraten würden, kam für ihn dennoch überraschend. Der Junge zog sich zurück und verbrachte viel Zeit auf seinem Zimmer, wo er oft weinte. Das glückliche Kind, das Jake in der Zeit mit Nelson erlebt hatte, schien aus ihrer beider Leben verschwunden zu sein. Auch Jake vermisste den kleinen Hund, doch er war viel mehr um die Gefühle seines Sohnes besorgt als um seine eigenen. Noch schwieriger wurde die Sache dadurch, dass Oliver nur wenig darüber reden wollte.
    Jake versuchte alles, um seinen Sohn aufzumuntern. Er ging regelmäßig mit ihm ins Kino, spielte im Garten Ball mit ihm und kaufte ihm eine Playstation, von der er gewusst hatte, dass der Junge sie sich wünschte. Er bot Oliver sogar an, dass sie sich nach einem anderen Hund umsehen würden, doch der Junge war strikt dagegen, einen Ersatz für Nelson zu finden. Nichts schien zu funktionieren, damit es Oliver besser ging. Nachdem er lange darüber nachgedacht hatte, beschloss Jake, Katey anzurufen und sie zu fragen, ob sie etwas dagegen hätte, wenn sie Nelson an einem Wochenende besuchten, vielleicht sogar ein paar Mal, damit Oliver mit eigenen Augen sehen konnte, dass es dem Hund gut ging. Vielleicht würde ihn das ja aufmuntern.
    Als Jake anrief, ging Evan ans Telefon und sagte ihm, Katey sei ein paar Tage auf Tournee. Jake erklärte,