Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nelson, das Weihnachtskaetzchen

Nelson, das Weihnachtskaetzchen

Titel: Nelson, das Weihnachtskaetzchen
Autoren: Hannes Steinbach
Vom Netzwerk:
schmiegte sich eng an seine Knöchel und begann zu schnurren.
    »Das war keine große Sache«, sagte Arthur leise. »Und falls du denkst, ich würde dich in Zukunft weiter durchfüttern, dann täuschst du dich. Also spar dir lieber deine Streicheleinheiten.«
    Doch die Katze ließ sich nicht beirren. Sie schnurrte weiter um seine Beine herum. Einen Augenblick lang überlegte Arthur, ob er das Tier davonjagen sollte. Doch dann ließ er es einfach gewähren. Und lächelte wieder.
    Irgendwann leerten sich die Marktgassen. Überall wurde aufgeräumt. Verkaufsfenster wurden mit Brettern verhängt, im Glühweinstand wurden Tassen und Behälter gespült, ein Angestellter der Stadt fegte mit einem breiten Besen den Müll zusammen.
    Auch Arthur räumte seine Sachen zusammen. Die Katze lag noch immer auf der Decke neben dem Öfchen. Sie spürte die Veränderung und spitzte die Ohren. Arthur zog den Stecker aus dem Ofen.
    »Ich gehe jetzt nach Hause«, sagte er. »Tut mir leid, aber du musst auch gehen.«
    Er zog die Fensterläden zu und verriegelte sie. Dann nahm er seine Tasche. Die Katze wollte bleiben, wo sie war. Doch das ging nicht. Er konnte sie hier nicht allein lassen. Sie würde ihm den ganzen Stand auseinandernehmen.
    »Du musst gehen, habe ich gesagt.«
    Arthur klatschte in die Hände. Das Tier zuckte zusammen und machte einen Buckel. Und blieb, wo es war.
    »Nein, so läuft das nicht. Raus jetzt!«
    Er gab der Katze einen Stups mit dem Stiefel, woraufhin sie blitzschnell nach draußen sprang. Dort blieb sie stehen und sah Arthur vorwurfsvoll an. Er trat ebenfalls ins Freie und zog die Tür hinter sich zu.
    »Ich kann es nicht ändern«, sagte er. »Du musst dahin zurückgehen, wo du hergekommen bist.«
    Nebenan im Sockenstand räumte der junge Mann gerade die Verkaufsfläche frei. Arthur hatte den Eindruck, er musterte ihn interessiert. Seine Miene verfinsterte sich. Was tat er hier auch? Sprach mit einer Katze!
    Mürrisch schüttelte er den Kopf und schloss die Tür ab. Er machte sich zum Narren. Ohne die Katze eines weiteren Blickes zu würdigen, nahm er seine Tasche und stapfte davon.

6
    Anna hatte das Radio eingeschaltet. Die Regensburger Domspatzen sangen Weihnachtslieder und erfüllten mit ihren klaren Knabenstimmen die Küche. Wenn sie schon alleine Plätzchen backen musste, wollte sie wenigstens ein bisschen Adventsstimmung haben.
    Aus Max’ Zimmer drang seit Stunden schon das elektronische Gedudel seiner Computerspiele, und der matte Widerschein des Monitors fiel in den Hausflur. Er würde vor seinem Computer noch einen Sehschaden bekommen. Sie hatte ihm heute extra Nürnberger Würstchen gebraten, obwohl sie es hasste, Fleisch zuzubereiten, seit sie Vegetarierin war. Er hatte das nur mit einem knappen »Hoppla!« quittiert, hatte die Würstchen in Sekundenschnelle verschlungen und war danach in sein Zimmer abgetaucht. Von einem Dankeschön keine Spur. Das hatte Anna rasend gemacht.
    Laura war mit Freundinnen unterwegs. Sie wollten nach der Schule zu McDonald’s, um sich mit Jungs aus der Nachbarklasse zu treffen. Ausgerechnet bei McDonald’s – Weihnachtsplätzchen kamen für sie ja nicht infrage, weil sie auf ihr Gewicht achtete. Aber Anna verstand schon: Das hatte wohl weniger mit den Kalorien zu tun als damit, gemeinsam mit ihrer peinlichen Mutter in der Küche stehen zu müssen.
    Doch davon würde sich Anna nicht aus dem Konzept bringen lassen. Dann backte sie eben alleine. Was blieb ihr auch anderes übrig? Sie konnte Weihnachten ja schlecht ausfallen lassen. Das würde den Kindern nämlich genauso wenig gefallen.
    Also band sie sich ihre Schürze um, lauschte den Weihnachtsliedern im Radio und machte sich an die Arbeit. Alles stand bereit: Rührschüssel, Nudelholz, Ausstecher, Pinsel, Bleche, Backpapier und die ganzen Zutaten.
    Sie erinnerte sich, wie Laura und Max links und rechts neben ihr auf Kinderstühlchen gestanden hatten, um an die Arbeitsfläche heranzureichen. Sie hatten kleine Schürzen getragen, und Anna hatte ihnen die Ärmel hochkrempeln müssen, damit sie nach Lust und Laune den Teig kneten konnten. Andächtig hatten sie Weihnachtsbäume und Engelchen ausgestochen und die fertigen Plätzchen dann mit buntem Zuckerguss bemalt. Am Ende waren sie jedes Mal von oben bis unten mit Mehl und Schokoladenflecken übersät. Was war das nur immer für ein Spaß gewesen. Und damals gehörte es zu jedem Weihnachten ganz selbstverständlich dazu.
    Trotzig machte sich Anna daran, den Teig für
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher