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Nele im Zeltlager

Nele im Zeltlager

Titel: Nele im Zeltlager
Autoren: Usch Luhn
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gleich mal.«
    Herr Winter schlug vor, das Zelt auf dem Hof stehen zu lassen, bis die Sonne es getrocknet hatte.
    Neugierig hüpfte Nele hinter Großtante Adelheid her bis in den Turm hinauf. Dort stand ein uralter Holzschrank, in dem Adelheid die Schätze aufbewahrte, die sie von ihren Reisen mitgebracht hatte.
    Adelheid öffnete die Schranktüren mit Schwung. Ein Nachtfalter, der sich darin verirrt hatte, trat überstürzt die Flucht nach vorne an und flog gegen Neles Stirn.
    »Hilfe!«, schrie Nele und stolperte nach hinten.
    Großtante Adelheid lachte. »Meine Güte, bist du schreckhaft. Wird echt Zeit, dass du mehr Abenteuer-Erfahrung bekommst.«
    Sie holte ein unscheinbares graues Paket hervor und hielt es Nele hin.
    »Hier, ich glaube, das Ding kannst du noch prima gebrauchen. Schließlich fahrt ihr an einen See.«
    »Ein Regenmantel?«, sagte Nele enttäuscht. »Ich hab doch meine wasserdichte Jacke. Außerdem hast du gesagt, dass es am See noch knallwarm ist.«
    Adelheid schüttelte den Kopf. »Quatsch. Das ist ein Schlauboot. Habe ich erst kürzlich in Brasilien gekauft. Es passt praktisch in jede Handtasche und pumpt sich von selber auf, sobald du das Ventil öffnest.«
    Neles Augen wurden riesengroß vor Verwunderung. »So was Tolles gibt es?«, fragte sie. »Tante Adelheid, du bist echt der Hit.«

    »HitHitHit!«, flötete Plemplem. Er war ihnen hinterhergeflogen und hatte sich lautlos auf der Türschwelle niedergelassen.
    »AdelheidHitHitHit! Adelheid gib Küsschen!«, trällerte er und wackelte mit dem Kopf.
    »Du Nervensäge«, stöhnte Adelheid.
    Der Papagei stieß ein ohrenbetäubendes Kreissägengeräusch aus. Haargenau so hörte es sich an, wenn Herr Winter Holzbretter zurechtschnitt.
    Eilig holte Adelheid die allerletzte Walnuss hervor und stopfte dem Papagei damit den Schnabel. »Pscht. Mehr gibt’s nicht«, sagte sie streng.
    Fröhlich raste Nele mit ihrem Schatz zurück in ihr Zimmer. Wie angewurzelt blieb sie stehen. Ihre Mutter war gerade dabei, ihren Koffer umzuräumen.
    »Was machst du denn da, Mama?«, rief Nele empört. »Ich bin doch schon fast fertig mit packen. Nur das Geschenk von Adelheid muss noch reinpassen.«
    Sie schwenkte das Schlauchboot.
    Barbara Winter schüttelte energisch den Kopf. »Und warum fehlen darin die wichtigsten Sachen?«, fragte sie. »Drei paar dünne Söckchen, ein einziges Unterhemd und kein warmer Pullover. So dürftig ausgerüstet kann man doch nicht ins Zeltlager reisen. Es kann abends schon ziemlich kalt werden, mein Schatz. Schließlich willst du nicht direkt zu Schulanfang krank sein, oder?« Sie überlegte. »Du brauchst auf jeden Fall noch eine lange Unterhose. Die kannst du nachts im Schlafsack anziehen.«
    Ohne Neles Antwort abzuwarten, holte sie Pullover, Wollsocken und die lange Unterhose aus der Kommode und schlichtete sie in den Koffer.
    »Aber Mama. Ich fahr doch nicht in Winterurlaub«, protestierte Nele.
    Ihre Mutter gab keine Antwort. Stattdessen klappte sie zufrieden lächelnd den Deckel zu und befahl: »Setz dich mal oben drauf.«

    Murrend kletterte Nele auf ihren Koffer. Die Schlösser klappten zu.
    »Passt alles prima rein«, sagte Frau Winter und gab ihrer Tochter einen Kuss. »Du musst nicht immer so dickköpfig sein, meine Süße.« Sie verschwand zufrieden nickend aus Neles Zimmer.
    »Wer von uns beiden ist hier wohl dickköpfig?«, murmelte Nele ihr hinterher.
    Sie starrte einen Augenblick ratlos auf den Koffer. Schließlich fasste sie einen Entschluss. Nachdem sie noch einmal kurz hinaus in den Flur gelauscht hatte, ob die Luft rein war, klappte sie den Kofferdeckel wieder auf. Eilig holte sie die kratzigen Socken und den noch kratzigeren Winterpullover wieder heraus. Kurzerhand versteckte sie die Klamotten in ihrem Schulrucksack. Dort guckte ihre Mutter sicher nicht nach. Dann verstaute sie das Schlauchboot tief unten im Koffer. Sicher war sicher. Gerade als sie den Koffer schließen wollte, fiel ihr ein, dass sie etwas Wichtiges vergessen hatte. Das schöne Tagebuch mit dem roten Lederumschlag, das ihr Henry zum Abschied geschenkt hatte, musste auf jeden Fall auch mit auf die Reise.
    Erschöpft, aber hochzufrieden streckte sie sich auf ihrem Bett aus. Schließlich ging es um Hexen und Zauberer. Wer weiß, was sie im Zeltlager alles erlebte.
    Gerade als ihr die Augen zufallen wollten, klopfte es an ihrer Zimmertür.
    »Hei, Schwesterherz!« David schlenderte betont cool herein. »Ich hab gehört, du gehst auf große Reise ins
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