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Nele im Zeltlager

Nele im Zeltlager

Titel: Nele im Zeltlager
Autoren: Usch Luhn
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eingeschlagen hatte. Er hatte bereits alle Nadeln verloren und ähnelte mehr einer sich häutenden Riesenschlange als einem Baum. »Vielleicht Waldgeister«, sagte er unsicher. »Bei euch wohnt doch auch ein Gespenst.«
    Im selben Augenblick schallte ein ohrenbetäubender Pfiff durch den Wald.
    Es folgte ein pfeifendes Geräusch, das wie ein vorbeirasender Zug klang.
    »Was’n das?«, schrie Nele und hopste vor Schreck in die Brennnesseln. »Fährt hier die Eisenbahn durch?« Das Pfeifen pflanzte sich wie ein Echo fort. Es schien aus allen Himmelsrichtungen gleichzeitig näher zu kommen.
    Klaas’ Augen wurden vor Entsetzen riesengroß. »Los, weg hier.« Er nahm Neles Hand und zog sie mit sich fort. Gemeinsam rannten sie querfeldein, stolperten über Baumwurzeln, krochen unter piksende Himbeerhecken weiter und wateten durch einen eiskalten Bach. Plötzlich war es wieder still.
    Klaas hielt atemlos an. »Ich habe schon gedacht, ein Geisterzug überfährt uns«, keuchte er.
    »Ich kapiere gerade gar nichts mehr«, stöhnte Nele. Sie hatte heftiges Seitenstechen. »Und was machen wir jetzt? Weißt du noch, wo wir sind?«
    Klaas guckte sich um. »Nicht so genau«, gab er zu.
    »Oh, Mann.« Nele ließ sich auf einen morschen Baumstumpf fallen.
    »Ich habe Hunger und Durst«, klagte sie. »Wir hätten Proviant einstecken sollen. Gut, dass Großtante Adelheid mich nicht sehen kann. Die würde sich schieflachen. Ich bin echt so ein Anfänger. Nicht mal den Kompass habe ich eingesteckt. Meine Abenteurerausrüstung schmort im Zelt vor sich hin. Und wo die Sonne am Himmel steht, kann man in diesem blöden Wald auch nicht rausfinden.«
    Klaas sah nach oben. Aber bis auf jede Menge dunkler Baumkronen konnte man wirklich nichts erkennen.
    »Und wo laufen wir jetzt lang?«, fragte Nele.
    Klaas zeigte nach links. »Ich glaube, da geht’s lang.«
    Nele runzelte die Stirn. »Ich hätte jetzt genau auf die entgegengesetzte Richtung getippt. Komm, wir machen Schnickschnackschnuck.« Nele gewann und so machten sie sich auf den Weg nach rechts.

    Neles Bauch knurrte ohne Unterlass, aber außer einem giftigen Fliegenpilz begegnete ihnen nichts Essbares. Nicht einmal Beeren.
    »Wie lange sollen wir denn noch hier herumirren?«, jammerte Nele. Sie blieb genervt stehen. Wenn sie hungrig war, konnte sie richtig zickig werden.
    »Du wolltest unbedingt nach rechts«, sagte Klaas. Er trat mit dem Fuß wütend gegen einen Stein.
    »Jetzt hör aber auf«, wurde Nele heftig. »Wir haben Schnickschnackschnuck gemacht.« Sie umarmte einen Baum und drückte ihre Wange fest gegen seine Rinde. Das beruhigte sie irgendwie.
    »Juchuh, Nele! Seid ihr auch da? Cool!!!«
    Nele fuhr herum. »Tanne!«, rief sie. Wo kam die denn plötzlich her? Und hinter Tanne kam auch Jolande.
    »Welchen Weg seid ihr denn gegangen?«, fragte Jolande verwundert. »Ist das eine Abkürzung?«
    Nele strahlte über das ganze Gesicht. »Immer rechts lang«, antwortete sie und zwinkerte Klaas zu.
    »Na, ihr seid ja super Pfadfinder«, lobte Jolande sie. »Das Hexenhaus liegt so versteckt hinter den Bäumen, da kann man schnell mal dran vorbeilaufen.«
    Im Gastgarten des Eiscafés, das wirklich so aussah, wie sich Nele das Knusperhäuschen von Hänsel und Gretel vorgestellt hatte, saßen bereits Ina und Lukas vor zwei riesigen Eisbechern.
    »Voll lecker hier!«, riefen sie vergnügt.
    »Ich könnte gerade einen ganzen Eisberg mampfen«, stöhnte Nele und ließ sich erschöpft auf einen Stuhl fallen.
    »Der Gruselparcours wird voll lustig«, erzählte Tanne begeistert.
    »Nicht zu viel verraten«, warnte sie Jolande.
    Tanne schüttelte heftig den Kopf. Keinesfalls wollte sie ausplaudern, was ihre Freunde bei der Nachtwanderung erwartete. Aber sie bestellte sich schon mal den Ghostbuster-Becher. Schließlich kannte sie sich seit heute damit aus.
    »Ich probiere das Lebkucheneis«, sagte Nele. »Mit doppelt Sahne bitte.«
    Nach diesem aufregenden Ausflug in den Eulenwald brauchte sie dringend jede Menge Nervennahrung.

Das elfte Kapitel
    Beschert Nele ein paar entspannte Stundenbringt ein unerwartetes Wiedersehenlässt Nele und Tanne aneinandergeratenund lässt Nele leider keine Wahl
    Blutpudding mit Lakritze

    In den nächsten zwei Tagen mied Nele den Wald. Lukas und Ina konnten sie nicht einmal dazu überreden, mit ihnen zur Eisdiele zu wandern. Auch Klaas wollte kein Eis. Stattdessen hing Nele mit ihm und ein paar anderen Kindern am See ab, tobte mit ihrem Schlauchboot im Wasser
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