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Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz
Autoren: Andrea Schacht
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ihm, und er beschloss, sie für seine Zwecke zu zähmen.
    »Kannst du mit Gänsen umgehen?«
    »Wenn sie gebraten sind.«
    Der Gänserich wagte wieder einen zischenden Ausfall in ihre Richtung, und sie hieb ihm mit Schwung auf den Schnabel. Er zog sich beleidigt zurück.

    »Sieht aus, als kämst du auch im rohen Zustand mit ihnen klar.«
    »Man muss ihnen nur zeigen, wer der Herr ist, Herr.«
    »Ganz richtig. Ich habe eine Aufgabe für dich, Maid Lore.«
    »Hab Aufgaben genug.«
    »Diese hier würde aber gut entlohnt.«
    Misstrauisch schaute das Mädchen von unten zu ihm hoch. Sie war klein und spillerig und reichte ihm kaum bis zur Brust.
    »Jeden Montag und jeden Donnerstag ein warmes Essen bei Mistress Alyss, wenn du dich um die Gänse kümmerst.«
    »Kann die wohledle Frau das nicht selbst?«
    »Könnte sie bestimmt, aber sie hat viel zu tun.«
    »Mhm.«
    Lore schien zu überlegen, ob sie diese Tätigkeit in ihrem Zeitplan unterbringen konnte. Es schien wohl so.
    »Aber ich will auch Käferwecken.«
    »Was immer das ist, wirst du mit Mistress Alyss aushandeln müssen.«
    »Na gut. Dann gebt her, ich treib die Vögel rein.«
    »Das machen wir zusammen. Ich will mich von Mistress Alyss verabschieden.«
    »Ihr geht weg?«
    »Nach England zurück.«
    Lore legte den Kopf schief und nickte dann.
    »Ich soll nicht die Gänse hüten, sondern die wohledle Frau, was?«
    »Wenn du ein Auge auf sie hättest …«
    Ein paar Silbermünzen schimmerten in Johns Hand auf, und die Kleine nickte.

    »Wenn was is mit ihr?«
    »Sagst du es Bader Pitter oder Susi.«
    »Ah, klar.«
    John ruckte wieder an dem Lederband, und der Gänserich hackte nach ihm. Aber dann gab er dem Drängen nach und stolzierte, seine drei Gevatterinnen schnatternd hinter ihm, durch die Toreinfahrt.
    Sie wurden lautstark begrüßt. Benefiz kläffte, Herold krähte protestierend, Jerkin gab einen heiseren Schrei von sich, Malefiz schoss davon, und Magister Jakob fiel die Brille von der Nase. John gab sich lässig, und als die Hausherrin ihr Staunen aus dem Gesicht verbannt hatte, erklärte er vergnügt: »Euer Geschenk, Mistress Alyss, wie Ihr gewünscht habt.«
    »Ich? Ich hätte mir Gänse von Euch gewünscht?«
    »Aber ja, Mistress Alyss. Sie wären Euch genehmer als ein Pelzjäckchen, behauptetet Ihr. Vor allem solche, die goldene Eier zu legen in der Lage seien.«
    Es zuckte um ihre Mundwinkel, und zufrieden stellte er fest, dass sie Mühe hatte, ihr Lachen zu unterdrücken.
    »Legen sie goldene Eier?«
    »Man versicherte es mir. Bringt sie zurück, sollten sie es nicht tun.«
    Magister Jakob machte einen ungewöhnlich behänden Satz zur Seite, als der Gänserich ihn angiftete, und bestätigte: »Wenn eine Ware nicht der gebotenen Qualität entspricht, seid Ihr befugt, das Geld oder Tauschgut zurückzuverlangen, das dafür gegeben wurde.«
    »Na, das beruhigt mich aber.«
    »Wendet Euch an mich, Frau Alyss, sollte das Ergebnis des
Eierlegens nicht Euren Wünschen entsprechen. Und nun gehabt Euch wohl, ich habe Aufgaben zu verfolgen.«
    John sah dem Notarius nach. Der Mann gefiel ihm. Er übergab Lore das Band, mit dem die Gänse aneinandergefesselt waren, und erklärte Mistress Alyss die Vereinbarung, die er getroffen hatte. Sie schien einverstanden zu sein, und auch das freute ihn für die kleine Maid.
    Manche Fäden konnte er also doch noch verknüpfen.
    »Ihr habt den Magister mit Aufgaben betraut, Mistress Alyss?«, fragte er dann. »Er wirkte erfreut darüber.«
    »Das wird sich weisen. Er hat eine Aufstellung der Werte meiner Mitgift erhalten und wird nun im Rat um Brautschatzfreiung für mich ansuchen.«
    »Klug, doch auch gefährlich.«
    »Ja, wenn Arndt van Doorne zurückkehrt, wird er … nicht erfreut sein.«
    Die kalte Wut, die John immer zu ergreifen drohte, wenn der Name des Weinhändlers fiel, wallte auch jetzt in ihm auf. Er unterdrückte sie und gab sich den Anschein heiterer Unbekümmertheit.
    »Ihr habt einen strammen Gänserich an Eurer Seite. Und nun, Mistress Alyss, verabschiede auch ich mich.«
    »Dann reist mit Gott, Master John. Und kommt gut … heim.«
    »Ja, my Mistress. Das will ich tun. Lebt wohl.«
    Er verbeugte sich, und sie neigte ebenfalls ihr Haupt. Aber sie begleitete ihn nicht in die dunkle Toreinfahrt. Und auch wenn er es bedauerte, so konnte er es doch verstehen. Augen und Ohren sahen und hörten viel zu viel. Und was immer er gerne getan hätte, es würde ihre Lage nur noch schwieriger machen.

    Dann stand er wieder
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