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Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz
Autoren: Andrea Schacht
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letzten Bratäpfel mit Mandelsoße vertilgt waren und nur noch die Kannen mit warmem Wein auf dem Tisch standen, widmete man sich den ernsteren Angelegenheiten.
    »Herr Vater, als wir vor drei Wochen bei Euch zu Gast waren, habt Ihr Ritter Arbos Werbung abgelehnt«, betrat Alyss mutig das schwierige Gebiet.
    »Ich habe sie nicht abgelehnt, er hat sie gar nicht erst ausgesprochen, Tochter.«
    »Das ist allerdings richtig, Schwester mein«, sagte Marian leise.
    »Gut, nun will ich es anders sagen, Herr Vater. Auf Grund einer nicht bewiesenen Anschuldigung habt Ihr Ritter Arbos Werbung nicht angehört, sondern ihn des Hauses verwiesen.«

    »So ist es. Aber nicht wegen der Anschuldigung, meine Tochter, wie du sehr wohl weißt. Aber du möchtest auf etwas anderes hinaus, nehme ich an.«
    »Ja, Herr Vater. Leocadie wurde mir von ihren Eltern anvertraut, und ich fühle mich für ihr Wohlergehen verantwortlich. Ritter Arbo von Bachem hat ihr mit meiner Erlaubnis den Hof gemacht und in uns allen die Vorstellung geweckt, dass seine Neigung zu ihr sehr ernsthafter Natur war. Er hat bei mir vorgesprochen und nachgefragt, ob seine Werbung bei Euch günstig aufgenommen werden könnte.«
    »Hat er das? Und du hast ihn ermutigt, Tochter?«
    »Ich sah einen ehrenhaften Mann vor mir.«
    »Als der er sich nicht erwiesen hat.«
    Leocadie schluchzte leise auf.
    »An jenem Tag nicht, Herr Vater. Aber das ist nicht mein Anliegen. Mir geht das Herzeleid nahe, das euer beider Verhalten ausgelöst hat.«
    »Das Kind wird daran nicht sterben.«
    »Nein, wahrscheinlich nicht. Herzen sind heilbar, auch wenn Narben bleiben. Aber Herzschmerzen, Herr Vater, verlangen nach Linderung. Und Leocadie sieht diese Linderung darin, dass sie ihr Leben Gott weihen und im Kloster leben möchte. Die Klarissen wären ihre Wahl.«
    In der nachfolgenden Stille wisperte Marian Alyss zu: »Du hast ein Talent für dramatische Aussagen.«
    Ivo vom Spiegel zeigte zunächst keine Regung, dann aber wandte er sich an die verstört aufblickende Leocadie und sagte in sehr ruhigem Tonfall: »Du musst von Witz und Sinnen sein, Kind. Es kommt überhaupt nicht in Frage, dass du in ein Kloster eintrittst.«

    »Aber Ihr selbst …«
    »Leocadie, ich rate dir, nicht weiterzusprechen«, mahnte Frau Almut. »Der Herr vom Spiegel hat gesagt, was gesagt werden muss. Halte dich daran.«
    Und Marian ergänzte pathetisch: »›Denn wenn er spricht, so geschieht’s; wenn er gebietet, so steht’s da‹, wie es in den Psalmen heißt.«
    Alyss wandte sich an Leocadie, die mit bebender Unterlippe von dem einen zum anderen schaute.
    »Ich habe dir bereits gesagt, Leocadie, dass das die Antwort sein wird. Aber nun höre, was ich an anderer Stelle in die Wege geleitet habe. Und ich bitte Euch, Herr Vater, mir ebenfalls wohlwollend Euer Ohr zu neigen.«
    »Tue ich das nicht immer, Tochter?«
    »Wenn es Euch gefällt, Herr Vater.«
    Ivo vom Spiegel brummte.
    »Ich habe Frau Gerlis, die Schwester von Ritter Arbo, um Hilfe gebeten. Sie hat mir Antwort gesandt, und vielleicht kann sie für Linderung sorgen. Sie wird in der Adventszeit wieder hier in Köln bei ihren Verwandten weilen. Du bist herzlich eingeladen, Leocadie, sie zu besuchen. Sie ist eine sehr freundliche, sehr belesene und überaus geistreiche Frau.«
    Alyss sah ihren Vater an, und der nickte zustimmend. Leocadie schnupfte und trocknete ihre Tränen.
    »Zudem hat sie mir mitgeteilt, dass Ritter Arbo von Bachem an den Hof unseres Königs Rupert bestellt worden ist. Er leistet seinen Dienst derzeit in Heidelberg. Aber wie es aussieht, hat ihn der König beauftragt, den Gesandten an den englischen Hof zu begleiten, um die leidige Mitgiftfrage zu lösen. Eine hohe
Ehre, will mir scheinen. Und auch ein Grund, warum der Ritter sich zu den Vorwürfen derzeit nicht melden kann.«
    »Nach England!« Leocadies Stimme zitterte. »Aber das ist ja endlos weit fort!«
    Tilo schnaufte zutiefst gekränkt auf.
    »Leocadie, das ist kein Barbarenland. Ich breche morgen ebenfalls nach England auf. Und Master John macht mehrmals im Jahr diese Reise!«
    »Damit hat er recht, Maid Leocadie. Es ist eine weite, aber keine wirklich beschwerliche Reise, und für die Gesandten des Königs vermutlich sogar bequemer als für uns Kaufleute«, erklärte auch John gutmütig.
    »Aber die Piraten und die Stürme und die Wegelagerer, von denen Ihr berichtet habt …«
    »Leocadie, Arbo von Bachem ist ein Ritter. Er hat in Schlachten gekämpft und weiß sein Schwert
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