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Nehmen Sie doch Gift darauf!

Nehmen Sie doch Gift darauf!

Titel: Nehmen Sie doch Gift darauf!
Autoren: Carter Brown
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Flur hinaus. Später
am Abend erschien er allerdings noch einmal in Irmas Garderobe, um sich zu
entschuldigen. Sie solle vergessen, sagte er, was sie möglicherweise gehört
habe; sie hätten bloß ein bißchen herumgealbert. Als Irma entgegnete, es hätte
aber durchaus nicht scherzhaft geklungen, wiederholte er mit wütendem Blick,
sie hätten wirklich nur Spaß gemacht, und wenn sie anderer Meinung sei, solle
sie lieber den Mund halten, sonst — er machte die gleiche Handbewegung wie
vorher der Narbige — werde es ihr so ergehen!«
    »Mein Gott !« sagte ich, doch seiner Miene nach zu urteilen, war das eine zu schwache
Reaktion. Deshalb fügte ich noch ein »Wie entsetzlich« hinzu, um ihn
zufriedenzustellen.
    »Ich wollte gleich zur
Polizei«, fuhr er fort, »aber Irma hielt mich zurück. Ich mußte ihr
versprechen, noch zu warten. Sie ist ja so vernarrt in ihre Kunst und meint,
gerade dieser schreckliche Klub sei der geeignetste Ort, ihre Fähigkeiten zu
beweisen .« Er schüttelte traurig den Kopf. »Ich hoffe,
Sie verstehen mein Dilemma, Miss Seidlitz ?« sagte er
leise. »Nachdem ich meiner lieben Irma versprochen habe, nicht zur Polizei zu gehen,
sind mir die Hände gebunden. Glücklicherweise fiel mir ein, daß ich wenigstens
nicht versprochen hatte, keinen Privatdetektiv hinzuzuziehen. Daher habe ich
mich heute früh mit Mr. Rio in Verbindung gesetzt und um diese Zusammenkunft
gebeten .« Seine wässrigen Augen hefteten sich flehend
auf mich. »Was meinen Sie, Miss Seidlitz ?«
    Johnny räusperte sich
geräuschvoll. »Für Denkaufgaben bin ich zuständig, Mr. Hatchik«, sagte er
ungalant und sprach, bevor ich Gelegenheit fand zu protestieren, bereits weiter:
»Wie ich die Sache sehe, weiß niemand recht, ob die drei nun gescherzt haben
oder nicht. Auch sonst ist alles ziemlich unklar. Ich meine, wer ist
>er<, und was soll >er< innerhalb einer Woche liefern? Ich
bezweifle, daß die Polizei eine derartige Geschichte ernst nehmen würde. Aber
das wichtigste ist doch, von Ihrem Standpunkt aus gesehen, Mr. Hatchik, daß
Ihre Verlobte vor einer möglichen Gefahr bewahrt wird, stimmt’s ?«
    »Sehr richtig, Mr. Rio.« Die
Brillengläser des armen kleinen Mr. Hatchik bedeckten sich bei der Vorstellung,
daß seiner lieben Irma etwas zustoßen könnte, erneut mit Feuchtigkeit. »Ich
möchte, daß Sie — Ihre Agentur — meine Braut beschützen, Mr. Rio. Behalten Sie
sie Tag und Nacht im Auge, und...«
    »Das wird nicht ganz einfach
sein«, grunzte Johnny. »Bei allem nötigen Respekt, die meiste Zeit arbeitet sie
in einem Nachtklub, und den Rest des Tages wird sie sich mit Dingen
beschäftigen, bei denen ein fremder Zuschauer nur stört .« Da er Hatchiks wilden Blick bemerkte, fuhr er schnell
fort: »Verstehen Sie mich nicht falsch, Mr. Hatchik. Ich meine nur all das, was
man so tut, wenn man allein ist. Zum Beispiel schlafen, baden oder sich
umziehen. Eben die kleinen Alltäglichkeiten, bei denen man sich nicht gern
beobachtet fühlt.«
    »Oh, ich verstehe .« Hatchik atmete wieder normal. »Einen Augenblick dachte
ich schon — nun, das ist ja gleichgültig. Jetzt weiß ich, worauf Sie
hinauswollen, Mr. Rio. Tatsächlich das ist eine Schwierigkeit .«
    »Könnte man sich nicht an eine
von den anderen Tänzerinnen wenden und sie bitten, ein Auge auf Ihre Braut zu
haben ?« fragte Johnny vorsichtig.
    »Nein.« Hatchik schüttelte
heftig den Kopf. »Die sind unglücklicherweise alle mehr oder weniger von dem
gleichen Berufsneid Irma gegenüber besessen wie diese Salome .«
    »Zu dumm«, seufzte Johnny. »Ich
sehe keine Möglichkeit, mich oder einen anderen Mann in einen derartigen
Betrieb einzuschleusen. Die in dem Klub beschäftigten Mädchen sind vermutlich
alle Strip — äh — Künstlerinnen, wie ?«
    »Ja«, nickte Hatchik. »Es
gehört zu den Geschäftsprinzipien, nur männliches Bedienungspersonal
einzusetzen, um die Gäste nicht von den künstlerischen Darbietungen abzulenken .«
    »Na, fabelhaft !« fauchte Johnny. »Aber ich kenne unter Garantie keine
Striptease-Tänzerin, die sich zur Privatdetektivin eignet .«
    »Es muß doch jemanden geben«,
flehte Hatchik.
    »Okay«, erwiderte Johnny
mürrisch. »Dann nennen Sie mir eine Dame, die gut genug gewachsen ist, um als
Amateurstripperin auf Arbeitssuche glaubhaft zu wirken, und die außerdem noch
über Erfahrungen als Privatdetektivin verfügt .«
    »Mr. Hatchik«, sagte ich
nervös, »fühlen Sie sich nicht wohl ?« Einen Augenblick
lang schien er
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