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Negative Glaubenssaetze

Negative Glaubenssaetze

Titel: Negative Glaubenssaetze
Autoren: Demian zur Strassen
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innerlich zurückzog und dadurch Nicht-Willkommen-Sein hervorrief. Es war verantwortlich für meinen Glauben, ich sei nur geduldet – ohne eigene Existenzberechtigung. Jemand, der Vorlieb nehmen musste mit dem, was übrigblieb.
    Es bildete auch die Grundlage dafür, dass mein Verstand ständig danach schaute, wie ich meine Existenzberechtigung absichern konnte: Hatte mein Gegenüber irgendwelche Bedürfnisse, die ich erraten und erfüllen konnte? Gab es jemanden, dem ich zuhören, jemanden, dem ich helfen konnte?
    Meine Sensibilität, meine Fähigkeit auf andere einzugehen, das waren Eigenschaften, für die ich geschätzt wurde und die ich an mir mochte. Aber waren sie etwa nur gewachsen in dem Versuch, meine Existenzberechtigung zu sichern?!
    Das war der Punkt, an dem ich rebellierte. Ich wollte meine Existenzberechtigung nicht mehr verdienen müssen – auch nicht indirekt. Ich spürte in mir die Wahrheit, dass meine pure Existenz in sich wertvoll war. Ich spürte das Sehnen, aus dieser Wahrheit heraus zu leben. Und ich wollte nicht mehr für andere da sein müssen .              
    Das stürzte meine junge Vivation-Praxis in eine Krise. Schließlich sicherte ich dabei meine Existenz, indem ich für andere da war. Doch der Weg, auf dem das bisher problemlos funktioniert hatte, war auf einmal versperrt. Den Problemen eines anderen lauschen? Ich würde lieber mit Petra schmusen. Zur rechten Zeit Anzeigen schalten? Wer was von mir wollte, sollte doch von selbst kommen! Eine Sitzung fiel aus? Wunderbar – so hatte ich mehr Zeit für mich! Ich konnte sehen, wie sich meine innere Verweigerung auf mein Konto auswirkte: Es bewegte sich nur noch im Minus, und jede Rechnung war eine Bedrohung.
    Aber bevor es richtig brenzlig wurde, war mein neues Verständnis durch alle Ebenen durchgesickert: ich konnte meine Fähigkeiten anbieten und mich gleichzeitig von dem inneren Zwang befreien, für andere da sein zu müssen. Meine materielle Existenz war zwar offensichtlich davon abhängig, nicht aber meine Existenzberechtigung als solche.
    Zufall oder nicht: Die Bildzeitung brachte einen positiven Bericht über uns, und an den nächsten Tagen stellten wir irgendwann das Telefon ab, da wir das Klingeln nicht mehr hören konnten und von der Masse der Anfragen wie erschlagen waren. Tatsächlich kann ich der Bild-Zeitung dankbar sein, dass sie uns in dieser kritischen Lage eine kleine Anschubhilfe gegeben hat – unsere Praxis schnurrte.
    Passend zu meinem eigenen Prozess bekam ich viele Schüler, die sich mit ihrem Grundthema herumschlugen. Oder war ich darauf so konzentriert, dass ich nur noch das sah? Jedenfalls begann eine Zeit, in der ich mich wie in einem Durchlauferhitzer für persönliches Wachstum befand: Meine Vivation-Schüler stießen unbekannte Aspekte meines Grundthemas in mir an, die ich daraufhin erlösen konnte. Und hatte ich gerade etwas durchlitten und schließlich verstanden, da verlangte der Prozess eines Schülers genau die neu gefundenen Antworten.
    Schließlich fragte ich mich, wie viele Grundthemen es wohl gab und fand zu meinem Erstaunen heraus, dass es weniger als zwei Handvoll waren – alle anderen waren nur Variationen davon.

Grundthemen im Überblick:
    Ich bin schuldig.
    Ich bin nicht gut genug.
    Ich bin nicht erwünscht als Frau/Mann.
    Ich bin wertlos weil ich ein(e) Frau/ Mann bin.
    Ich bin nicht willkommen.
    Ich bin falsch.
    Ich bin nicht wichtig.
    Ich bin es nicht wert, da zu sein/geliebt zu werden.
     
    An diesem Überblick erkennt man auch gut die Struktur der Negativen-Selbst-Definition. Sie beginnt mit einem " Ich bin ...". Aber statt es bei einer offenen Bekräftigung unseres Daseins zu belassen oder mit einer positiven Aussage zu enden, schließt sie mit einer negativen Festlegung dessen was wir sind. Mit einer Festlegung, die im Endeffekt unser Daseinsrecht verneint.
    Aus dieser Negativen-Selbst-Definition, die meist tief vergraben und unbewusst ist, erwachsen dann verschiedene Äste unserer Persönlichkeits-Struktur. Zum einen verschiedene Formen, wie wir diese negative Aussage über uns selbst ausleben und uns immer wieder beweisen, zum anderen entstehen unbewusste Strategien, mit denen wir versuchen, den Verlust unseres Existenzrechts auszugleichen. Meist geschieht das durch zwanghafte Verhaltensweisen, die uns so in Fleisch und Blut übergehen, dass wir sie dann irgendwann für unsere Charaktereigenschaft halten.
    Der Boden beginnt zu wackeln ...
    Meine inneren Antennen waren
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