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Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Titel: Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)
Autoren: Brian Lumley
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warst du ja vor mir dran.« In seiner Stimme schwang keinerlei Bosheit mit.
    »Das hat dich doch noch nie gestört«, entgegnete Francesco gelassen ...
    In der Stunde vor Tagesanbruch kamen die Francezcis wieder zusammen, diesmal im geheimen Herzen der Manse Madonie. Unter weitläufigen Kellern und uralten Grundmauern trafen sie sich an einem tief aus dem Fels gehauenen Ort, den man nur als »die Grube« kannte, um die letzte Phase der Operation persönlich einzuleiten – nämlich um das Mädchen in einen alten ausgetrockneten Brunnen hinabzulassen. Der Schacht hatte einen Durchmesser von gut und gern über vier Metern. Seine Ummauerung war knapp einen Meter hoch und bestand aus massiven, in grauer Vorzeit behauenen Steinblöcken. Eine Abdeckung aus unter Strom stehendem Drahtgeflecht hing in einem kreisrunden Rahmen an Scharnieren, die auf einander gegenüberliegenden Seiten in die Wand eingelassen waren, und deckte die Öffnung wie ein Gitter ab. Im Augenblick drang nicht ein Laut aus der Grube und selbst den Francezcis erschien sie düster und unheimlich. Irgendwo da unten, in einer Tiefe von vielleicht fünfundzwanzig Metern, erweiterte sie sich zu einer Höhlung, die einst Wasser enthalten hatte. Nun beherbergte sie ihren Vater.
    Neben dem Schacht befand sich ein Flaschenzug, dessen Arm über die Grube reichte. Davon hing an Ketten ein sich langsam drehender Metalltisch herab. Die junge Frau lag, die Hände über dem Bauch gefaltet, nackt auf dem Tisch. In ihrem ganzen Leben war sie nur ein einziges Mal so makellos, ohne jeden Giftstoff in ihrem Körper, gewesen – im Mutterleib, in der Zeit vor ihrer Geburt, ehe irgendein Mensch Hand an sie legte. Gleich würden unmenschliche Hände nach ihr greifen. Zuerst jedoch noch die Befragung – nicht des Mädchens, sondern des alten Ferenczy, des bis ins Ungeheure verwandelten Francezci in seiner Grube. Nur die beiden Brüder waren zugegen. Dies war keine Aufgabe für Untergebene, deren Geist leichter zu beeinflussen oder zu korrumpieren war. Andererseits hingegen, wie sollte man einen Francezci wohl korrumpieren?
    Die Höhle, in der sich die Grube befand, war auf natürlichem Wege entstanden, und lediglich ihr grotesker Bewohner machte sie zu etwas Abnormem. Felssimse erstreckten sich bis tief in die Düsternis, die Grube selbst dagegen war hell erleuchtet. Eine ganze Batterie starker Scheinwerfer strahlte von den salpeterüberzogenen Tropfsteinwänden hinab. Wo sich die Helligkeit im Schatten der Kaverne verlor, wanden sich aus einem Schacht gehauene, steinerne Stufen in einer Wendeltreppe zur Stätte – der Feste – hoch über ihnen empor. Am Fuß der Treppe schützte eine druckluftbetriebene »Tür«, ein Gitter aus fünf Zentimeter dicken, unter Strom stehenden Stahlstäben, den Ausgang. Die zur Tür gehörende Schalttafel lag ein gutes Stück zurückgesetzt inmitten des hell erleuchteten Schachtes. Wie die Abdeckung über dem alten Brunnen diente auch diese Tür nicht dazu, jemanden beziehungsweise etwas draußen zu halten.
    Und doch handelte es sich bei diesem Ort keineswegs um ein Verlies, vielmehr um ... ein Refugium, eine Zufluchtsstätte. Leise meinte Francesco: »Schlimmer als in einer Irrenanstalt ...« Wie die beiden Francezcis so am Rand des Brunnenschachtes standen, waren sie sich ausnahmsweise einmal einig.
    »Vergiss nicht«, ermahnte Toni seinen Bruder, »er kann dich hören! Auch wenn du schläfst oder mit irgendeiner Schlampe deiner Lust frönst, kann er zugegen sein. Selbst jetzt ist er hier bei uns!«
    Und Francesco war klar, dass er recht hatte. Hier unten war die Präsenz ihres Vaters übermächtig. Sie befand sich im Widerhall ihrer Stimmen, durchdrang die Atmosphäre des Ortes, und trotz der gleißenden Scheinwerfer – vielleicht auch gerade deswegen – nahm man in den finstersten Schatten, wo sich eigentlich gar nichts rühren dürfte, Bewegungen wahr, als spuke es hier. Doch der alte Ferenczy war beileibe kein Gespenst und würde auch nicht dazu werden, nicht solange er ihnen als Orakel diente.
    Francesco warf seinem Bruder einen Blick zu. »Und, bist du bereit?«
    Toni fuhr sich mit der Zunge über die fleischigen Lippen und nickte. Er würde niemals »bereit« dazu sein, nicht wirklich, aber was sein musste, musste nun einmal sein.
    Er war stets der Liebling des Alten gewesen, »verzogen« von einem Vater, der immer für ihn da gewesen war. Francesco hingegen hatte zu früh Selbstständigkeit entwickelt, für ihn hatte sein Vater
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