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Necroman

Necroman

Titel: Necroman
Autoren: Jason Dark
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Höhe bliesen, hinein in die Wolken, die Tim durchglitt. Immer höher und höher. Ohne je ein Ende finden zu können, raste er dem Himmel entgegen.
    Tim Baker schrie noch immer. Diesmal nicht so sehr aus Angst. Er fühlte sich so schrecklich allein auf dem Weg ins Ungewisse. Niemand war da, der ihm half. Niemand würde ihm in dieser furchtbaren Welt zur Seite stehen, in der es nur Feinde gab.
    Einer wartete auf ihn. Tim wusste das.
    Im Traum erlebte er diesen schrecklichen Horror. Er durchlitt jede Phase seines Flugs. Der Himmel mit all seinen dichten und düsteren Wolken griff nach ihm, trug ihn weiter, immer näher und näher dem Ziel entgegen, das hinter einer mächtigen schwarzen Wolke verborgen lag, in dem sich ein riesiger Strudel rasend schnell drehte.
    Tim wollte ihm ausweichen. Er wollte es immer, wenn es in seinen Träumen erschien. Nie hatte er es geschafft. Auch heute nicht. Da waren die anderen Kräfte stärker, da jagte er wieder hinein, denn diese schwarze Hölle wartete auf ihn.
    Sein Gesicht verzerrte sich in einer schon vorauseilenden Angst, denn er wusste genau, was auf ihn zukam.
    Die Wolke war dicht, zu dicht. Er konnte nichts sehen, aber sie riss plötzlich auf. Rechts und links des Körpers waren die ersten blassen Schatten zu sehen. Die Lücken schienen mit einem bläulichweißen Licht gefüllt zu sein, das immer wieder flackerte, mal stärker und mal schwächer war. Die Schwärze war auf dem Rückzug, und auf einmal war sie weg, als hätten Hände sie zerdrückt.
    Tim hatte freie Sicht. Endlich. Er schaute hinein in den Himmel, der ebenfalls schwarz war. Allerdings anders. Dichter und fetter, ein widerliches Schwarz, schon vergleichbar mit einer Mauer.
    Aber sie bestand nicht aus Stein, und sie entließ eine fürchterliche Gestalt. Der fünfzehnjährige Träumer hörte sie schreien. Seine Stimme kippte über, denn die unheimliche Gestalt, die da auf ihn zuraste, als säße sie auf einem Surfbrett, war Necroman, der Menschensauger.
    Tim wartete auf ihn.
    Er glitt ihm entgegen. Und er stand wirklich auf den Wolkenfetzen wie andere auf einem Surfbrett. Seine schreckliche Sense hatte er hoch über den Kopf gehoben, das gelbe Gebein schimmerte unter der Kutte, die der Wind geöffnet hatte, und seine Knochenhände hielten den langen Griff der Sense hart umklammert.
    Dunkelgraue bis schwarze Wolkenfetzen trieben an ihm vorbei, als er auf den Jungen zusurfte. Ein Ruck ging durch die schreckliche Gestalt, denn sie drückte sich aus ihrer knienden Position in die Höhe, streckte die Arme und schwang seine Sense.
    Tim schrie.
    Die Sense fegte mit einem heulenden Pfeifton durch die Luft, und das scharfe Blatt würde seinen Weg kreuzen.
    Der Schlag! Tim Baker verlor seinen Kopf!
    Obwohl Tim keine Augen mehr hatte, denn der Kopf war durch die Wucht in die Höhe geschleudert worden und schwebte jetzt über ihm, sah sich Tim selbst. Sein entstelltes Gesicht konnte Tim nicht lange betrachten, denn plötzlich brachen Blutströme aus den Augen hervor und strömten wie Wasserfälle nach draußen.
    Dann zerplatzte der Kopf in einer sprühenden Wolke aus Blut, Gehirn und Knochen. Begleitet vom schaurigen und gellenden Lachen Necromans. Es war so laut, dass Tim Baker dadurch wach wurde.
    Schweißgebadet blieb der fünfzehnjährige Junge in seinem Bett liegen, hielt die Augen krampfhaft offen und starrte auf das, was über ihm schwebte. Es waren keine düsteren Wolken mehr, keine unheimlichen Gebilde und kein schwarzer, zäher Schlamm, aus dem sich irgendwann eine Gestalt hervorschälte, um mit der Sense den Jungen zu enthaupten. Es war eine Decke, und sie gehörte zu Tims Zimmer, zu seinem eigenen kleinen Reich.
    Tim atmete nicht, er keuchte. Aus seiner Kehle drangen die ächzenden Laute hervor. Auf der Zunge lag ein bitterer Geschmack, und auch mit dem ihn umgebenden Geruch wurde er nicht fertig. Aber die Erinnerung an den Traum war schlimmer als die Realität, denn Tim konnte sich einfach nicht davon lösen.
    Das kannte er. Fast in jeder Nacht erlebte und durchlitt er den gleichen Horror, und jedesmal erwachte er schweißgebadet. Zudem erlebte er seinen eigenen Herzschlag wie ein gewaltiges Pumpwerk. Die Luft wurde ihm knapp. Jedenfalls hatte er Mühe mit der Atmung.
    Nach dem Alptraum dauerte es immer eine Weile, bis er normal empfinden konnte, aber so brutal wie in dieser Nacht hatte er den Ausflug in die Alptraumwelten noch nie erlebt. Er hatte wirklich das Gefühl gehabt, als wäre ihm durch das Sensenblatt
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