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Necare (Verlangen) (German Edition)

Necare (Verlangen) (German Edition)

Titel: Necare (Verlangen) (German Edition)
Autoren: Juliane Maibach
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die zwei Nächstbesten und ging damit in mein Zimmer zurück. Ich
hatte nicht einmal auf die Titel geachtet. Frustriert legte ich die beiden Bücher
auf meinen Schreibtisch und setzte mich auf mein Bett. Wenn die nächsten Tage
ebenso verlaufen würden, stand mir wohl eine äußerst langweilige Zeit bevor.
Ich hatte mir diesen Besuch so vollkommen anders vorgestellt. Ich hatte wirklich
nicht allzu viel erwartet und doch war ich nun enttäuscht. Interessierte er
sich tatsächlich so wenig für mich? In all den Jahren hatte er sich nicht um
mich gekümmert… Es war wohl eine ziemlich dumme Hoffnung gewesen, dass sich nun
alles ändern würde.
    Wenn ich an
die Erinnerungen dachte, die ich an ihn hatte, waren die meisten ebenfalls
wenig erfreulich.
    Als ich sechs
Jahre alt war, hatten meine Eltern sich scheiden lassen. Davor war mein Vater
stets spät nach Hause gekommen, war gereizt gewesen und hatte mich und meine
Mutter wie Fremde behandelt. Ich wusste noch allzu gut, dass ich nie in sein
Arbeitszimmer hatte gehen dürfen, schon gar nicht, wenn er sich darin befand.
Ich hatte immer leise sein müssen, um ihn nicht zu stören. Zu Beginn hatte ich
wohl seine Nähe gesucht, doch nachdem er mich jedes Mal rüde zurückgestoßen
hatte, hatte ich irgendwann aufgegeben. Noch immer tat es weh, daran zu denken,
zumal es Fotos gab, die ein ganz anderes Bild zeigten. Als Baby hatte er mich
oft im Arm gehalten, mich voller Stolz und Liebe angeblickt und auch ein
inniges Verhältnis zu meiner Mutter gehabt. Man konnte in dem Fotoalbum
regelrecht die Veränderung verfolgen. Wie er sich immer weiter von uns
entfernte, das Interesse verlor und schließlich so etwas wie Abneigung gegen
uns entwickelte. Ich verstand es bis heute nicht. Wie konnte man sich so
entfremden? Natürlich hatte ich meine Mutter gefragt, ob etwas vorgefallen war,
doch sie hatte gesagt, die beiden hätten sich auseinander gelebt. Die Arbeit
bei den Radrym habe ihn immer stärker vereinnahmt und irgendwann sei ihm diese
wichtiger gewesen als seine Familie. Er habe sich in dieser Zeit sehr verändert
und sie wären beide zu dem Entschluss gekommen, dass sie nicht mehr länger
zueinander passten. Dennoch, wenn ich an seinen liebevollen Gesichtsausdruck
auf den Fotos dachte… Er hatte so glücklich ausgesehen…

 
    Noch zwei
Tage, schoss es mir immer wieder durch den Kopf. Dann hatte ich es endlich überstanden.
Am Samstag würden meine Freundinnen mich abholen. Wenn es nur endlich schon soweit
wäre. Die Zeit zog sich unerträglich in die Länge. Meinen Vater bekam ich so
gut wie nie zu Gesicht. Ich hatte sogar nur ein einziges Mal mit ihm zusammen
gegessen. Wenn ich daran zurück dachte, spürte ich dieses schreckliche Gefühl
noch immer.
    Schweigend
hatten wir uns gegenüber gesessen. Keiner hatte gewusst, was er mit dem anderen
anfangen sollte. Es war kaum auszuhalten gewesen. Jedes Geräusch schien tausend
Mal lauter als normal zu sein. Essen schneiden, kauen, schlucken, trinken. Dazu
diese durchdringenden Blicke von ihm. Da war es mir doch lieber, allein zu sein.
    Auch mit der
Situation der Diener und besonders des Sklaven kam ich weiterhin nicht zurecht.
Hin und wieder hatte ich die Kreatur zu Gesicht bekommen, doch er hatte stets voller
Hass vor sich hingemurmelt. Mich schien er nicht einmal wahrgenommen zu haben.
    Ich seufzte,
während ich erneut überlegte, was ich an diesem Tag tun sollte. Weder Margarete
noch Walther wollten meine Hilfe. Das hatte ich bereits mehrfach versucht. Auch
hinauszugehen kam nicht in Frage. Mein Vater hatte mir streng verboten, in die
Stadt zu gehen. Es sei viel zu gefährlich für die Tochter des ach so großen
Ventus Carter, alleine in der Stadt umherzulaufen. Außerdem hatte er mit ein
paar Zaubern dafür gesorgt, dass ich tatsächlich nicht in der Lage war, das
Grundstück zu verlassen. Beinahe wäre es darüber zwischen uns zum Streit
gekommen. Ich fühlte mich wie eine Gefangene. Nur der Gedanke daran, dass es
bald vorüber war, hielt mich aufrecht. In meiner Verzweiflung war ich tatsächlich
dazu übergegangen, einige Zauber zu üben. Selbst die beiden Bücher aus dem
Arbeitszimmer meines Vaters hatte ich inzwischen durchgelesen. Allerdings war
darin nichts Spannendes zu finden gewesen. Langweilige Geschichtsbücher. Wenn
wenigstens ein paar tolle Zauber darin gestanden hätten… Vielleicht sollte ich
mich nach so etwas umschauen. Er hatte davon bestimmt einige.
    Gähnend erhob
ich mich und ging in sein Zimmer. Ich
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