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Nebenan: Roman

Nebenan: Roman

Titel: Nebenan: Roman
Autoren: Bernhard Hennen
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traf und erfahren musste, woran andere Priester so glauben
    Der Kardinal – ist zugleich der Erzbischof von Köln und trauert den Zeiten nach, in denen man in seiner Position noch Reichsfürst war
    Pater Carol Wschodnilas – für ihn ist Inquisition mehr als nur ein Wort und seiner Meinung nach wäre Clint Eastwood ein verdammt guter Priester geworden, obwohl er kein Pole ist
    Der Rest
    Dr. Armin Salvatorius – ein Zahnarzt, der so bedeutend ist, dass er keine Termine gibt, sondern Audienzen erteilt Bella – eine Pudeldame mit Autorität Gabi – eine Friseuse, deren Leben sich ändern wird, weil sie gerne Star Trek sieht
    Joe Pandur – ein Trucker mit ökologischem Bewusstsein, der einen Schützenpanzer in seiner Garage stehen hat
    Blau – ein Bullterrier, der so ziemlich alles beißt, was sich bewegt
    Philip Pirrip – der größte Illusionist unserer Zeit. Seine wohl berühmteste Nummer: Vor fünftausend Gästen unsichtbar werden und seitdem nie wieder aufgetaucht sein
    Marie Antoinette – Ein Eichhörnchen mit Charakter
    Ludwig XIV. – Wenn Sie ihm begegnen, müssen Sie Ihre Nase zwischendurch auch in ein anderes Buch gesteckt haben

1

    Das war das Ende! Er konnte jetzt nur noch in die Fremdenlegion eintreten oder sich von einer Rheinbrücke stürzen. Sechs Jahre hatten seine Eltern sein Studium bezahlt und heute Morgen waren alle Träume von akademischen Würden zerstoben. Luftschlösser!
    Wollen Sie überhaupt noch zu den Klausuren und Prüfungsgesprächen kommen? Die Worte von Professor Mukke klangen ihm in den Ohren. Ob Mukke klar war, dass er mit diesem Satz ein Leben vernichtet hatte? Ein Sammelsurium unwissenschaftlicher Thesen hatte der Professor die Magisterarbeit über den Dichter und Ritter Oswald von Wolkenstein genannt.
    Till glaubte nicht, dass er sich so sehr geirrt hatte! Oswald von Wolkenstein war ein Träumer, ein Abenteurer und Schlitzohr gewesen. Obwohl sie Jahrhunderte trennten, war der Student überzeugt, in den Werken des Dichters einer verwandten Seele begegnet zu sein.
    Niedergeschlagen sah er den Blättern nach, die der Herbstwind von den Ästen der Bäume pflückte, um sie dekorativ auf den geborstenen Grabsteinen des alten Geusenfriedhofs zu verteilen. Till schob die Hände tiefer in die Taschen seiner Lederjacke und zog fröstelnd den Kopf zwischen die Schultern. Es war ein verregneter Herbstmorgen. Nicht gerade ein Tag, der zum Spaziergang auf einem Totenacker einlud. Und schon gar nicht, wenn man in einer solchen Stimmung wie Till war. Doch er liebte diesen Ort. Obwohl der kleine Geusenfriedhof kaum hundert Meter vom Hauptgebäude der Universität entfernt war, verirrte sich nur selten jemand hierher. Inmitten verschulter Gelehrsamkeit war dies ein Ort der Ruhe, ein verwunschener Hain, geschaffen für Träumer, die einen ganzen Nachmittag lang fallenden Blättern zusehen konnten, ohne auch nur eine Sekunde dabei das Gefühl zu haben, ihre Zeit zu vertun.
    Till dachte wieder an seine Audienz bei Mukke. Vielleicht war es tatsächlich nicht so klug gewesen, den alten Oswald einen Aussteiger zu nennen, und zu poetisch, in ihm einen Don Quichotte im Kampf gegen die höfischen Konventionen zu sehen. Aber war es denn falsch, ein Träumer zu sein, der die Hoffnung nicht aufgeben mochte, dass man auch dem Alltag seine kleinen Wunder abringen konnte?
    Zweifelnd sah Till an sich hinab. Er war nicht sonderlich groß und auch nicht sehr kräftig gebaut. Vermutlich würde er bei der Musterungsstelle der Fremdenlegion genauso durchfallen wie in seinem Examen. Und der Rhein … Um diese Jahreszeit war das Wasser eisig. Till überlief ein Schauer. Mit klappernden Zähnen zu ertrinken war weder romantisch noch heroisch. Vielleicht sollte er den großen Sprung doch noch einmal vertagen … Außerdem stand heute Nacht noch das Samhaimfest an. Vorläufig würde es wohl reichen, den Frust in Strömen von Met zu ertränken. Oswald hätte sicher auch nicht einfach aufgegeben!
    Till legte den Kopf in den Nacken und blickte zu den kahlen Ästen hinauf, die sich im Herbstwind wiegten. Es wäre ritterlicher, mit einem Lächeln auf den Lippen dem sicheren Untergang entgegenzugehen. Den Kampf gegen Windmühlenflügel aufzunehmen stünde einem Altgermanisten, der Ritterepik mit dem Herzen und nicht mit kühlem Verstand las, gewiss besser zu Gesicht als sich kleinlaut davonzuschleichen.
    Vom Starren zum Himmel hinauf war ihm ein wenig schwindelig. Er sah auf die Uhr. Es war Zeit, zu Grünwald zu gehen und
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