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Nebenan: Roman

Nebenan: Roman

Titel: Nebenan: Roman
Autoren: Bernhard Hennen
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lebenden Schutzschild vor sich. Er hob die rechte Hand. Seine Faust umklammerte etwas Kleines, Pelziges. Marie Antoinette.
    »Ich weiß, dass ihr hier seid!«, rief der Anführer der Dunklen .
    Till zog sein Schwert. Neriella in den Händen dieses Schurken zu sehen war ihm unerträglich. Etwas zupfte an seinem Bein.
    »Schaltet ihr Langen in Herzensangelegenheiten immer gleich das Hirn ab?«, flüsterte Wallerich. »Hast du schon vergessen, wie dein letzter Zweikampf mit ihm ausgegangen ist? Wir sollten lieber …« Der Inquisitor trat aus seinem Versteck hervor. »Siehst du«, murmelte der Heinzelmann. »Wir bleiben hier und beobachten. Eingreifen können wir immer noch.«
    Till blickte verzweifelt zu Neriella hinüber. Sah sie in seine Richtung? Ihr Kopf war ihm zugewandt, obwohl er seine Deckung noch nicht verlassen hatte. Vielleicht sollte er auf den Heinzelmann hören.
    »Lass das Eichhörnchen los und ich gewähre dir freien Abzug nach Nebenan .« Der Inquisitor hatte ein großes, silbernes Sturmfeuerzeug aus seiner Hosentasche gezogen und ließ klickend dessen Verschluss auf- und zuschnappen.
    »Warum sollte ich auf dein Angebot eingehen, alter Mann? Wer gibt dir und den Zwergenvölkern das Recht zu bestimmen, wer in dieser Welt leben darf?«
    »Gott!«, entgegnete Pater Wschodnilas überzeugt. »Im Übrigen gefällt mir deine Art, Kirchen zu betreten, nicht, Ausgeburt der Hölle!« Ein zitterndes Flämmchen zuckte aus dem Sturmfeuerzeug und sprang auf die Spitze der metallenen Düse über, die durch einen Schlauch mit dem Rucksack des Inquisitors verbunden war. Vier Laubhaufen erwachten zum Leben. Die roten Strahlen der Laserpointer schnitten durch die Finsternis und vier leuchtend rote Punkte tanzten über das Gesicht des Erlkönigs. »Das Spiel ist aus!«, blaffte der Inquisitor.
    »Was ist euer Kinderspielzeug schon im Vergleich zu Magie!« Der Albenfürst stieß Neriella zur Seite. Aus dem Nichts manifestierte sich ein riesiger Regenschirm, der ihn gegen die Weihwasserschüsse schützte, und ein plötzlicher Windstoß ließ den Flammenwerfer des Inquisitors verlöschen. »Hat man deinesgleichen nicht verboten mit dem Feuer zu spielen?«, höhnte der Fürst.
    Dumpfes Donnergrollen zog über den Himmel und Hauptwachtmeister Kowalski nieste.
    Till kroch aus seinem Versteck zu Neriella hinüber. Die Dryade war unverletzt. »Du musst hier fort, Liebster. Er ist völlig außer sich!«
    »Ich gehe nicht ohne dich!«
    Sie sah ihn verzweifelt an. »Ich kann nicht …«
    Der Inquisitor hatte den schweren Rucksack abgeschnallt und ein großes, silbernes Kruzifix unter seinem Mantel hervorgezogen. »Vade retro, Satanas!«, schrie er und stürmte auf den Erlkönig zu, während seine Gefährten weiterhin versuchten an dem Regenschirm vorbeizuschießen.
    »Das hier ist kein Vampirfilm aus den Fünfzigern«, höhnte der Albenfürst und das Kruzifix verwandelte sich in eine Gurke. Dann schnippte er mit den Fingern und unmittelbar hinter den laubbedeckten Schützen schlug ein Blitz in einen Grabstein ein.
    Pater Anselmus warf sich laut betend zu Boden, während Wschodnilas eine Bibel unter dem Mantel hervorholte. »Das Wort Gottes, Geschöpf der Hölle! Fürchte dich!«
    »Zweitausend Jahre fragwürdiger Übersetzungstradition, geprägt durch Unwissenheit und kirchliche Willkür. Wirklich erschreckend!« Der Erlkönig schnippte erneut mit den Fingern. Die einzelnen Seiten rissen aus der Bibel und tanzten in einer Miniaturwindhose um den alten Kirchenmann.
    »Ich werde das Angesicht dieser Welt verändern und diesmal seid ihr nicht genug, um mich aufzuhalten!«
    Till sprang auf und riss sein Schwert hoch. Nur ein paar Schritt trennten ihn von dem Albenfürsten.
    »Du schon wieder? Es macht keinen Spaß, zweimal denselben im Duell zu besiegen.«
    Wurzeln griffen nach Tills Füßen und schlangen sich seine Beine hoch, sodass er der Länge nach ins Laub schlug.
    Der Erlkönig verbeugte sich. »Mit Verlaub, ich werde nun gehen und mich weiterhin dem Studium dieser seltsamen Welt widmen.«
    Till stemmte sich halb hoch und schleuderte dem Alben sein Schwert entgegen.
    Der Erlkönig fing die Waffe im Flug und streckte sie triumphierend empor. »Allzu leicht, junger Ritter. Dies ist …« Gleißendes Licht zuckte vom Himmel.
    Till hatte das Gefühl, ihm würden die Augen verbrennen. Schluchzend vergrub er das Gesicht im nassen Laub. Ein ohrenbetäubender Donnerschlag ließ die Grabsteine erzittern. Eine Sturmböe brauste über den
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