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Nebelschleier

Titel: Nebelschleier
Autoren: Gmeiner-Verlag
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hilflos an seinem mächtigen Umfang herunter. »Aber du hast auch emal anders ausgschaut!«
    Er ließ ein sonores Lachen hören und tippte Angermüller gegen den sich leicht wölbenden Bauch.
    »Rolf Bohnsack, ja klar! Du warst an unserer Schule. Zwei Klassen über mir, oder?«
    »Na siehste, geht doch! Was treibt dich denn hierher?«
    »Ich mach ein paar Tage Urlaub hier in Niederengbach. Und als meine Mutter und meine Schwester eure Kolonne sahen, wollten sie unbedingt gucken, was hier los ist, und ich musste mitkommen. Bist du hier der Leitende?«
    »Genau, Kollege! Du bist in Lübeck, gell?«
    Angermüller schaute Bohnsack erstaunt an.
    »Da wunderst dich, was ich alles weiß, gell?«
    Bohnsack schnaufte hörbar, fast nach jedem Satz, als ob ihm wegen seines Umfanges ein tiefes Durchatmen nicht möglich war.
    »Die ganzen ehemaligen Schulkameraden, die hiergeblieben sind – wir treffen uns halt öfter mal, und dann plaudert man so: Weißt du eigentlich, was der und der macht, und dann hat man ja so seine Recherchemöglichkeiten, du verstehst?«
    Er schnaufte wieder und verzog den breiten Mund zu einem wissenden Lächeln.
    »Ist denn schon klar, was sich hier zugetragen hat?«
    »Das ist natürlich noch absolut interne Verschlusssache, aber dir als Kollegen …«, Bohnsack warf Georg einen abschätzenden Blick zu. »Also, der alte Mann da …«, er deutete in Richtung der weißen Abdeckplanen im Hintergrund der Grotte, »der ist mit seinem Rollstuhl von da oben über die Felsen hier heruntergestürzt. Ein paar Arbeiter von der Schloss- und Gartenverwaltung haben ihn vorhin gefunden, da war er schon tot. Wir müssen jetzt rausfinden, ob Unfall oder Selbstmord oder – na du weißt schon. Es gibt da einige Anzeichen.«
    Bohnsack deutete vage in Richtung Kehle.
    »Und die muss euer Rechtsmediziner erst mal überprüfen. Ja, klar!«, nickte Angermüller.
    »Leider haben wir vor Ort keinen eigenen, da kommt einer von außerhalb. Der Tote wird jetzt erst mal auf den Glockenberg geschafft.«
    »Glockenberg? War da nicht der Coburger Friedhof?«
    »Der ist immer noch da und da gibt’s für solche Fälle einen kleinen Sektionsraum.«
    »Entschuldigung, wenn ich störe!«
    Eine Frau mit kurzen, dunklen Haaren kam auf die beiden Männer zu.
    »Rolf! Die vom Bestattungsunternehmen sind da, wegen des Abtransports. Kannst du bitte noch mal kommen?«
    »Klar, Sabine, wenn du mich so nett bittest«, grinste Bohnsack. »Das ist die Frau Kommissar Zapf, sehr tüchtig, das Mädle! Hier Sabine, das ist der Angermüller Schorsch, ein alter Schulkollege von mir.«
    Sabine Zapf nickte Georg freundlich zu.
    »Na, habt ihr auch so nette Kolleginnen?«, wollte Bohnsack wissen. »Der Schorsch ist nämlich ein Kollege, droben in Lübeck bei der Kripo.«
    Angermüller, dem Bohnsacks Sprüche peinlich waren, zuckte nur verlegen mit der Schulter.
    »Ach übrigens, der Tote ist ein gewisser Bernhard Steinlein aus Niederengbach. Du kommst doch auch daher – hast du den gekannt?«
    »Das weiß im Dorf jeder, dass dem die Brauerei und der Gasthof gehören, aber kennen … zumal ich ja schon ein paar Jährchen von hier weg bin …«
    »Na gut Schorsch, das wissen wir auch alles schon. Dann wollen wir dich in deinem Urlaub nicht länger stören. Wenn’s dich interessiert, kannst uns ja mal in der Neustadter Straße besuchen. Die Sabine kocht uns bestimmt gern einen Kaffee, gell Sabine?«
    Sabine Zapf verdrehte nur genervt die Augen.
    »Und wenn wir mit dem Fall nicht weiterkommen, dann kannst du uns ja als Sonderermittler unterstützen.«
    Bohnsack lachte gönnerhaft und schlug Angermüller auf die Schulter.
    »Mach’s gut, du Nordlicht!«

     
    Da Mutter und Schwester nicht vom Ort des Geschehens wegzulotsen waren, drehte Angermüller allein eine Runde durch den weitläufigen Schlosspark. Außer an Sonn- und Feiertagen oder wenn vielleicht Busse mit Touristen haltmachten, lag eine angenehm entspannte Ruhe über Park und Schloss, nur ganz vereinzelt sah man Spaziergänger über die Wege promenieren oder auf den Hügel zum Schloss steigen. Georg suchte all die besonderen Plätze auf, die ihm in Kindheit und Jugend so vertraut gewesen waren. Er ging hinauf zum Schloss, das nach einer aufwendigen Renovierung in neuem Glanz erstrahlte, spähte durch die Fenster in den Marmorsaal und schwor sich, bei nächster Gelegenheit mal wieder an einer Führung durch das Gebäude teilzunehmen. Von der hübschen Terrasse aus, auf der noch die Rosen blühten und
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