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Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Titel: Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod
Autoren: Neal Asher
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einholen.«
    »Können Sie sich präziser ausdrücken?«, fragte die Hotel-KI.
    »Na ja … hat diese Praxis ihren Ursprung nicht in so einer Art religiöser Sekte?«
    »Sie stammt aus dem Kult des Auferstandenen Anubis. Dort mutmaßten sie, es gäbe keine Seele und demzufolge nichts Heiligeres als den Körper. Also klammerten sie sich an das Leben, so lange es nur irgend möglich war, und wenn sie gestorben waren, ließen sie sich präparieren und blieben aktiv, wozu sie die damals verfügbare kybernetische Technik nutzten.«
    Erlin erinnerte sich an das eindeutig ägyptische Design von Keechs Verstärker und Augenbefeuchter. »Sie waren allerdings hirntot, wohingegen Keech intelligent ist«, wandte sie ein.
    Die KI antwortete nicht, da sich ihre Programmierung zum Schutz der Privatsphäre eingeschaltet hatte; sie durfte mit Erlin nicht über andere Hotelgäste diskutieren.
    »Reifis sind heutzutage oft intelligent – im Grunde lebendig«, beharrte Erlin.
    »Der Kult des Auferstandenen Anubis existiert nach wie vor und verfügt inzwischen über Gedanken speichernde und mimetische Computer. Manche im technischen Sinn schon tote Menschen können mit Hilfe neuerer Nanotechnik wiederhergestellt und zum Leben erweckt werden.«
    »Und mit diesen Gedankenspeichern und der Mimese … ist man damit lebendig?«
    »Die meisten Leute behaupten, die Reifis wären KIs geworden. Die Grenzen verschwimmen, und die Auseinandersetzung wird hitziger, wenn man über Reifis diskutiert, die noch teilweise ihre organischen Hirne benutzen können. Alles in allem sind Reifis selten. Die meisten körperlichen Verletzungen von Menschen sind reparabel, und die meisten Menschen mit Gedankenspeichern entscheiden sich für die Memoplantation in ein Androidenchassis.«
    »Welche Erklärung hast du dann für Keech?«
    Die KI hatte keine.
    Sobald Keech in seinem Zimmer allein war, öffnete er den Koffer, holte einen sauberen Monofaser-Overall hervor und breitete ihn auf dem Bett aus. Fast andächtig nahm er den Rautenanhänger ab und legte ihn auf den Overall. Dann zog er mit sehr vorsichtigen Bewegungen den gebrauchten Overall aus und ließ ihn zu Boden fallen, ehe er sich zu einem Spiegel an der nahen Wand umdrehte und das eigene graue und goldene Spiegelbild betrachtete. Neben dem Verstärker, der wie eine Helmhälfte das Gesicht überdeckte, war auch ein Bereich von der Achselhöhle bis zur Taille und darüber hinaus zur Leiste mit goldenem Metall überdeckt. Ägyptische Hieroglyphen waren tief in dieses Metall eingraviert. Keech stand völlig reglos da und studierte sie, bis der Befeuchter das linke Auge einsprühte. Er blinzelte nicht, wandte sich aber wieder dem Koffer zu. Dort holte er jetzt ein goldenes Kästchen in der Form eines kleinen Sarkophags hervor, schloss den Kofferdeckel und stellte das Kästchen darauf. Es besaß eine Vertiefung, genau passend für die Raute, die er auf das Bett gelegt hatte. Er kümmerte sich allerdings nicht darum, sondern löste zwei Düsen ab, die aufgerollte durchsichtige Schläuche hinter sich herzogen. Diese Düsen steckte er in zwei Fassungen in dem Metall über seiner Flanke. Über den Verstärker schickte er das Aktivierungssignal an das Gerät, das faktisch seine Verwesung verhinderte: seinen Reiniger.
    Einer der geringelten Schläuche wurde schmutzig blau, als das Gerät Konservierungsflüssigkeit aus dem vaskulären System saugte, die Verschmutzung aus toten Bakterien und Rädertierchen herausfilterte, gewisse chemische Ungleichgewichte regulierte und die Lösung in den Reifi zurückpumpte. Die Flüssigkeit im rückführenden Schlauch ähnelte flüssigem Saphir. Nach einigen Minuten sprangen die rot erleuchteten Hieroglyphen des Geräts nacheinander auf Grün. Als das letzte Zeichen grün leuchtete, verschwand die Flüssigkeit aus den Schläuchen. Keech stöpselte die Verbindungen aus, um sie wieder ins Gerät zurückzustecken. Als Nächstes drehte er an einer Scheibe des Apparats und zog einen zylinderförmigen Behälter hervor, gefüllt mit derselben blauen Flüssigkeit. Der Reifi wandte sich wieder dem Spiegel zu und wusch sich von Kopf bis Fuß, mit Hilfe eines Tupfers, den er aus dem Kopfende des Behälters nahm; als Letztes hob er teilweise den Verstärker an und tupfte die darunter liegende Haut ab. Die jetzt freiliegende Gesichtshälfte war eine bis auf die Knochen verwüstete Ruine, und in die Knochen eingelegt war ein Ring aus dreieckigen, kupferfarbenen Kontakten.
    Keech starrte einen
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