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Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Titel: Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod
Autoren: Neal Asher
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Augenblick auf die Wunde, die ihn getötet hatte, ehe er den Verstärker mit einem nassen Klicken wieder andrückte; danach betätigte er einige Schalter in dem Metall über der Körperseite. Mit einem leisen Zischen stieg diese Schale hoch, und er löste sie vollständig ab und platzierte sie auf dem Koffer. Die jetzt freigelegte Flanke bestand überwiegend aus durchsichtiger Synthohaut. Darunter waren mit synthetischen Einsätzen reparierte Organe zu erkennen, ein Netz aus blauen Schläuchen, das sich von den beiden Kanülensteckern ausbreitete, sowie schwarz verkohlte Rippenknochen. Nach einer kurzen Sichtuntersuchung tupfte Keech auch diese Fläche ab. Sobald er damit fertig war, setzte er die Metallschale wieder auf und trat ans Bett, um den sauberen Overall anzuziehen und den Rautenanhänger umzuhängen. Nach einer weiteren Musterung im Spiegel ertönte erneut dieses trockene Klicken in der Kehle, und er meldete sich zu Wort.
    »Hotel-KI, ich möchte die Summe von eintausend New-Carth-Shilling in bar von meinem Konto abheben. Kannst du das bewerkstelligen?«
    »Das kann ich«, antwortete die Hotel-KI. »Sie finden in der Wand links von Ihnen eine automatische Kasse. Sicher ist Ihnen klar, dass tausend Shilling womöglich weit über Ihren hiesigen Bedarf hinausgehen. Der Wechselkurs zum Spatterjay-Skind liegt sehr hoch.«
    »Das weiß ich«, sagte Keech, »aber ich bleibe vielleicht länger.« Er zog eine Smartcard aus der Tasche und steckte sie in den Schlitz an der Wand. Sofort glitt eine Luke auf, und die Automatkasse schob ihm die Karte wieder entgegen. Hinter der Luke fand er einen Stapel aus Hundert-, Fünfzig- und Zehn-Shilling-Noten, daneben einen Stoffbeutel mit Münzen. Diesen öffnete er und entnahm eine durchsichtige achteckige Münze, die er vors Auge hob. Es kam an einen Ausdruck der Überraschung heran, als er die Augenbraue hochzog. Ein-Shilling-Stücke hatte er schon lange nicht mehr gesehen – tatsächlich war es Jahrhunderte her.
    Janer legte sich auf dem Bett zurück und verschränkte die Hände bequem hinter dem Kopf. Er dachte an Erlin und spürte ein vage erfreuliches Summen über die Aussicht, sie besser kennen zu lernen. Mit den weißen Haaren, der schwarzen Haut und den blauen Augen war sie auf eine klassische und seltsame Art schön, und doch war Janer überzeugt, dass ihr Aussehen nicht auf kosmetische Veränderungen zurückging. Ihre Merkmale passten zu wenig zusammen, um als selbst gewählt gelten zu können. Nach Janers Erfahrungen verteilten sich kosmetische Veränderungen auf zwei Gruppen: eine extreme, wo Menschen bis zu einer Katzen- oder Schlangenadaptation gingen, und eine subtile, um das Äußere durch irgendeine kleine Modifikation gefälliger zu gestalten. Wahrscheinlich war Erlins Aussehen, vermutete er, das Ergebnis einer früheren genetischen Veränderung ihrer Vorfahren, wie zweifellos auch ihre Intelligenz. So sah es heutzutage bei den meisten Menschen aus. Er schloss die Augen und rief sich ein Bild von ihr in Erinnerung, um darüber nachzusinnen. Das war allerdings nicht von Dauer, und seine Gedanken schweiften ab.
    Die Verbindung rührte sich nicht – also war die Schwarmintelligenz anderweitig beschäftigt. Das war gut so, da Janer im Moment nicht nach viel reden zu Mute war. Seit etlichen Stunden schwieg die Schwarmintelligenz, aber das war nicht ungewöhnlich, denn sie kontrollierte einen riesigen Schwarmverbund von etwa einer Milliarde Individuen, so dass sie von vielen anderen Aufgaben in Anspruch genommen wurde. Janer dachte daran, wie sehr sich alles verändert hatte seit der Zeit der Papiernester und vielleicht ein paar hundert Hornissen.
    Damals war es für viele ein veritabler Schock gewesen, als die arrogante Menschheit herausfand, dass sie nicht die einzige intelligente Art auf der Erde war, lediglich die lauteste und destruktivste. Delphine und Wale hatten auf Grund ihrer ästhetischen Wirkung und niedlicher Geschichten von geretteten Schwimmern stets als Kandidaten gegolten, bis Forschungen die Lage klärten: Delphine erblickten keinen Unterschied zwischen einem schwimmenden Menschen und einem kranken Mitdelphin und waren wesentlich dümmer als das landwirtschaftliche Nutztier, das von den Menschen auf Routinebasis in Speck verwandelt worden war. Was Wale anging, so verfügten sie über die Intelligenz einer durchschnittlichen Kuh. Als dann zum ersten Mal eine Hornisse ihr Nest in einer Steuermontur für virtuelle Realität baute und ihren Protest
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