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Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Titel: Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod
Autoren: Neal Asher
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selten Langeweile, Erlin.«
    Sie musterte ihn genauer. Ursprünglich war er ihr ziemlich naiv vorgekommen, vielleicht jemand, der noch nicht mal über sein erstes Jahrhundert hinaus war. Sie entschied, diese Schlussfolgerung noch einmal zu überdenken. Früher mal waren Krankheiten und Unfälle die größten Killer der Menschheit gewesen; jetzt war es die Langeweile, und sie führte in der Regel zur zweiten der beiden erstgenannten Todesursachen. Vielleicht war Janer viel älter, als sie zunächst gedacht hatte; vielleicht litt er am gleichen Problem wie sie.
    »Erlin?«, fragte der Hooper plötzlich, der anscheinend erst jetzt den Inhalt des Gesprächs registriert hatte. »Dachte ich mir schon … wegen der Haut.«
    Erlin lächelte vor sich hin, als sie an ein Gespräch zurückdachte, das sie an Bord eines Hooper-Seglers namens Treader geführt hatte. Peck, der 180 Jahre alte Mechaniker, war von einem Blutegel angegriffen worden; das Wesen schraubte einen faustgroßen Fleischklumpen aus seinem Bein -und er schraubte ihn wieder hinein, nachdem er den Blutegel zu Brei geschlagen hatte. Die Wunde heilte in Minuten.
    »Kommt Ihnen das nicht ein bisschen merkwürdig vor?«, fragte ihn Erlin damals.
    »Wen nennen Sie merkwürdig? Ich hab zumindest keine Hautfarbe wie verbrannter Zucker. Verdammte Erdlinge – nennen uns immer merkwürdig!«
    Peck war nach seinem zweiten … Unfall sehr merkwürdig gewesen, aber selbst heute noch dachte Erlin nicht allzu gern darüber nach. Und sie war sich nicht mal sicher, ob sie wirklich an das Ereignis glaubte.
    »Kennen Sie Ambel?«, fragte sie jetzt den Hooper.
    »Wer nicht?«, lautete die Antwort.
    Durch eine komplizierte Manipulation der Tragflügel brachte er das Lufttaxi auf eine spiralförmige Bahn. Die drei Fahrgäste blickten hinunter auf die lange, teilweise künstliche Insel. Rings um die viel größere, zentrale Traglufthalle der Polis-Basis gruppierten sich viele kleinere Kuppeln – als hätte die Insel Luftblasen aus dem Meer gebildet. Ein paar kleinere ragten auch aus dem Zentrum der breitesten Stelle der Insel auf: transparente Kugeln, hineingestreut in den dichten Wald dort. Erlin konnte eben noch die Bestände von Birnstockbäumen ausmachen, aus denen gelegentlich hohe Yanhölzer aufragten, und sie rieb sich instinktiv die Narbe am Unterarm. Ein Blutegel, der sich von einem Birnstockbaum fallen ließ, war ihre erste Begegnung mit dem Heißhunger der Lebensformen auf Spatterjay gewesen. Später rettete Ambel sie vor der hartnäckigen Aufmerksamkeit einer Kreatur, die die harmlose Bezeichnung Froschschnecke trug. Ohne sein Eingreifen hätte das Tier ihr die Hand abgebissen. Sie blickte über das weite Meer hinaus und erinnerte sich an diese andere Insel, wo – falls sie Ambel glauben konnte -der Körper eines Wesens, das einmal Mensch gewesen war, eine unabhängige Existenz führte. Anscheinend hatte er ein recht gutes Leben, jedoch keine Intelligenz. Ambel bewahrte den Kopf des Skinners in einer Kiste auf.
    »Die Abfertigungsanlage da unten ist geschlossen worden«, sagte Keech.
    »Hitzeverschmutzung«, erklärte ihm Erlin. »Der Hüter hat sie nach Coram verlagern lassen, als es rings um die unterseeischen Wärmeableiter zu einer explosiven Vermehrung der Hammerschnecken kam.« Sie erinnerte sich auch daran, dass der Mond Coram, den sie eben erst per Shuttle verlassen hatten, nach der Runcible-KI benannt war -einer künstlichen Intelligenz, die gleichzeitig als planetarer Hüter diente. »Coram« war eigentlich nur die Kurzform für »coram judice«, was, wie sich herausgestellt hatte, in irgendeiner alten Sprache von der Erde »in Gegenwart des Richters« hieß. Sie vermutete, dass dieser Name des Hüters Selbsteinschätzung widerspiegelte.
    »Dann hatten sie hier ein Tor?«, fragte Janer gedankenverloren.
    »Es wurde kurz nach Eintreffen der Polis auf dem Planeten installiert. Es befand sich etwa fünfzig Solstan-Jahre hier, ehe man es verlagerte. Das ist vor zweihundert Solstan-Jahren geschehen«, antwortete sie.
    Im Dach einer der größten Kuppeln öffnete sich eine Irisblende, und der Hooper senkte sein Taxi hindurch. Irdisches Licht erhellte den Innenraum und wirkte grell im Vergleich zum weichen grünen Licht von Spatterjay. Wälder und Getreide wuchsen in ordentlichen Mustern rings um eine kleine Stadt aus Fabriken und einer einzelnen, weitläufigen Arkologie, die an einen riesigen Piastonpilz erinnerte – scheinbar an den Boden genagelt durch leuchtende
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