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Nashira

Nashira

Titel: Nashira
Autoren: L Troisi
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schwach ohne Waffen und hoffnungslos unterlegen. Doch immer noch flackerten hier und dort Kämpfe auf. Manch einer wollte sich nicht ergeben und griff sich als Waffe, was gerade zur Hand war. Mit einem Holzbottich bewaffnet trat ein alter Mann einem Soldaten entgegen und zertrümmerte ihm damit noch das Nasenbein – bevor ihm selbst der Kopf
abgeschlagen wurde. Ein unbändiger Hass stieg in Talitha auf. Dieses ganze Grauen nur, um Saiph und sie zu fassen, zwei junge Leute, deren einziges Vergehen es war, sich den Gesetzen Talarias nicht in allem beugen zu wollen.
    Was ist das bloß für eine Welt? Was sind wir Talariten doch für eine verdammte Rasse!
    Sie rannten weiter, ohne noch groß behelligt zu werden. Immer näher kamen sie den Eisminen, und so den Außenbezirken Oreas. Dort war niemand mehr. Wahrscheinlich hatten die Soldaten den Ort umzingelt und durchkämmten ihn nun, indem sie sich in Kreisen zum Zentrum hin bewegten.
    Der Steg, der zu den Eisminen führte, war nur noch wenige Schritte entfernt.
    »He, ihr beiden, das ist die falsche Richtung!«
    Saiph verlangsamte seine Schritte. Ein groß gewachsener Soldat mit einem bluttriefenden Schwert in Händen hatte sie angesprochen.
    »Wir sind jemandem auf den Fersen.«
    »Aber bei den Eisminen ist niemand. Dort haben wir nachgesehen, als wir angerückt sind.«
    »Aber jetzt können sie sich da verkrochen haben.«
    Mit langen Schritten kam der Soldat näher. »Dann muss ich mich klarer ausdrücken: Ihr marschiert sofort zurück in den Ort. Das ist ein Befehl«, zischte er.
    Talitha konnte nicht mehr an sich halten, und mit einem Schrei raste sie, Verbas Schwert ausgestreckt, auf den Mann zu, der sofort reagierte und den Angriff abwehrte.
    »Hast du den Verstand verloren?«, schrie er und holte selbst zum Schlag aus. Krachend fuhr sein Schwert auf Talithas Helm nieder und schleuderte ihn davon.

    Sie stürzte zu Boden, während eine Myriade von Funken in ihrem Kopf explodierten.
    »Ei, wen haben wir denn da ... die Tochter des Grafen!«, rief der Soldat.
    Er drehte sich um und riss den Mund auf, aber bevor er die anderen herbeirufen konnte, hatte sich Saiph auf ihn gestürzt.
    Verzweifelt bemühte er sich, sich an all die Kämpfe zu erinnern, die er mit Talitha ausgetragen, und an all die Kniffe, die sie ihm dabei hatte beibringen wollen. Vergeblich. Die Fechtkunst hatte ihn nie interessiert, und der Soldaten drängte ihn immer weiter zurück.
    Saiph wehrte sich, so gut er konnte, doch der nächste Stoß überwand seine schwache Deckung, und zwischen den Rippen fuhr ihm die Klinge in den Leib. Der Stahl riss ihm Haut und Fleisch auf und traf auf Knochen. Atemlos sank er zu Boden.
    Der Gardist baute sich über ihm auf. »Keine Sorge, ich töte dich nicht. Das besorgt Graf Megassa eigenhändig. Aber zuvor lässt er dich noch bitter bereuen, überhaupt zur Welt gekommen zu sein. Wofür hältst du dich? Was fällt dir ein, dich gegen deinen Herren zu stellen? Du bist nur ein dreckiger Sklave, ein Nichts, und ins Nichts wirst du zurückkehren.«
    Saiph schloss die Augen. Es war wirklich alles aus.
    »Dann geh du ihm voran«, zischte Talitha.
    Sie war aufgesprungen, holte aus und versenkte das Schwert bis zum Heft im Leib des Soldaten. Der riss den Mund zu einem stummen Schrei auf, während das Mädchen tatsächlich schrie und dabei die Klinge in der Wunde hin und her drehte. Erst dann zog sie das Schwert zurück, und der Feind sackte zusammen.

    Einen Moment lang stand sie regungslos da, dann drehte sie sich um. »Komm, los.«
    Sie reichte Saiph die Hand, der mühsam und schwankend auf die Beine kam.
    Talitha fasste ihn unter. »Komm.«
    Sie flohen weiter, doch kamen sie nur noch langsam vorwärts. Immer wieder strauchelte Saiph, und sie musste ihm aufhelfen. Vor dem Mineneingang war niemand zu sehen.
    »Lass mich einfach liegen«, flüsterte Saiph.
    »Vergiss es.«
    »Die Wunde ist zu tief, ich halte dich nur auf.«
    »Sei ruhig. Du bist mein dummer Sklave und folgst mir bis ins Grab.«
    Sie schleppten sich über den Steg. Der Eingang lag vor ihnen, nur noch zweihundert Ellen entfernt. Saiph rang nach Luft.
    »In der Mine sind wir in Sicherheit. Und später ziehen wir weiter in den Verbotenen Wald. Zum Teufel mit all den Leuten, zum Teufel mit der Mission. Du wirst sehen, wir werden ein schönes Leben führen, wir beide zusammen«, sagte Talitha, bemüht, das schwere Keuchen zu übertönen, zu dem Saiphs Atemzüge geworden waren. Die Stelle ihres Rocks, der Saiphs
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