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Nashira

Nashira

Titel: Nashira
Autoren: L Troisi
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Körper der Femtiten, die entgeistert auf ihre Glieder starrten und mit fassungslosen Blicken der Auflösung ihres Fleisches beiwohnten. Denn natürlich spürten sie die enorme Hitze des Feuers, nicht aber die Schmerzen, die das brennende Fleisch den Talariten bereitet hätte. Einer der Sklave schaute das Mädchen lange an, während seine Gestalt nach und nach in den Flammen zerfiel und seine weißen Knochen unter dem roten Fleisch sichtbar wurden. Schließlich sank er in sich zusammen, wie ein Haufen Lumpen, im Blick eine Frage, die ohne Antwort blieb.
    Verzweifelt schrie sie, so laut sie konnte, und Saiph packte und schüttelte sie.
    »Ruhig, Talitha, ganz ruhig. Dein Vater ist wahnsinnig. Er lässt seine Gardisten alles zerstören. Aber wir dürfen nicht den Kopf verlieren!«
    Talitha zwang sich zu einem tiefen Atemzug und fasste sich ein wenig. Sie ergriff das Schwert, das Saiph ihr reichte.
    Dann rannten sie los, auf die Berge zu, während um sie herum das Feuer gierig den Schnee fraß und alles in dichte Rauchschleier hüllte. Am Boden sammelten sich die Leichen, und die Fliehenden trampelten achtlos, nichts anderes als die eigene Rettung im Sinn, über sie hinweg. Die Soldaten hatten begonnen, den Ort einzunehmen, stürmten von Haus zu Haus, traten die Türen ein, zerrten heraus, wen sie fanden, töteten, was ihnen unter die Klinge kam, wahllos, ohne Grund. Müttern wurden Kinder entrissen, Frauen Klingen in den Leib gestoßen. Zwei Femtiten hatten das Chaos genutzt, um einem Sklaventreiber die Peitsche zu entwinden, und schlugen ihn damit tot. Im dem ganzen Drunter und
Drüber erblickte Talitha plötzlich etwas, das sie sehr gut kannte und dessen Glanz wie ein Lockruf für sie war. Sie löste sich von Saiph.
    »Talitha!«, rief er ihr nach, doch sie war schon fort.
    Der Sklaventreiber lag rücklings am Boden, sein Blick war erloschen, doch seine Finger umfassten es noch: Verbas Schwert, ihr Schwert. Das Mädchen fasste es an der Klinge und entwand es dem Toten.
    »Was machst du denn da?«, rief Saiph, der zu ihr gelaufen war.
    Sie reichte ihm das andere Schwert, das er ihr kurz vorher gegeben hatte. »Das brauche ich nicht mehr«, sagte sie und steckte sich Verbas Schwert in den Gürtel. Um sie herum war nichts als Feuer und Tod.
    Da tauchte ein Gardist vor ihnen auf und schwang eine Axt. Talitha überlegte nicht lange, holte aus und stieß ihm mit aller Kraft die Klingenspitze in den Unterleib. Das Gefühl, wie wunderbar ihr das Heft in der Hand lag, löschte alle anderen Emotionen aus.
    »Halt dich hinter mir und setz dein Schwert ein!«, rief sie Saiph zu und lief los.
    Der Drache über ihnen brüllte, die Luft war erfüllt vom Geschrei aus tausend Kehlen. Noch erbitterter wütete die Schlacht, und sie rannten mitten hindurch, machten Feinde nieder, die sich ihnen entgegenstellten, bahnten sich ihren Weg zwischen den Leichen am Boden.
    »Weiter, weiter, zu den Eisminen!«, rief Saiph.
    Ein beleibter Gardist trat ihnen in den Weg. Talitha nahm Kampfposition und begann rasch, Hieb um Hieb auszuteilen. Der Soldat war stark, viel stärker als sie, doch unermüdlich wirbelte Verbas Schwert in ihren Händen. Sie wehrte
einen Angriff ab, wich einem zweiten aus und nahm alle Kraft zusammen für ihren nächsten Schlag, unter dessen Wucht die Klinge des Feindes zerbarst. Fassungslos starrte der Mann auf den Stummel, den er noch in der Hand hielt, und Talitha nutzte diesen Moment, um ihm das Schwert in die Brust zu stoßen. Ein Blutfleck, der rasch immer größer wurde, tränkte sein Hemd über der Brust. Der Gardist sank zu Boden, Saiph packte ihn und schleifte ihn in eine Hütte. Hastig riss er ihm den Rock mit dem Wappen vom Leib und zog ihn über. Er war ihm zu weit und ließ ihn wie eine Puppe aussehen.
    »Warte, ich hol auch einen für dich.«
    Er ließ das Mädchen allein in der Hütte zurück, rannte wieder hinaus und kam kurz darauf mit einem jungen Gardisten zurück, den er an den Füßen hinter sich her schleifte. Schon machte er sich daran, ihn zu entkleiden, und nach einem kurzen Zögern half ihm Talitha.
    Ohne den geringsten Ekel zog sie die Kleider über, und beide setzten sich die Helme auf.
    »Bist du bereit?«, fragte Saiph.
    Sie nickte, und schon waren sie wieder draußen.
    Dort empfing sie ein Bild der Zerstörung. Es hatte nicht lange gedauert, um Orea in Schutt und Asche zu legen. Leicht wie Zunder hatten die Holzhütten Feuer gefangen, und die Femtiten hatten sich zwar gewehrt, waren aber zu
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