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Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Licia Troisi
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Hass wieder in ihr aufstieg, der sie auch schon angesichts der brennenden Stadt überkommen hatte. Angesichts dieses bohrenden Gefühls verblasste alles andere.
    »Ein Wunder, dass ihr entkommen seid. Sie hatten ganz Orea umzingelt.«
    »Du hast den Kampf wohl aufmerksam verfolgt«, bemerkte Talitha.
    »Ja. Und sie werden euch nun überall suchen«, sagte der Ketzer.
    »Das sind wir gewohnt. Aber ich habe dir nun alles erzählt. Sagst du mir jetzt, wer du bist?«
    »Wie heißt das Schwert, das du trägst?«
    »Verbas Schwert.«
    »Eben. Und so lautet auch mein Name. Verba. Ich war es, der es geschmiedet hat.«
    »Unmöglich. Dann müsstest du ja über siebenhundert Jahre alt sein.«
    »Nein, fünfzigtausend. So ungefähr. Nach so langer Zeit kann man sich schon mal um ein Jährchen vertun«, sagte Verba.
    »Niemand kann so lange leben …«
    »Ich schon.«
    Talitha schwieg. Irgendwie spürte sie, dass dieser seltsame Mann die Wahrheit sagte. »Was bist du?«, raunte sie.
    »Ich bin ein Relikt der Vergangenheit. Ein Mann, der schon längst nicht mehr leben sollte, jedenfalls nicht hier an diesem Ort.«
    »Du bist weder Talarit noch Femtit. Welcher Rasse gehörst du an?«
    »Auch wenn ich es dir sagte, du könntest nichts damit anfangen.«
    »Verrate es mir trotzdem.«
    »Ich bin ein Shylar«, murmelte der Ketzer, wobei er das fremde Wort rau und zischend aussprach.
    »Gibt es noch mehr Angehörige deiner Rasse?«
    Verba zögerte einen Moment. »Nein. Alle starben.«
    »Und wodurch?«
    »Sie starben eben. Was hat es für einen Sinn zu wissen, wie sie gestorben sind? Das würde an der Tatsache nichts ändern«, brauste er auf.
    »Als man dich gefangen genommen hatte, wurdest du auch verhört. Da hast du davon gesprochen, was uns allen droht …«
    »Ja, das habe ich«, sagte Verba und sah sie mit stechendem Blick an.
    »Und dass die Bedrohung mit den beiden Sonnen zusammenhängt, die über Nashira scheinen.«
    »Ja, so ist es.«
    »Das heißt, sie werden tatsächlich alles verbrennen … Cetus wird uns alle umbringen«, stöhnte Talitha.
    »Ja.«
    »Aber wie können wir ihn daran hindern?«
    Verba sah sie lange an. Seine Augen waren von reinstem Azurblau und so klar wie tiefe Abgründe, in denen man sich leicht verlieren konnte. Etwas Unergründliches, längst Vergessenes lag darin, eine eigene, fremde Welt, die Talitha Angst einflößte.
    »Ich kann dir nicht helfen.«
    »Kannst du nicht, oder willst du nicht?«
    Verba schwieg und schaute sie weiter an. Talitha überlegte, dass er, kräftig wie er war, sie mit einem Schlag töten könnte, wenn ihm der Sinn danach stand. Und sie fragte sich, ob er nicht genau darüber nachgrübelte, während er sie mit diesem entsetzlichen Blick anstarrte. »Erzähl mir doch, was du weißt«, versuchte sie es noch einmal.
    Verba schüttelte den Kopf. »Es gab einmal eine Zeit, da habe ich mich für euer Schicksal interessiert. Aber ich habe zu viele Gräueltaten von eurer Seite gesehen. Ihr könnt es nicht lassen, einander bis aufs Mark auszubeuten oder gleich niederzumetzeln. Ja, ich habe euch beobachtet und kann dir versichern, aus der Ferne wirkt ihr nur grotesk mit euren theatralischen Versuchen, euch gegenseitig zu überleben, während ihr Tag für Tag unaufhaltsam dem sicheren Ende näher kommt. Und ich werde euch weiter beobachten. Mehr nicht. Denn mehr könnte ich nicht tun. Sobald es deinem Freund besser geht, werdet ihr beide von hier verschwinden.«
    Mit diesen Worten nahm er ihr die Schüssel aus den Händen und kippte die restliche Suppe in die Flamme, die zischend erlosch. Dann wickelte er sich in seine Decke und schien augenblicklich eingeschlafen.
    Unfähig sich zu rühren, saß Talitha da und ließ ihren Tränen freien Lauf. Es war alles sinnlos … Alles, was ich versucht habe, war vergeblich .
    Mit dem Rücken zu ihr lag Verba starrköpfig auf seinem Lager, kniff die Augen fest zusammen und bemühte sich, an etwas anderes zu denken, damit sein Geist nicht von Mitleid getrübt wurde. Doch während Talitha weinte und weinte, wollte der Schlaf in dieser Nacht einfach nicht kommen.

2
    A ls Talitha erwachte, wurde der Raum ein wenig von dem Licht erhellt, das durch den Höhlenzugang fiel. Offenbar standen die Sonnen schon höher am Himmel. Am Abend waren ihr, ohne dass sie es gemerkt hatte, irgendwann die Augen zugefallen, und jetzt war ihr Kopf so schwer, dass sie meinte, eine halbe Ewigkeit geschlafen zu haben. Doch einen Moment später begriff sie, was geschehen war,
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