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Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Licia Troisi
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werden, die Kampfkunst der Kombattantinnen erlernt. Das würde ihr die Rache erleichtern und hatte zudem den Vorteil, dass sie in den Reihen der Kombattantinnen stets eine Maske tragen konnte. Denn diese entstellte Gesichtshälfte zeugte von einer Schwäche, war der sichtbare Beleg einer Niederlage, die sie vor den Augen der Welt verbergen wollte.
    Sie zog sich das enge Gewand über den Schultern zurecht. Früher wäre dieser raue Stoff ihrer zarten Haut unerträglich gewesen. Doch heute mochte sie es, dieses Kratzen am ganzen Leib. Es war eine Unbequemlichkeit, die jetzt zu ihr und ihrer Lage passte.
    Gerade als sie die Tür öffnen wollte, kam ihr jemand zuvor. Schwester Maleka, ihre Ausbilderin, trat ein. Im Unterschied zu den anderen Kombattantinnen, denen ein Schweigegelübde auferlegt war, durfte sie das Wort an ihre Schülerin richten.
    »Du hast Besuch. Er erwartet dich im Tempel«, sagte sie.
    Grele fragte nicht, um wen es sich handele, obwohl diese Mitteilung sie erstaunte. Denn noch nie hatte irgendwer sie besucht, nicht in der glücklichen Zeit vor der Zerstörung des Klosters und auch nicht danach. Selbst ihr Vater hatte einen Besuch nicht für nötig erachtet: Nachdem er erfahren hatte, dass sie die Feuersbrunst lebend überstanden hatte, schien es ihm zu genügen, dass sie sich in den kundigen Händen der Heilerinnen befand.
    So machte sie sich auf den Weg zum Tempel, bei dem es sich um gerade einmal eine größere Holzhütte mit einem Satteldach handelte. Im hinteren Teil war die Tafel mit dem Antlitz der Göttin Mira aufgestellt, der auf wunderbare Weise das Feuer nichts hatte anhaben können. Aber das Bild wirkte in der neuen Umgebung zwischen schmucklosen Wänden und den zusammengeschusterten Bänken völlig fremd.
    Der Gast, der sie zu sehen wünschte, stand in der Mitte des Raumes, das Gesicht zur Tafel gerichtet.
    Grele räusperte sich. Der Mann drehte sich um, und sofort brandete eine Welle des Hasses in ihr auf. Es war Megassa, der Vater von Talitha.
    Grele dachte keine Sekunde lang nach, sondern sprang mit ausgestreckter Hand auf den Mann zu und wollte ihn am Hals packen. So hatte sie es gelernt. Doch Megassa wich aus, ergriff ihren Oberarm und hielt ihn fest. »Das war ja nicht anders zu erwarten …«, zischte er.
    »Warum seid Ihr gekommen?«, knurrte Grele zurück.
    »Weil uns beide so einiges verbindet.«
    Grele starrte ihn misstrauisch an.
    »Durch das Feuer haben wir beide viel verloren«, fuhr der Graf fort. »Man hat uns beide verraten, auf hinterhältigste Weise, und beide hassen wir aus tiefstem Herzen ein und dieselbe Person.«
    Grele wand sich in seinem Griff, und endlich ließ Megassa ihren Arm los. Doch ihr entging nicht, dass er eine Hand zum Heft seines Schwertes führte, und so beherrschte sie sich lieber.
    »Hättet Ihr sie nicht gedrängt, wäre sie niemals ins Kloster gegangen«, sagte sie nach einer Weile.
    »Mag sein, dass ich da etwas falsch eingeschätzt habe«, erwiderte Megassa.
    Grele blickte ihn weiter argwöhnisch an. »Warum seid Ihr gekommen? Was wollt Ihr hier?«
    »Dich.«
    »Mich? Habe ich durch Eure Tochter nicht schon genug verloren? Wollt Ihr es noch einmal sehen? Wer gibt mir mein Gesicht zurück? Ihr?« Und damit nahm sie die Maske ab, die ihre Züge verbarg.
    Megassa widerstand dem Impuls, den Blick abzuwenden, und schaute sie unverwandt an.
    »Es ist nicht alles verloren. Das ist es nie. Wir sind für unser Geschick selbst verantwortlich, und kein Sturz ist so tief, dass man sich nicht wieder aus dem Abgrund erheben könnte. Du wirst zurückerhalten, was du verloren hast. Und sogar mehr, du musst es nur wollen. Du und ich gemeinsam, wir werden uns zurückerobern, was uns zusteht, und gnadenlos Rache nehmen.«
    Mit aller Kraft ballte Grele die Fäuste. »Sie ist Blut von Eurem Blut. Wer garantiert mir, dass Ihr Euer Wort haltet?«
    »Sie ist nicht mehr Blut von meinem Blut. Nach dem, was sie getan hat, ist sie nicht mehr würdig, den Namen unserer Familie zu tragen. Verbünde dich mit mir, dann werde ich dir zeigen, wie erbarmungslos Rache sein kann.«
    Grele sah Megassa in die Augen, suchte nach einer Bestätigung dessen, was er sagte, und das hasserfüllte Funkeln, das sie in seinem Blick wahrnahm, überzeugte sie mehr als tausend Worte.
    »Wie sieht Euer Plan aus?«, sagte sie schließlich.
    Megassa lächelte, ein brutales Lächeln.

Erster Teil

1
    F link und sicher bewegten sich die Hände des Ketzers. Talitha konnte nicht anders, als ihnen
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