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Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Licia Troisi
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weiterleben zu müssen. Es wa r unvorstellbar. Seit Kindertagen war er immer an ihrer Seite gewesen. Obwohl er ihr Sklave war, waren sie gemeinsam aufgewachsen, und bei allem, was sich in ihrem Leben ereignet hatte, war er in irgendeiner Form dabei gewesen. Besonders nach dem Tod ihrer Schwester Lebitha. Seitdem war er das Einzige, was ihr auf der Welt geblieben war.
    Laut schlürfend löffelte der Ketzer seine Suppe. »Du solltest dich auch stärken. Du hast mit Sicherheit einen anstrengenden Tag hinter dir«, sagte er.
    »Ich bekomme keinen Bissen hinunter, mein Magen ist wie zugeschnürt«, murmelte Talitha.
    »Dann musst du dich zwingen. Glaub mir, du siehst auch nicht gesund aus, und das Letzte, was dein Freund brauchen kann, ist eine Begleiterin, die selbst zusammenbricht. Du musst jetzt für ihn da sein.«
    Talitha warf noch einen Blick auf Saiph und gab sich dann einen Ruck. Sie griff zu der Schale und schnüffelte daran. Der Geruch war nicht schlecht, die Suppe schien gut gewürzt zu sein. Und so nahm sie den Löffel und tauchte ihn langsam hinein.
    »Als wir uns begegnet sind, habe ich dir eine Frage gestellt und stelle sie dir jetzt noch einmal: Wie kommst du zu meinem Schwert?«, sagte der Ketzer nach einer Weile.
    Talitha schluckte etwas Suppe hinunter und antwortete dann, während sie den Blick auf ihn richtete: »Das kann nicht dein Schwert sein.«
    »Wieso? Was verlangst du? Dass ich dir eine Besitzurkunde vorlege?«
    »Seit Ewigkeiten, so haben mir die Priesterinnen es erzählt, befand sich dieses Schwert immer in einem Schrein im Kloster von Messe.«
    Der Ketzer lachte auf. »Und du glaubst tatsächlich, was dir die Priesterinnen weismachen wollen? Es war eine von ihnen, die mir die Waffe geraubt hat. So eine ganz junge, die die Krieger deiner Rasse im Krieg segnete. ›Mira ist mit uns! Mira beschützt uns‹, rief sie in einem fort. Ja gewiss … Mira ist immer mit allen. Aber am Ende verliert doch eine Seite, und die andere gewinnt«, erklärte er spöttisch.
    Talitha erwiderte nichts und löffelte die Suppe weiter. Lange schwieg sie.
    »Du sprichst vom Antiken Krieg, nicht wahr«, sagte sie schließlich.
    »Ja, so nennt ihr ihn wohl«, antwortete der Ketzer.
    »Der wurde vor siebenhundert Jahren ausgetragen!«
    »Ja, das kann ungefähr stimmen.«
    »Niemand überlebt siebenhundert Jahre.«
    »Dann musst du wohl mit einem Geist reden.«
    Talitha sprang auf. »Wer bist du? Und woher kommst du?«
    Der Ketzer richtete den Löffel auf sie. »Setz dich!«
    »Monatelang habe ich nach dir gesucht«, rief Talitha aufgebracht. »Saiph hätte den Versuch, dich zu finden, fast mit dem Leben bezahlt, und du sitzt einfach da, isst deine Suppe und erzählst mir etwas von einem Krieg, der sich vor Hunderten von Jahren zugetragen hat!«
    »Warum hast du mich denn gesucht?«
    »Weil du erkannt hast, was mit unseren Sonnen geschieht. Weil dir klar ist, dass unsere Welt dem Untergang entgegengeht. Und weil du weißt, wie sich das verhindern lässt.«
    Der Ketzer blickte Talitha an, und zum ersten Mal blitzte so etwas wie Interesse in seinen Augen auf. »Wenn ich dir deine Fragen beantworten soll, will ich zunächst einmal Antworten von dir hören. Ich hatte dich gefragt, wie du an dieses Schwert gekommen bist«, sagte er und zeigte auf die Waffe, die schärfer und funkelnder als je zuvor im kalten Licht, das den Raum erhellte, an der Höhlenwand lehnte.
    Talitha setzte sich wieder und legte die flache Hand an die Stirn. Diese Begegnung lief nicht so, wie sie sich das vorgestellt hatte.
    »Ich habe es mir einfach genommen, im Kloster von Messe«, gab sie schließlich zu und berichtete dann ausführlich, wie sich die ganze Geschichte zugetragen hatte, erzählte von den Monaten im Noviziat, zu dem ihr Vater sie nach dem Tod seiner Erstgeborenen, ihrer Schwester Lebitha, genötigt hatte, von dem Geheimnis, das die Priesterinnen dort im Kloster hüteten und das Lebitha das Leben kostete, von dem Feuer, das sie gelegt und in dem das Kloster niedergebrannt war, von ihrer Flucht und ihrer langen Wanderung auf der Suche nach ihm, dem Ketzer, dem Einzigen, der wusste, was Cetus’ Erstarken entgegenzusetzen wäre, und schließlich auch von der Treibjagd, mit der ihr Vater und die Priesterinnen sie überall in Talaria verfolgten.
    »Ich verstehe«, sagte der Ketzer, als sie geendet hatte. »Deswegen bist du also geflohen, und deswegen wurde Orea dem Erdboden gleichgemacht.«
    »Ja, so ist es …« Talitha spürte, wie der
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