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Nasenduscher: Roman (German Edition)

Nasenduscher: Roman (German Edition)

Titel: Nasenduscher: Roman (German Edition)
Autoren: Tim Boltz
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sagen soll, und dem militärischen Auftreten des Hausherrn folgt meinerseits eine spontane Übersprunghandlung: Ich schlage beim Händeschütteln wie ein Offizier die Hacken laut klackend aneinander und nehme Haltung an. Dies gefällt Jana zwar offensichtlich ganz und gar nicht, der Sie-Gustav scheint jedoch davon angetan.
    »Donnerwetter, Frau Klopp. Ihr Freund hat aber Schmiss. Gefällt mir.«
    »Ja, so ist er, mein Robert.«
    »Aber sagen Sie, Robert, was haben Sie denn mit Ihrer Nase veranstaltet?«
    Noch bevor ich etwas entgegnen kann, übernimmt die Zahnfee in Form von Frau Eilhoff die Antwort.
    »Das ist eine Hautirritation, Gustav.«
    »Tatsächlich? Wissen Sie, Robert, als kleiner Bub hatte ich mal einen schlimmen Heuschnupfen, da sah ich ungefähr genauso aus.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja.«
    »Hatschi.«
    »Gesundheit«, hallt es dreistimmig wider.
    »Danke.«
    Wir folgen den Eilhoffs durch die Empfangshalle, und ich spüre das erste schmerzhafte Kneifen von Jana in meinen Arm. Ich signalisiere ein unschuldiges Sorry und flüstere ihr zu, dass das mit dem Aneinanderschlagen der Hacken nur ein Reflex gewesen sei. Wir kreuzen einige Gänge und schreiten in den Salon, wo ein weiterer Sauerstoffspender zu einer vier Meter langen Holztafel verarbeitet wurde. Auf der Tischplatte selbst funkelt darüber hinaus mehr Edelmetall als in einer botswanischen Silbermine. Doch das ist noch lange nicht das Schlimmste. Denn wenn mich meine Augen nicht täuschen, entdecke ich an der Wand ein Foto von Papst Benedikt. Jetzt will mich hier aber jemand provozieren. Wie soll ich denn da in Ruhe meinen Rohkostsalat essen, wenn der Heilige Vater mir dabei über die Kleie schaut? Ich ahne, dass das ein langer und anstrengender Abend wird. Aber wenn es für die Karriere meiner Freundin förderlich ist … bitte.
    Nach einer kleinen Führung durch den öffentlich zugänglichen Bereich der Villa, einem kleinen Aperitif, einem Tischgebet und den ersten beiden Gängen, die aus einem kreolischen Papayaschaumsüppchen und einer Art Buchsbaumzweig mit roten Früchten bestand, sitzen wir an der Holztafel und warten auf den nächsten Gang. Die Hoffnung auf tierische Proteine habe ich ebenso aufgegeben wie die Treibjagd zum Nachtisch. Außerdem brennt mir Benedettos Blick wie Feuer im Nacken. Er scheint meine kritische Haltung ihm gegenüber zu spüren. Janas Gespräch mit Herrn Eilhoff läuft indes bestens. Sie hat sich mit ihm auf ein geschäftliches Thema eingelassen, und ich sitze wie Karl Napf daneben und verstehe vor lauter Debitoren und Swap-Zinsgeschäften kein einziges Wort. Endlich kommt Frau Eilhoff zurück zu unserer Essgemeinschaft und tischt uns mit großer Geste den nächsten Versuch eines Nahrungsangebots auf.
    »Ayurvedisches Gazpacho mit gezupftem Blattsalat und Himbeerjuice.«
    »Ahhhh«, stimme ich in den allgemeinen Chor ein und übersetze es für mich in ein ehrliches Na ja. Der McDonald’s drive-thru hat ja bis vier Uhr geöffnet .
    Frau Eilhoff nimmt mir gegenüber Platz, und ich kann mich auf eine seltsame Art in die Gefühlswelt des Ehemanns von Angela Merkel einfühlen. Wie er diene auch ich nur dem Rahmenprogramm der Hauptpersonen und muss mich mit den Ehefrauen der wichtigen Typen rumschlagen.
    »Schmeckt es Ihnen, Herr Süßemilch?«
    »Vorzüglich, Frau Eilhoff. Haben Sie diese Juice selbst …«
    Erschrocken bleibt mir der Rest des Satzes im Halse stecken. Ich spüre etwas sanft an meiner Innenwade auf- und abgleiten. Frau Eilhoffs Hornhauthobel-Fuß? Als ich sie ansehe, lächelt sie mich vielsagend an.
    »Was wollten Sie sagen?«
    »Ich … äh … meinte, ob Sie … na ja … Haben Sie die Juice selbst zubereitet?«
    Frau Eilhoff nimmt etwas Gazpacho auf den Löffel und zieht die kalte Suppe aufreizend langsam an ihrem Zahnobelisken vorbei in den Mund. Rohkost scheint der Libido jedenfalls nicht zu schaden.
    »Sie meinen, ob ich die Himbeeren selbst, mit meinen nackten Händen ausgepresst habe, um auch den letzten Tropfen Saft aus ihnen herauszuholen?«
    O mein Gott. Was passiert hier gerade? Und was zur Hölle soll ich machen?
    »Ge… ge… genau. D… d… das meinte ich.«
    »Nein, Herr Süßemilch, das habe ich nicht. Ich bin da eher pragmatisch eingestellt. Ich lasse mir meine Juice lieber von einem Profi machen. Jemandem, der jeden Handgriff beherrscht und weiß, wie ich es gerne mag.«
    Hallo?! Jana! Sie-Gustav! Hört hier mal jemand zu, was dieser steile Zahn so von sich gibt? Doch weder Jana noch
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