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Nasenduscher: Roman (German Edition)

Nasenduscher: Roman (German Edition)

Titel: Nasenduscher: Roman (German Edition)
Autoren: Tim Boltz
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bin ich mir nicht mehr ganz sicher, ob Jana ihrer ausgesprochenen Drohung vielleicht tatsächlich handfeste Beweise folgen lassen wird.
    »Wissen Sie, für unseren Romeo tun wir alles«, erklärt Frau Eilhoff. »Er ist der tollste Birmakater Deutschlands. Das haben wir sogar schwarz auf weiß.«
    Die Dame des Hauses deutet stolz auf die Schrankwand, in der neben einem weiteren Bild des Heiligen Vaters eine gerahmte Urkunde steht. Ich erkenne nur schemenhaft den genauen Text. Jedoch sind die Begriffe 1. Platz , Gold und Deutschland fett gedruckt und somit gut lesbar.
    »Meine Frau und ich verzichten seit Jahren auf Urlaub, der nicht mit dem Pkw vollzogen werden kann. Sogar die Einladung meines alten Schulfreunds Paul, der uns nach Buenos Aires eingeladen hat, mussten wir ablehnen. Aus Quarantänegründen darf man dort nämlich keine Tiere einführen. Und der lange Flug würde Romeo bestimmt nicht guttun. Ansonsten müssten wir Romeo in ein Tierheim geben, und denen vertrauen wir einfach nicht.«
    »Richtig«, pflichtet Frau Eilhoff bei. »Wir wissen ja gar nicht, ob Romeo die anderen Tiere und Betreuer mögen würde. Er ist da sehr sensibel und wählerisch.«
    »Das habe ich gemerkt«, versuche ich, einen weiteren Scherz anzubringen, und imitiere mit meiner Hand eine Kralle.
    »Ja, Herr Süßemilch, Sie scheint er offenbar sofort ins Herz geschlossen zu haben.«
    »Robert liebt Tiere über alles, Frau Eilhoff. Er ist ein richtiger Tierfreak, nicht wahr, Robert?«
    Jana weiß, dass ich Katzen ebenso wenig leiden kann wie nervige Kinder oder Hundescheiße im Profil meiner Joggingschuhe. Aber ich weiß auch, dass Janas Karrierechance vom Wohlwollen des Sie-Gustavs abhängig ist. Also gilt für mich nur noch: Volle Kraft voraus!
    »Ich kann einfach nicht ohne sie. Am liebsten würde ich mir auch eine Katze zulegen, aber ich möchte auch nicht nach ein paar Tagen merken, dass wir charakterlich nicht zueinanderpassen.«
    »Hörst du das, Gustav, Herr Süßemilch ist so ein vorausschauender Mensch. Genau wie wir damals möchte er, dass das Tier den Herrn aussucht und nicht umgedreht.«
    »Absolut, meine Liebe. Es ist schön, Gleichgesinnte zu finden, Robert. Für die meisten sind gerade Katzen nur störrische Geschöpfe. Dabei sind sie einfach nur intelligenter als Hunde. Man kann sie zu nichts zwingen. Schauen Sie nur unseren Romeo an, ein Birma-Blue-Point-Kater. Eine tolle Rasse. Diese Katzen haben einen eigenen Kopf und bringen einem keine Zeitungen oder Hausschuhe wie ein dummer Hund.«
    Jana scheint sich wieder gefangen zu haben. Sie nickt. »Wer will das schon?«, sagt sie.
    Ich, denke ich, schweige aber. Stattdessen verspüre ich neben dem Jucken der Nase ein Kratzen im Hals. Ob die Tischplatte aus Birke besteht? Quatsch, ich habe ja keinen Heuschnupfen. Oder?
    »Wir haben Romeo damals von einem Züchter geholt und ihn zunächst drei Wochen bei uns leben lassen. Erst dann haben wir uns alle drei dazu entschieden, den Weg gemeinsam weiterzugehen.«
    Herr Eilhoff hat tatsächlich wir drei gesagt. Es ist mir ein Rätsel, wie solch ein Mann an die Spitze eines Bankimperiums vordringen konnte. Dennoch. Gut so. Diese Kuh beziehungsweise Katze scheinen wir jedenfalls wieder vom Eis geholt zu haben. Nach einer kurzen Pause stellt Frau Eilhoff ihr Glas zurück auf den Tisch und klatscht vergnügt in die Hände.
    »Natürlich. Das ist doch die Lösung …«
    Herr Eilhoff schaut überrascht zu seiner Frau. »Was ist die Lösung, meine Liebe? Und für was?«
    »Für Herrn Süßemilch und uns. Wir werden Romeo zur Pflege zu Herrn Süßemilch und Frau Klopp geben. Dann kann er sich an das Leben mit einem Haustier gewöhnen, und wir können doch noch Paul und Renate in Buenos Aires besuchen. Was hältst du davon?«
    Herr Eilhoff mustert mich. Und ich hoffe insgeheim, dass er mich für ungeeignet hält. Dann atmet er tief ein und lehnt sich in seinem Stuhl zurück. Als er wieder ausatmet, spitzt er seine Lippen und lächelt.
    »Warum eigentlich nicht?«
    Hilflos stammle ich: »Das kann ich nicht annehmen«, doch es klingt jämmerlich.
    »Aber natürlich. Romeo mag Sie. Und wir wären beruhigt, ihn in so fürsorglichen Händen zu wissen.«
    »Aber, aber …«
    Ich stottere weiter herum und suche händeringend nach einer unumstößlichen Begründung, warum ich dieses Tier nicht bei mir aufnehmen kann. Doch alles, was ich finde, ist der Absatz von Jana, der sich in meinen Mittelfuß bohrt.
    »Also, was sagen Sie?«
    »Ja, was soll ich
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