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Nasenduscher: Roman (German Edition)

Nasenduscher: Roman (German Edition)

Titel: Nasenduscher: Roman (German Edition)
Autoren: Tim Boltz
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lassen, weil ihre Kinder beim Playstationspielen so unrhythmisch mit den Füßen getrampelt hätten. Dass sie mal das Marschieren lernen müssten. Der spinnt total.«
    »Ja, ich erinnere mich, Jana. Aber da konnte er nichts machen, oder?«
    »Nein, die Anwältin von Frau Hansen hat ihm ein gesalzenes Schreiben geschickt, wonach Kinder einen besonderen Status genießen. Das müsse er akzeptieren oder ins Altersheim ziehen. Vielleicht sollten wir uns auch einen Anwalt nehmen.«
    »Tja, und von was sollen wir den zahlen? Außerdem steht tatsächlich in der Hausordnung, dass keine Tiere zu halten sind. Und Kinder haben wir auch keine vorzuweisen, oder hast du noch irgendeins versteckt?«
    Jana hebt die Decke und schaut kurz darunter, dann schüttelt sie den Kopf.
    »Nein, da hat sich auch keins versteckt, Schatz. Ich kann damit also gerade nicht dienen. Bliebe uns also nur die Option, den Jablinski aus dem Weg zu räumen.«
    Ich lache.
    »Wir sind halt nichts weiter als Pflege-Katzeneltern und die …«
    Rumms! Ohne Vorwarnung kracht mir eine Monsteridee ins Hirn. Verdammt. Natürlich. Das ist es.
    »Was ist, Robert, warum sprichst du nicht weiter?«
    »Weil ich gerade die Idee schlechthin habe … Natürlich, so machen wir es.«
    »Was machen wir, Robert? Wir können ihn nicht umbringen. Ich finde Jablinski ja auch nervig, aber …«
    »Nein, Quatsch. Ich will ihn nicht umbringen.«
    »Sondern?«
    »Hat deine Cousine Julia noch ihre beiden kleinen Kinder?«
    »Was ist denn das für eine Frage? Natürlich hat sie ihre Kinder noch, oder denkst du, sie hat sie am nächsten Rastplatz angebunden?«
    »Okay, blöde Frage. Aber egal. Gib mir mal das Telefon. Ich muss sie anrufen.«
    »Wen?«
    »Na, deine Cousine.«
    »Jetzt, um diese Uhrzeit? Bist du wahnsinnig?«
    »Nein, ganz im Gegenteil. Ich versuche nur, unseren Traum zu retten. Glaub mir, wir dürfen jetzt keine Zeit verlieren.«

6
    Bridget-Mathilda
    E s ist kurz vor zehn morgens. Jana und ich hocken angespannt auf unserer Couch und warten ungeduldig wie Rennpferde in ihrer Startbox. Frau Schirmer muss jeden Moment aufschlagen. Wir sind bereit. Bereit für eine Showeinlage der ganz besonderen Art. Jana sitzt mit hochgeschobenem Pulli auf der Couch und hält eine Babypuppe an ihre Brust gedrückt. Überall im Zimmer haben wir darüber hinaus diverse Utensilien ausgebreitet, die unsere Scharade unterstreichen sollen.
    Vierzig streichelzarte Babywaschlappen stapeln sich neben der Anti-Colic-Weithals-Flasche in Hello-Kitty-Design. In unmittelbarer Nachbarschaft tummeln sich Windelpakete, Kleiderberge aus Stramplern, und als besonderes Highlight habe ich von Janas Cousine sogar noch deren Wiege und einen Reiselaufstall aufgebaut. Kurzum: die perfekte Illusion von Neueltern.
    Unsere Taktik beruht nämlich darauf, dass wir die schrillen Schreie der vorigen Nacht gar nicht bestreiten wollen, sondern diese sogar von Herzen gerne zugeben. Schließlich sind wir doch froh darüber, dass wir gestern mit unserem neugeborenen Baby aus dem Krankenhaus entlassen wurden. Ja, wir sind stolze Blitz-Eltern einer gesunden Tochter!
    Alles ist perfekt: Jablinski hat Janas Schwangerschaft weder in den letzten Wochen noch jemals zuvor sehen können, da er ja blind ist. Da wir auch sonst jeden Kontakt mit ihm vermeiden, kann er weder bestätigen noch ausschließen, dass wir bereits seit Monaten in freudiger Erwartung sind. Und da junge Familien mit Kindern einen besonderen Kündigungsschutz genießen, soll sich unser imaginärer Nachwuchs ruhig die Kehle aus dem Leib schreien. Wir bleiben hier wohnen!
    Ein grandioser Plan. Das Geschrei von Romeo klingt tatsächlich täuschend echt wie das eines Babys, und ich bin davon überzeugt, dass selbst Herr Jablinski mit seinen Luchshörgängen den Unterschied zwischen einem Neugeborenen und einem triebhaften Kater nicht heraushören kann. Nun gilt es lediglich noch, Frau Schirmer von unserem Familienglück zu überzeugen. Und zu diesem Zweck haben wir uns in der letzten Stunde das komplette Filmset eines Kinderzimmers geliehen und zusammengekauft. Als einzige Schwierigkeit stellt sich die Tatsache heraus, dass im Kaufhaus nur noch farbige Babypuppen zum Verkauf standen und ich auf die Variante Little Bridget mit echten Tränen, Pipiauslauf und zuklappenden Augen bei Rückenlage zurückgreifen musste. Da Jana aber ein großes Tuch um Little Bridget geschwungen hat und Frau Schirmer nicht so unverfroren sein wird, meiner Freundin auf die nackte Brust zu
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