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Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Titel: Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)
Autoren: Franziska Steinhauer
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diesem Termin vorbeizuschicken, kam aber zu dem Schluss, es sei nicht angemessen. Er bezweifelte ohnehin, dass sich viele Menschen am Grab dieses Mannes einfinden würden.
    Was für eine Familie! Der jüngere Bruder hatte gehofft, eine Welle des Jähzorns bei Paul Mehring loszutreten, indem er ihn glauben ließ, der Vater habe seine Katze einen möglichst qualvollen Tod sterben lassen. Eine unglaublich perfide Idee! Und beinahe hätte es funktioniert! Paul wäre von der Erbfolge ausgeschlossen worden und sein Bruder wäre zum Alleinerben aufgestiegen. Markus wollte das Erbe für seinen Freund einsetzen – irgendwie tat ihm der Junge leid.
    Nachtigalls Kopf sank langsam auf die Brust.
     
    Als er eine Stunde später ruckartig erwachte, wusste er, warum bei Markus Mehring jede Form von Mitleid unangebracht war. Morgen früh war noch eine Menge zu klären!

46
    Samstag
     
    »Gratulation an das ganze Team!«, lobte Dr. März aufgeräumt, »knapp unterhalb der Wochenfrist geblieben, Fall gelöst, Täter hinter Schloss und Riegel. Sehr gute Arbeit! Aber ein bisschen weniger auffällig wäre mir durchaus recht gewesen – es gab keinen Grund für eine Verhaftung auf der F60 – der junge Mann hätte schließlich irgendwann dort wieder heruntersteigen müssen!«
    »Danke«, antwortete Nachtigall einfach.
    »Ja, wirklich wunderbar. Da kann ich mich morgen ganz entspannt mit diesem Paul Mehring bei der Podiumsdiskussion treffen, ohne später in die Schlagzeilen zu geraten! Wie gesagt: Gute Arbeit!«
    Dann rauschte er auf den Gang hinaus und eilte davon.
    »Na, Superman. Tut’s noch weh?«, wollte Skorubski wissen und erhielt nur ein Grunzen als Antwort, das er als ja interpretierte.
    »Wieso Superman?«, wollte Michael Wiener wissen.
    »Weil Peter gestern bäuchlings in der Förderbrücke verkeilt hing, um den Markus Mehring zu halten, der sonst den Absturz sicher nicht überlebt hätte. Dabei hat er sich allerdings selbst verletzt. Und wie du gehört hast, Michael, es schmerzt noch.«
    »Wow! Du hast den Sohn über dem Abgrund festgehalten. Alle Achtung.«
    »Gut – es reicht. So viel Lob bekommt mir womöglich gar nicht und dann müsst ihr ab morgen den Laden hier alleine schmeißen! Ich bin lädiert – aber am Kopf habe ich nichts abbekommen! Deshalb ist mir heute Nacht auch noch einiges zu unserem Fall klar geworden. Ich muss telefonieren.«
    »Sollen wir ihn schon kommen lassen?«
    »Ja, mach mal!«
     
    Der junge Mann sah blass und übernächtigt aus.
    Die Augen huschten gehetzt von einem zum anderen, seine Zunge fuhr immer wieder nervös über seine trockenen Lippen. Er trug frisch gewaschene Jeans und ein sauberes T-Shirt, stellte Nachtigall fest, jemand musste ihm ein paar Sachen vorbeigebracht haben. Vielleicht Paul – nein, korrigierte er sich, Paul sicher nicht.
    »Wer hat Ihnen denn die Kleidung vorbeigebracht?«, fragte er gleich nach der Begrüßung.
    »Meine Mutter. Sie hat die Tasche den Beamten mitgegeben, die ihr von meiner Verhaftung erzählt haben.«
    »Sie haben gestern den Mord an Ihrem Vater gestanden – mehrfach. Bleiben Sie bei dieser Aussage?«, fragte Albrecht Skorubski.
    »Ja.« Markus Mehring blickte ihm fest in die Augen.
    »Dann wüssten wir gerne, wie Sie den Mord begangen haben. Alle Einzelheiten.«
    »Wie gesagt – ich hatte fest darauf gebaut, dass Paul mir die Sache abnehmen würde. Aber diese Freundin muss einen unglaublichen Einfluss auf ihn haben. Nicht einmal, als ich ihm die Katze auf den Fußabtreter gelegt habe, ist er ausgetickt. Nein. Mir blieb nichts anderes übrig, ich musste es selbst tun. Ich kaufte im Baumarkt einen Vorstecher und mischte meiner Mutter ein leichtes Schlafmittel in den Tee. Sie wurde müde, schlief ein und ich fuhr mit dem Rad ins Stadion. Das geht schneller als mit dem Auto. Ich kenne da ein paar Schleichwege. Er hatte einen Stammplatz. Jeder wusste das. Ich musste nur so rechtzeitig da sein, dass ich in unmittelbarer Nähe sitzen konnte. Hat geklappt. Nun musste ich noch auf den besten Moment warten. Es war so leicht! Selbst Paul hätte das geschafft. Er sackte einfach auf seinen Platz zurück und lehnte dann wie müde an der Abtrennung. Niemand bemerkte den Mord. Ich ging noch vor Ende des Spiels in einer Gruppe anderer. Meine Mutter hatte nicht bemerkt, dass ich weg gewesen bin – ich sah nach ihr und sie schälte eilig Kartoffeln. Mein Vater bestand darauf, sein Essen fertig vorzufinden, wenn er aus dem Stadion nach Hause kam. Sie erzählte mir,
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