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Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Titel: Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)
Autoren: Franziska Steinhauer
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fühlten sich wie Gummi an und er musste sich am Geländer und einem der Helfer festhalten, um humpelnd wieder zur Treppe zu gelangen. Zwei weitere Männer waren damit beschäftigt, den panischen Paul Mehring wieder auf den Boden zu geleiten. Jetzt, wo Stress und Zorn nachgelassen hatten, flutete ihn die Höhenangst ungebremst an, schlimmer noch als sonst, denn die Tiefe war in diesem eigenartigen Licht nur schwer auszumachen und das Risiko jeden Schritts schien unkalkulierbar.
    Als Nachtigall wieder bei dem ungeheuer erleichterten Albrecht Skorubski angekommen war, wurde Markus im Rettungswagen bereits untersucht.
    »Mann – ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist. Das hätte böse ausgehen können!«, sagte Skorubski und Nachtigall registrierte gerührt die durchlittene Sorge in den Augen seines Freundes.
    »Ist ja alles gut gegangen, Albrecht. Morgen steht in der Zeitung: Feuerwehr musste übergewichtigen Hauptkommissar aus dem Gestänge der F60 bergen!«
    »Du hättest tot sein können!«
    »Nein. Ich wollte den Jungen retten. Bei so einer Aktion stürze ich nicht in den Tod!« Nachtigall klopfte ihm auf die Schulter.
    »Beruhigend!«, grinste Skorubsi, »hätte ich das nur früher gewusst!«
    »Na, für irgendetwas muss die Sporttreiberei doch gut sein.«
    »Du hinkst. Noch mehr dabei zu Schaden gekommen?«
    Peter Nachtigall zog seine Hose etwas hoch und betrachte seine Fußgelenke. Skorubski entfuhr ein scharfer Pfiff. Beide Fußgelenke waren kräftig angeschwollen und die Haut tief abgeschürft. Blut versickerte im Schuh und verfärbte das Leder dunkel glänzend. Gut, dass ich heute keine Slipper angehabt habe, die hätten sich nicht ohne weiteres verkeilen lassen, schoss es Nachtigall durch den Kopf.
    »Und die Handgelenke?«, flüsterte Skorubski dann und schob vorsichtig die Manschette des Hemdes zurück. »Scheiße! Das musst du versorgen lassen.«
    »Ja, sollte ich wohl. Der Oberkörper hat auch was abgekriegt und die Oberarme. Vielleicht kann sich der Notarzt das hier ansehen. Ihr nehmt den Mehring gleich mit und wartet mit der Befragung, bis ich da bin.«
    Skorubski nickte.
    »Es ist schon fast elf. Meinst du wirklich, das wird heute noch was?«
    »Du hast wahrscheinlich recht. Bis wir dort sind und alles an Formalitäten geklärt ist – Mitternacht?«
    »Mindestens.«
    »Er wird uns auch nicht weglaufen, nicht wahr? Also gut, schließ ihn ein – Kontrolle permanent! Akute Suizidgefahr. Wer weiß, was der noch so in petto hat. Dann ist Schluss für heute.«
    »Hier!«, Skorubski warf Nachtigall die Autoschlüssel zu, »ich fahre im Streifenwagen mit.«
    Der Notarzt winkte ihn heran und der Hauptkommissar ließ sich schwer auf die Trage fallen. Er wies seine Blessuren vor und wurde an allen Extremitäten fachgerecht verbunden.
    »Die Bänder sind an allen Gelenken gedehnt – da müssen Sie in der nächsten Zeit ein bisschen vorsichtig sein. Die Abschürfungen werden noch ziemlich weh tun – aber wenn Sie sie mit Liebe und Aufmerksamkeit behandeln, klingen sie schon bald ab.«
    Kritisch betrachtete der Hauptkommissar die leuchtend weißen Verbände. »Jetzt sehe ich aus, wie ein übergewichtiges Turnierpferd«, beschwerte er sich dann.
     
    Casanova wartete schon hungrig an der Tür. Leicht vorwurfsvoll begrüßte er den Herrn über Kühlschrank und Dosenfutter, ließ sich aber dann doch behaglich schnurrend neben Nachtigall auf der Couch nieder, nachdem er versorgt worden war. Neugierig beschnüffelte er die weißen Bandagen und rümpfte die Nase.
    »Nicht so deine Parfumvariante, wie?«, lachte Nachtigall und aß sein gefülltes Omelette. Selbst das Hantieren mit dem Besteck schmerzte. Er seufzte. War das ein Problem des Alters oder hätte er sich vor 20 Jahren auch so zerschlagen gefühlt. »Nachtigall ick hör dir trapsen«, flüsterte er dem Kater ins Ohr, »aber das erzählen wir niemandem weiter – das ist unser Geheimnis.«
    Er hatte versucht Conny zu erreichen. So konnte das nicht weitergehen! Morgen würde er die Sache klären – er vermisste ihre unkomplizierte Art, den belustigten Ausdruck in ihren Augen, wenn sie ihn ansah, die Gespräche über Wichtiges und weniger Wichtiges, ihr Lachen, ihre Art den Salat aufzuspießen, ihre Hand in seiner. ›Ich liebe sie wirklich‹, wurde ihm bewusst, ›vielleicht wird es Zeit, ihr das zu sagen‹, überlegte er und fasste einen Entschluss.
     
    Am Sonntag würde man Hans-Jürgen Mehring beerdigen – er erwog kurz jemanden aus dem Team zu
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