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Narkosemord

Titel: Narkosemord
Autoren: Robin Cook
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Kanone bedroht. Also, erst die gute oder erst die schlechte Nachricht?«
    »Die schlechte«, sagte Jeffrey. Er fragte sich, ob O’Shea ihm als Antwort direkt eine Kugel durch den Kopf jagen würde. Wenigstens wäre dann die gute Nachricht, die er nur nicht mehr mitkriegen würde, die, daß er schnell gestorben wäre.
    »Und ich hätte jede Summe gewettet, daß Sie zuerst die gute hören wollen. Nach allem, was Sie durchgemacht haben, meine ich, daß Sie eine brauchen können. Also, die schlechte Nachricht ist, daß ich Sie ins Kittchen bringen werde. Ich will die Belohnung von Mr. Mosconi einstreichen. Und jetzt die gute: Ich habe einige Dinge herausbekommen, die wahrscheinlich zur Aufhebung Ihres Urteils führen werden.«
    »Wie bitte? Wovon sprechen Sie?« fragte Jeffrey verblüfft.
    »Ich glaube, dies ist weder der rechte Moment noch der rechte Ort für eine freundschaftliche Plauderei«, sagte O’Shea. »Da draußen ist noch immer dieser Klugscheißer Vinnie D’Agostino und fuchtelt mit einer Kanone herum.
    Wir zwei machen jetzt einen kleinen Deal, Doc. Ich will, daß Sie mit mir zusammenarbeiten. Das bedeutet: keine Fluchtversuche, keine Spritzen, die Sie mir in den Hintern jagen, keine Aktentaschen, die Sie mir über den Schädel hauen, oder sonstige Zicken. Ich kümmer’ mich um Vinnie, damit niemandem was passiert, und Sie sind so nett und lenken ihn ein bißchen ab, damit ich ihn mir krallen kann. Wenn ich ihm die Knarre abgenommen hab’, werd’ ich ihn an den Deckel von der Grabkammer, der neben dem Loch liegt, anketten. Und dann rufen wir die Edgartowner Polizei. So was Aufregendes haben die nicht mehr erlebt, seit damals die ganzen Pariser am Strand von Chappaquiddick angeschwemmt worden sind. Und dann gehen wir alle zusammen schön Abendessen. Was halten Sie davon?«
    Jeffrey konnte kaum antworten, so verwirrt und sprachlos war er.
    »Nun kommen Sie schon, Doc!« sagte O’Shea. »Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit. Machen Sie nun mit oder nicht?«
    »Okay«, sagte Jeffrey. »Ich mach’ mit.«
     
    Das Charlotte Inn besaß ein gemütliches Restaurant mit einem reizvollen Blick auf einen kleinen Innenhof, in dem ein Springbrunnen plätscherte. Auf den Tischen lagen weiße Tischtücher, und die Stühle waren bequem. Ein Team von aufmerksamen Kellnern und Kellnerinnen kümmerte sich um die Wünsche der Speisegäste.
    Wenn jemand Jeffrey die Szene, die er in diesem Moment genoß, noch ein paar Tage vorher geschildert hätte, wäre er in schallendes Gelächter ausgebrochen und hätte denjenigen für verrückt erklärt. Vier Leute saßen an dem Tisch. Rechts von Jeffrey saß Kelly. Sie machte noch immer einen sichtlich mitgenommenen und bangen Eindruck, aber sie sah hinreißend aus. Links von Jeffrey saß Seibert. Auch er wirkte nicht gerade gelassen. Ihm lagen die getürkten Exhumierungsdokumente im Magen, und er machte sich Sorgen wegen der Untersuchung, die die Aktion mit ziemlicher Sicherheit nach sich ziehen würde. Jeffrey gegenüber saß Devlin O’Shea, der einzige am Tisch, der völlig gelöst und zufriedenen war. Im Gegensatz zu den anderen, die Wein tranken, hielt er sich an Bier, und er war mittlerweile schon bei seinem vierten angelangt.
    »Doc!« sagte er, an Jeffrey gewandt. »Sie sind wirklich ein außerordentlich geduldiger Mensch. Sie haben mich noch immer nicht nach den Dingen gefragt, die ich herausbekommen habe.«
    »Ich habe mich nicht getraut«, sagte Jeffrey wahrheitsgetreu. »Ich habe Angst gehabt, den Bann zu brechen, unter dem ich stehe, seit wir dieses Gebäude dort verlassen haben.«
    Alles war genauso abgelaufen, wie O’Shea es vorausgesagt hatte. Jeffrey hatte einen Tumult veranstaltet, so, als würden er und Feranno sich in der Nähe des Mietwagens eine Prügelei liefern. Als Vinnie seinem Boß zu Hilfe eilen wollte, hatte O’Shea sich von hinten an ihn herangeschlichen und ihn blitzschnell entwaffnet. Dann hatte er ihm Handschellen angelegt.
    Die einzige Abweichung vom ursprünglichen Plan hatte darin bestanden, daß O’Shea Vinnie nicht an den Betondeckel angekettet hatte, sondern direkt an einen der Griffe des Sargs. »Du und Henry, ihr könnt euch gut ein bißchen Gesellschaft leisten«, hatte er grinsend zu dem entsetzten Jungganoven gesagt.
    Dann waren sie allesamt zurück zum Charlotte Inn gefahren, wo O’Shea getreu seinem Versprechen die Polizei angerufen hatte. Obwohl auch sie eingeladen worden waren, an dem Abendessen teilzuhaben, hatten Boscowaney, Cabot
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