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Narkosemord

Titel: Narkosemord
Autoren: Robin Cook
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Zelle. Das einzige Licht kam von einem kleinen ellipsenförmigen Fenster, das hoch in die Rückwand der Kammer eingelassen war.
    Jeffrey tastete sich vorwärts zu dem Fenster, vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend. An der Wand konnte er viereckige, nischenartige Vertiefungen fühlen, und mit einem Schaudern wurde ihm bewußt, daß sie für Särge vorgesehen waren.
    Er erreichte die Rückwand und kauerte sich in die Ecke. Seine Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt, und er konnte den schmalen, senkrechten Streifen Licht erkennen, der durch den Türspalt hereinfiel.
    Er wartete. Kein Laut war zu hören. Nachdem etwa fünf Minuten verstrichen waren, begann er zu überlegen, wann er sich wohl hinauswagen könnte.
    Während er noch überlegte, flog mit einem häßlichen Kreischen von Metall auf Stein die Tür auf und prallte mit einem dumpfen Schlag gegen die Wand. Jeffrey sprang hoch.
    Ein Feuerzeug flammte auf. In seinem gelben, flackernden Licht erkannte Jeffrey Ferannos fleischiges Gesicht. Er hielt das Feuerzeug auf Armeslänge vor sich. Jeffrey sah, wie er erst blinzelte, dann lächelte. »Ausgezeichnet«, sagte Feranno höhnisch. »Paßt das nicht wunderbar? Du bist schon im Grab.« Sein Hemd war voller Flecken, und seine Haare waren verklebt von der Einbalsamierungsflüssigkeit. Ferannos höhnisches Lächeln verzerrte sich zu einer haßerfüllten Grimasse. Er schlenderte auf ihn zu, in der einen Hand die Pistole, in der anderen das Feuerzeug.
    Anderthalb Meter vor Jeffrey blieb er stehen und richtete seine Waffe auf Jeffreys Gesicht. Im flackernden Schein der kleinen Flamme hatten seine Züge etwas Groteskes. Seine Augen schienen noch tiefer in ihre Höhlen gesunken zu sein. Seine Zähne schimmerten gelb wie die eines Totenschädels.
    »Ich hatte dich eigentlich lebend nach St. Louis schicken sollen«, schnarrte Feranno, »aber du hättest mir nicht diesen stinkenden Scheißdreck auf den Kopf hauen dürfen. Das hättest du nicht tun dürfen, Doc. Du wirst nach St. Louis fahren, mein Freund, o ja, das wirst du, aber in einer Holzkiste.«
    Zum zweitenmal in seinem Leben und innerhalb weniger Tage mußte Jeffrey hilflos mit ansehen, wie sich die Mündung einer Pistole auf seine Stirn richtete und leicht wackelte, als sich der Finger um den Abzug zu krümmen begann.
    »Frank!« rief eine rauhe Stimme. Der Name hallte von den Wänden der kleinen Kammer wider.
    Feranno wirbelte herum. Ein Knall erschütterte das Gebäude. Dann ein zweiter. Jeffrey ließ sich zu Boden fallen. Ferannos Feuerzeug erlosch. Anschließend senkten sich vibrierende Stille und tiefschwarze Dunkelheit über die Kammer.
    Jeffrey lag vollkommen reglos da, die Hände über den Kopf verschränkt, das Gesicht auf den kalten Steinboden gepreßt. Plötzlich hörte er das Schnipsen eines Feuerzeugs.
    Jeffrey hob vorsichtig den Kopf. Er fürchtete sich vor dem, was er sehen würde. Feranno lag direkt vor ihm, alle viere von sich gestreckt. Hinter ihm waren zwei Beine zu sehen. Als Jeffrey den Kopf ein Stück weiter hob, schaute er in das Gesicht von Devlin O’Shea.
    »Welch Überraschung«, sagte O’Shea. »Wenn das nicht mein Freund, der Doc, ist.« Er hielt ein Feuerzeug in der einen Hand und eine Pistole in der anderen, genau wie wenige Augenblicke zuvor Feranno.
    Jeffrey rappelte sich auf die Beine. O’Shea bückte sich und drehte Feranno auf den Rücken. Er fühlte nach seiner Halsschlagader. »Verdammt«, sagte er. »Ich hab’ zu gut gezielt. Ich wollte ihn eigentlich nicht töten. Zumindest glaube ich, daß ich das nicht wollte.« O’Shea richtete sich auf und trat vor Jeffrey. »Keine Giftpfeile diesmal, Doc«, sagte er warnend.
    Jeffrey wich gegen die Wand zurück. O’Shea sah noch furchterregender aus als Feranno.
    »Gefällt Ihnen meine neue Frisur?« fragte O’Shea, Jeffreys Reaktion bemerkend. »Die hab’ ich dem Arschloch da unten zu verdanken.« Er zeigte mit dem Lauf seiner Pistole auf Feranno. »Hören Sie, Doc«, fuhr er fort. »Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie. Welche wollen Sie zuerst hören?«
    Jeffrey zuckte mit den Schultern. Er wußte, daß jetzt alles vorbei war. Es tat ihm nur leid, daß O’Shea ausgerechnet jetzt aufkreuzen mußte, da sie so nahe daran waren, ihren langersehnten Beweis zu kriegen.
    »Jetzt sagen Sie’s schon!« drängte O’Shea. »Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit. Da draußen läuft immer noch ein junger Gangster herum, der Ihre Freunde mit einer
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