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Napoleon Bonaparte. Biographie.

Napoleon Bonaparte. Biographie.

Titel: Napoleon Bonaparte. Biographie.
Autoren: Alexandre Dumas
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Potsdam mitgenommen hatte, und als Gegenstück die eigene Uhr des Kaisers, die die Stunde der Schlacht von Marengo und Austerlitz geschlagen hatte, auf beiden Seiten mit goldenem Deckel versehen und die Chiffre B tragend.
       Die Möbel des zweiten Zimmers bestanden anfangs nur aus rohen, auf einfachen Fußgestellen ruhenden Brettern, worauf eine große Menge von Büchern und die verschiedenen den Generalen oder Sekretären vom Kaiser diktierten Abhandlungen lagen. Sodann stand zwischen den beiden Fenstern ein Büchergestell und gegenüber ein dem ersten gleichendes Bett, auf dem der Kaiser zuweilen den Tag über ausruhte und auch in der Nacht schlief, wenn er das erste wegen seiner häufigen und langen Schlaflosigkeit verlassen hatte. Endlich befand sich in der Mitte der Arbeitstisch, an dem die Plätze, wie sie der Kaiser beim Diktieren und die Herren von Montholon, Gourgaud oder Las Cases beim Schreiben gewöhnlich einnahmen, bezeichnet waren.
       Dies war die Lebensweise und der Palast des Mannes, der nacheinander die Tuilerien, den Kreml und den Eskorial bewohnt hatte.
       Jedoch, trotz der Hitze des Tages, trotz der Feuchtigkeit des Abends, trotz des Mangels an den zum gewöhnlichen Leben notwendigen Gegenständen hätte der Kaiser alle diese Entbehrungen mit Geduld ertragen, wäre man nicht so weit gegangen, ihn überall zu bespähen und nicht nur als Gefangenen auf der Insel, sondern sogar als Gefangenen in seinem Hause zu behandeln. Wie bereits erwähnt, hatte man verfügt, Napoleon müsse beim Ausreiten von einem Offizier begleitet werden. Infolgedessen war der Kaiser, wie gesagt, seinem Grundsatz gemäß nie mehr ausgeritten. Durch diese Beharrlichkeit hatte er es erreicht, daß seine Kerkermeister diese Beschränkung aufhoben, wenn er sich nur in bestimmten Grenzen halten wollte. Aber in diesen Grenzen war er von einem Kreise Schildwachen eingeschlossen, und eines Tags legte eine dieser Wachen schon auf den Kaiser an, als General Gourgaud ihr das Gewehr in dem Augenblicke, wo sie wahrscheinlich abdrücken wollte, entriß. Übrigens gestatteten diese Schranken nur einen halbstündigen Ritt, und da der Kaiser sie nicht überschreiten wollte, um der Begleitung seines Wächters enthoben zu bleiben, so stieg er ab und setzte seinen Ausflug zu Fuß auf kaum gebahnten Wegen an tiefen Schluchten hin fort, wo es ein Wunder ist, daß er nicht zehnmal hinabstürzte.
       Trotz dieses Wechsels in seinen Gewohnheiten blieb die Gesundheit des Kaisers während der ersten sechs Monate ziemlich gut. Aber im folgenden Winter, als die Witterung andauernd schlecht war, als Feuchtigkeit und Regen in die Zimmer des Schachtelhauses, das er bewohnte eindrang, fing er an, sich häufig unwohl zu fühlen, was sich in Anfällen von Betäubung und Erstarrung äußerte. Zudem wußte Napoleon wohl, daß die Luft sehr ungesund war, und daß eine fünfzig Jahre alte Person auf der Insel als Seltenheit galt.
       Inzwischen kam ein neuer Gouverneur und wurde dem Kaiser durch den Admiral vorgestellt. Es war ein Mann von etwa 45 Jahren, von unangenehmer Gestalt, dünn, mager, ausgetrocknet, mit rotem Gesicht und rotem Haar, von Sommersprossen bedeckt, mit schielenden Augen, die nur verstohlen um sich schauten, nur selten jemand ins Gesicht sahen und unter feuerroten, dichten und stark hervorragenden Augenbrauen lagen; er hieß Sir Hudson Lowe.
       Mit dem Tage seiner Ankunft begannen neue Quälereien, die immer unerträglicher wurden. Er führte sich dadurch ein, daß er dem Kaiser zwei gegen ihn geschriebene Flugschriften zuschickte. Dann unterwarf er die ganze Dienerschaft einem Verhör, um von ihnen zu erfahren, ob es ihr freier und fester Wille sei, beim Kaiser zu bleiben. Infolge dieser neuen Widerwärtigkeiten verfiel Napoleon bald wieder in einen krankhaften Zustand, wie er immer häufiger bei ihm eintrat. Er dauerte fünf Tage, während deren er nicht ausging, aber doch fortfuhr, seinen italienischen Feldzug zu diktieren.
       Bald steigerten sich die Quälereien des Gouverneurs; geflissentlich setzte er die einfachsten Schicklichkeitsregeln so sehr beiseite, daß er den » General Bonaparte « zum Mittagessen bei sich einlud, um ihn einer Engländerin von hohem Stande, die auf St. Helena gelandet war, vorzustellen. Napoleon antwortete nicht einmal auf die Einladung, worauf die Verfolgung noch schlimmer wurde.
       Jeder Brief mußte vor der Beförderung dem Gouverneur mitgeteilt werden, und jedes Schreiben, das
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