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Napoleon Bonaparte. Biographie.

Napoleon Bonaparte. Biographie.

Titel: Napoleon Bonaparte. Biographie.
Autoren: Alexandre Dumas
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Abführmittel zu verordnen und von Stunde zu Stunde Essig über die Stirn des Kranken zu gießen. Nichts destoweniger machte die Krankheit reißende Fortschritte.
       Eines Abends sagte ein Bedienter von Longwood, er habe einen Kometen gesehen; Napoleon hörte es, und dieses Vorzeichen machte tiefen Eindruck auf ihn. »Ein Komet,« rief er aus. »dieses Zeichen war der Vorläufer von Cäsars Tode.«
       Am 11. April nahm die Kälte an seinen Füßen sehr zu. Der Arzt versuchte warme Umschläge, um sie zu zerteilen. »Das alles ist unnütz,« sagte Napoleon zu ihm, »nicht hier, im Magen, in der Leber sitzt das Übel. Sie haben kein Mittel gegen die Glut, die mich verbrennt, keine Medizin vermag das Feuer, von dem ich verzehrt werde, zu löschen.«
       Um 15. April fing er an, sein Testament aufzusetzen, und an diesem Tage durfte niemand sein Zimmer betreten außer Marchand und dem General Montholon, die von 1+½ Uhr bis 6 Uhr abends bei ihm blieben.
       Um 6 Uhr trat der Arzt ein. Napoleon zeigte ihm sein angefangenes Testament und jedes mit dem Namen der Person, für die es bestimmt war, bezeichnete Stück seines Necessaires. »Sie sehen,« sagte er zu ihm, »ich rüste mich, von dannen zu gehen.« Der Arzt wollte ihn beruhigen, Napoleon unterbrach ihn: »Keine Täuschung mehr,« setzte er hinzu, »ich weiß, wie es steht, und ich bin gefaßt.«
       Der 19. brachte eine fühlbare Besserung, die bei allen die Hoffnung wiederbelebte außer bei Napoleon, und allgemein beglückwünschte man sich zu diesem Wechsel. Napoleon ließ sie reden, dann sagte er lächelnd: »Ihr täuscht euch nicht, ich befinde mich heute besser, aber ich fühle nichtsdestoweniger, daß mein Ende naht. Wenn ich gestorben bin, so werdet ihr alle den süßen Trost haben, nach Europa zurückzukehren. Ihr werdet eure Eltern und eure Freunde wiedersehen, und auch ich werde meine Tapfern im Himmel wiederfinden. Ja, ja,« setzte er, sich belebend und die Stimme begeistert erhebend, hinzu. »Kleber, Desaix, Bessières, Duroc, Ney, Murat, Massena, Berthier werden mir entgegenkommen. Sie werden zu mir von unsern gemeinschaftlichen Taten sprechen, und ich werde ihnen die letzten Ereignisse meines Lebens erzählen. Wenn sie mich wiedersehen, werden sie vor Begeisterung und Ruhmesseligkeit ganz verzückt sein. Wir werden mit Scipio, Cäsar, Hannibal von unsern Kriegen sprechen, es wird eine Wonne sein ... Vorausgesetzt,« fuhr er lächelnd fort, »daß man da oben nicht erschrickt, so viele Krieger beieinander zu sehen.«
       Einige Tage nachher ließ er seinen Kaplan Vignali rufen. »Ich bin in der katholischen Religion geboren,« sagte er zu ihm, »ich will die Pflichten, die sie auferlegt, erfüllen und die Sakramente, die sie austeilt, empfangen. Sie werden alle Tage eine Messe in der nahen Kapelle lesen und das heilige Sakrament vierzig Stunden lang aufstellen. Wenn ich gestorben bin, so werden sie Ihren Altar neben mein Haupt in die Sterbekammer stellen und dann die Messe lesen. Sie werden alle üblichen Zeremonien beobachten und damit nicht aufhören, bis ich begraben bin.«
       Nach dem Priester kam die Reihe an den Arzt. »Mein lieber Doktor,« sagte er zu diesem, »nach meinem Tode, der bald eintreten wird, will ich, daß Sie die Öffnung meines Leichnams vornehmen, aber ich verlange, daß kein englischer Arzt Hand an mich lege. Ich wünsche, daß sie mein Herz herausnehmen, es in Weingeist legen und meiner teuren Marie Luise überbringen. Sie werden ihr sagen, daß ich sie zärtlich geliebt habe und niemals aufhörte, sie zu lieben; Sie werden ihr all meine Leiden erzählen; Sie werden ihr alles sagen, was Sie gesehen haben; Sie werden ihr genau über meinen Tod berichten. Ich empfehle Ihnen besonders, meinen Magen gut zu untersuchen und einen genauen und ins einzelne gehenden Bericht darüber meinem Sohne zuzustellen. Dann werden Sie sich von Wien nach Rom begeben; Sie werden meine Mutter, meine Familie aufsuchen; Sie werden ihnen mitteilen, was Sie von mir hier gesehen haben. Sie werden ihnen sagen, daß ebenderselbe Napoleon, den die Welt den Großen genannt hat, wie Karl den Großen und wie Pompejus, in dem beklagenswertesten Zustande, an allem Mangel leidend, mit sich selbst und seinem Ruhme alleingelassen, gestorben sei. Sie werden ihnen sagen, daß er sterbend allen regierenden Familien den Abscheu und den Schimpf seiner letzten Augenblicke vermacht.«
       Am zweiten Mai erreichte das Fieber den höchsten Grad, der
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